Ariane 6 wird nach Fehlfunktion zu Weltraumschrott
Zunächst verlief alles nach Plan: Die Ariane 6 startete am Dienstagabend gegen 21.00 Uhr (MESZ) vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ins All. Nach dem Bilderbuchstart erreichte die neue europäische Trägerrakete den Erdorbit.
Dort konnte die 60 Meter hohe und 540 Tonnen schwere Rakete mehrere Nutzlasten erfolgreich aussetzen. In der allerletzten Phase des Testfluges kam es aber dann doch noch zu einer Fehlfunktion.
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Fehlfunktion nach Bilderbuchstart
Ein Herzstück der Ariane 6 ist das wiederzündbare Vinci-Triebwerk. Es kann im All erneut gezündet werden und so Nutzlasten flexibel in verschiedene Orbits bringen. Auf dem Erstflug konnte das Triebwerk auch 2 Mal erfolgreich gezündet werden.
Ariane 6 wurde zu Weltraumschrott
In der letzten Phase der Mission versagte dann allerdings ein Hilfsantrieb, sodass das Vinci-Triebwerk nicht erneut gezündet werden konnte. Mit dieser Zündung hätte die Rakete wieder in Richtung Erdatmosphäre gelenkt werden sollen. Dort hätte sie verglühen sollen, sodass sie nicht zu Weltraumschrott wird. Doch genau das ist nun passiert.
Weil das Triebwerk nicht mehr funktionsfähig war, bleibt die Ariane 6 bis auf Weiteres im All und umkreist die Erde in einer elliptischen Umlaufbahn in einer Höhe zwischen 300 und 700 Kilometer.
Fehler in der Schwerelosigkeit
Der Fehler dürfte auf die APU (Auxiliary Power Unit) zurückzuführen sein. Dieser Hilfsantrieb verleiht der Rakete ein klein wenig Schub. Dieser Schub ist notwendig, damit sich der Treibstoff in den Tanks trotz Schwerelosigkeit in Richtung Antrieb bewegt.
Die APU ist zwar zunächst 2 Mal wie geplant angesprungen. Beim finalen Zünden versagte das Hilfsaggregat allerdings. Dadurch wurde die Treibstoffversorgung des Vinci-Triebwerks unterbrochen und es konnte ebenso nicht gezündet werden.
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Ariane 62 und Ariane 64
Die neue europäische Trägerrakete wird es in 2 Varianten geben
Ariane 62:
- Sie startet mit 2 P120 Feststoffboostern
- LEO-Nutzlast: 10,3 Tonnen
- GTO-Nutzlast: 4,5 Tonnen
- Höhe: 60 Meter
Ariane 64:
- Sie startet mit 4 P120 Feststoffboostern
- LEO-Nutzlast: 20,6 Tonnen
- GTO-Nutzlast: 11,5 Tonnen
- Höhe: 60 - 66 Meter
Tests am Boden nicht möglich
Laut Martin Sion, Chef des Raketenbauers ArianeGroup, verlief die Startphase wie geplant. Danach habe es eine Demonstrationsphase gegeben, um zu schauen, wie sich die Oberstufe der Rakete in der Mikrogravitation verhält.
Dass die letzte Zündung nicht funktioniert hat, sei bedauerlich. "Aber das ist auch der Grund, weshalb wir eine technische Demonstration vornehmen, weil es Dinge gibt, die wir nicht am Boden testen können", so Sion. Mit der Testphase am Ende des Erstflugs habe man so viele Informationen wie möglich sammeln wollen.
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