Warum Google bei Updates Apple hinterherhinkt
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Googles Android mag den Smartphone-Markt beherrschen, doch in einem Punkt hinkt man Apple weiterhin hinterher: Updates. Android Oreo, die 2017 veröffentlichte Version des Betriebssystems, war nach dem ersten Jahr nur auf 21,5 Prozent aller Android-Geräte zu finden. Apples iOS 12 war bereits nach einem Monat auf mehr als 50 Prozent aller iPhones und iPads installiert, heute sind es mehr als 80 Prozent.
Denn während Apple lediglich eine überschaubare Zahl an Geräten mit Updates versorgen muss, hat Google keinerlei Kontrolle über die zahlreichen Hersteller von Android-Smartphones. Eine ärgerliche und gefährliche Situation für Android-Nutzer. Denn neben neuen Funktionen stopfen Updates oftmals auch kritische Sicherheitslücken, die von Angreifern ausgenutzt werden können.
Google übt Druck auf Hersteller aus - wenn diese wollen
Um die Situation besser in den Griff zu bekommen, rief Google bereits 2014 das „Android One“-Programm ins Leben. Wer an diesem Google-Programm teilnimmt, garantiert, dass ein Smartphone mindestens zwei Jahre lang Updates sowie drei Jahre lang monatliche Sicherheits-Patches erhält. Zudem sollen weitere Vorgaben, beispielsweise möglichst wenig unnötige Apps von Drittherstellern (sogenannte „Bloatware“) und einheitliche Designrichtlinien, die Qualität sicherstellen.
„Wir hatten vor Android One keinerlei Mittel und Wege, um die Hersteller dazu zu bringen, ihre Geräte auf dem aktuellen Stand zu halten“, erklärt Jon Gold, der bei Google als Director of Partner Programs für Android One verantwortlich ist, gegenüber der futurezone. „Mit Project Treble hat sich die Situation schon erheblich verbessert. Viele vergessen aber nach wie vor, dass nicht wir für das Ausliefern der Updates verantwortlich sind, sondern die Hersteller und Mobilfunker.“
Mit Project Treble (zur futurezone-Erklärung) vereinfachte Google die Struktur des Betriebssystems, um das Ausliefern von Updates erheblich zu beschleunigen. Denn oftmals stockt der Update-Prozess, weil für einzelne Komponenten, beispielsweise Grafikchips, der aktuelle Code fehlt oder die Freigabe beim Mobilfunker länger als geplant dauert. „Wir hoffen die Zeit von der Veröffentlichung der neuen AOSP-Version bis hin zum Ausliefern der einzelnen Updates so stark zu verkürzen wie möglich“, erklärt Gold. „Wenn jedes Smartphone zum gleichen Zeitpunkt Updates erhalten würde wie das Pixel, wäre das natürlich großartig, aber wir rechnen kurzfristig nicht damit.“
Laut Google wird das Android-One-Branding zunehmend wichtiger. Allein 2018 wurden 250 Prozent mehr Android-One-Smartphones verkauft als im Jahr davor. Das dürfte aber auch auf die zunehmende Verfügbarkeit von Android-One-Modellen zurückzuführen sein. 2017 kamen zehn neue Android-One-Smartphones auf den Markt, 2018 waren es bereits 19. Vor allem HMD Global setzt stark auf Android One, mit der Ausnahme der Einsteiger-Modelle sind alle Smartphones Teil des Google-Programms. Weitere wichtige Partner sind Xiaomi, Motorola und die spanische Marke BQ.
Huawei und Samsung wollen nicht
Dass auch Samsung und Huawei, die ein Drittel des Smartphone-Marktes kontrollieren, zukünftig Teil des Android-One-Programmes werden, will Gold zwar nicht ausschließen, er glaubt jedoch nicht daran. „Ich glaube nicht, dass eines Tages jedes Android-Smartphone ein Android-One-Gerät sein wird“, so Gold. Das sei aber auch nicht die Idee der Initiative, im Rahmen derer Google auch die Produkte der Hersteller aktiv bewirbt. Stattdessen wolle man Nutzern eine Alternative zu den hauseigenen Pixel-Smartphones bieten, die sich preislich mittlerweile eher in iPhone-Sphären bewegen.
Auch die Pixel-Smartphones bekommen zumindest zwei Jahre lang Android-Updates. Apple gibt zwar öffentlich kein Versprechen für regelmäßige Updates ab, üblicherweise wird ein Gerät aber für vier bis fünf Jahre mit neuer Software versorgt. Eine Verlängerung der Update-Garantie bei Android One und den Pixel-Smartphones sei laut Gold nicht geplant.
Kein Google-Siegel
Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Android-One-Geräten wird auch die Marke häufiger erkannt. In Spanien hätten 50 Prozent der Nutzer eines Android-One-Smartphones das Programm als kaufentscheidenden Grund angegeben. „Die Menschen haben angefangen, Android One mit regelmäßigen Updates zu verbinden, weswegen wir diese Marke weiterhin dafür nutzen“, erklärt Gold. Ein einheitliches Qualitätssiegel, das Verwechslungen mit dem für Einsteiger-Smartphones vorgesehenen Android Go vermeiden würde, plane man dennoch nicht. „Ich weiß nicht, ob es so viel anders wäre, wenn wir einfach ein großes G raufklatschen würden.“
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