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© Axiom Space

Science

Nicht nur Weltraumtourismus: Was Axiom Space im All plant

Wenn es keine weiteren Verschiebungen mehr gibt, soll am kommenden Freitag die Raumfahrtmission Ax-1 starten. Das Unternehmen Axiom Space schickt dabei 4 Astronauten an Bord einer SpaceX Crew Dragon Kapsel zur Internationalen Raumstation. Es wird sich um die erste vollständig private Crew handeln, die die ISS besucht. Sie besteht aus einem sehr erfahrenen ehemaligen NASA-Astronauten und drei Neulingen. Sie sind einerseits Weltraumtouristen, andererseits haben sie aber auch Forschungsaufträge, die sie innerhalb von 8 Tagen auf der ISS erfüllen müssen.

Raumstation aus 4 Modulen

Ax-1 soll zeigen, wohin die Reise von Axiom Space in Zukunft führen soll: Einerseits will das in Houston, Texas, beheimatete Unternehmen Flüge ins All für eine wohlhabende Klientel öffnen - ein Sitzplatz zur ISS kostet 55 Millionen Dollar. Andererseits will es Unternehmen auf der Erde die Möglichkeit bieten, Forschung und Entwicklung in der Schwerelosigkeit voranzutreiben. In Zukunft soll dies auf einer eigenen Raumstation geschehen, der "Axiom Station". Sie soll zunächst als Teil der ISS aufgebaut und später davon abgekoppelt werden.

Laut Plan soll das erste Modul von Axiom Space im Jahr 2024 an der ISS angebaut werden. Ihm sollen drei weitere Module folgen. Das vierte und letzte Modul soll 2027 in den Orbit gebracht werden. Mit einer eigenen Solaranlage und eigener Luftschleuse für Weltraumspaziergänge soll sie die Module völlig unabhängig von der ISS machen. Wird die ISS außer Dienst gestellt, kann die Axiom Station separat weiterbetrieben werden. Raumfahrtexperte Eugen Reichl hält das Vorhaben für realistisch: "Ab 2030 gibt es wahrscheinlich keine ISS mehr. Für die Mikrogravitationsforschung gibt es weiterhin Bedarf. Also der Markt ist da."

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Innenraum der Axiom Station im Philippe-Starck-Design

Design von Philippe Starck

Auf der privaten Raumstation sollen Besucher*innen einen phänomenalen Blick auf die Erde durch eine große Glaskuppel erhalten. Residiert wird in gemütlichen, geräumigen Modulen, für dessen Innenraum Designer Philippe Starck bereits Konzepte vorgelegt hat. Ein eigenes Labormodul steht für die Weiterentwicklung der Produktion in Schwerelosigkeit zur Verfügung. Auf diesen Bereich setzen bereits viele Unternehmen große Hoffnungen.

3D-Druck ohne Schwerkraft

Durch fehlende Gravitation können etwa mit 3D-Druckern ganz andere Strukturen als auf der Erde erschaffen werden. Beispiele dafür sind hochreine Glasfaserkabel mit extrem niedrigen Signalverlusten oder lebendes Gewebe für Transplantationen. Bahnbrechende Produkte wie diese sollen die Industrialisierung des Weltraums vorantreiben und Axiom Space als einen der Vorreiter etablieren.

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Die Axiom Station wird zunächst an der ISS angedockt, später eigenständig sein

Legendäre Namen an Bord

Aus heutiger Sicht wirken derartige Visionen vielleicht verrückt, zumindest hochriskant. Axiom Space hat aber einige Veteran*innen des Weltraumgeschäfts an Bord. Gegründet wurde die Firma von Mike Suffredini, der von 2005 bis 2015 das ISS-Programm der NASA leitete, und Kam Ghaffarian, der bereits einige High-Tech-Unternehmen gestartet hat. Die früheren NASA-Astronaut*innen Peggy Whitson und Michael Lopez-Alegria (er fliegt bei Ax-1 mit) sind dabei. Der ehemalige NASA-Chef Charlie Bolden ist Berater. "Das sind legendäre Namen. Sie sind sicher ein Faktor, warum die NASA die Projekte von Axiom Space so fördert", meint Reichl.

Die NASA ist ihrerseits froh über das Engagement von Privatunternehmen wie Axiom Space, Sierra Space, Nanoracks, Blue Origin und SpaceX. Sie schaffen es üblicherweise, Projekte im Erdorbit rascher und günstiger zu verwirklichen, während sich die US-Weltraumagentur stärker auf die Erforschung des tieferen Alls konzentriert. Reichl: "Die Agenturen werden weiterhin die Speerspitze der Forschung bilden, aber alles, was bereits gut beherrscht wird, machen künftig Private. Beim Transport ist es jetzt schon soweit und künftig wird es auch bei Raumstationen so sein."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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