Terrorgefahr: Brennstoff für Mini-Atomreaktor ist atomwaffenfähig
Die Herstellung von Atomwaffen zu verhindern, ist ein zentrales Anliegen internationaler Diplomatie. Notwendig für die Produktion ist angereichertes Uran. Jenes dient nicht nur für Kernwaffen, sondern auch für friedliche Zwecke als Brennstoff für Kernreaktoren.
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Für angereichertes Uran wird das Ursprungselement einem bestimmten Verfahren unterzogen, wodurch der Anteil des Isotops U-235 erhöht wird. Konventionelle Atomkraftwerke benötigen in etwa 5 Prozent des U-235.
Zunehmend in Mode kommen nun kompakte Next-Gen-Atomkraftwerke, die gerade von mehreren Unternehmen entwickelt werden. Diese nutzen modulare Reaktoren (Small Modular Reactors - SMRs), die zwischen 10 und 20 Prozent U-235 benötigen. Dieser Brennstoff wird HALEU (High-Assay Low-Enriched Uranium") genannt.
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Andere Sicherheitsstandards
HALEU bleibt dabei meist knapp unter der Grenze von 20 Prozent U-235, die für hochangereichertes Uran (HEU) gilt, das für Nuklearwaffen verwendet werden könnte. Das heißt, es gelten die Sicherheitsstandards und -regulierungen für niedrig angereichertes Uran.
Eine Studie, die im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde, zeigt allerdings, dass es möglich ist, mit niedriger angereichertem Uran Atomwaffen herzustellen. Das sei unter anderem im Hinblick auf terroristische Nutzung bedenklich. “Regierungen und Befürworter der Nutzung von HALEU haben die potenziellen Verbreitungs- und Terrorismusrisiken nicht sorgfältig bedacht”, heißt es von den Wissenschaftler*innen.
Bomben wie Hiroshima und Nagasaki
In ihrer Studie kommen sie zum Schluss, dass HALEU mit einem Uran-235-Gehalt von mehr als 12 Prozent zur Herstellung von Waffen genutzt werden kann, deren Sprengkraft vergleichbar mit den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki ist.
Sie fordern, das Risiko zu mindern, indem der US-Kongress und die Nationale Nukleare Sicherheitsbehörde des Energieministeriums eine neue Untersuchung zu HALEU in Auftrag geben sollen. Expert*innen für Nuklearwaffen sollen das Risiko dann neu bewerten.
SMRs als Hoffnungsträger für die Atomenergie
Konzepte für kleine modulare Reaktoren und Forschungsreaktoren sind für den Einsatz von HALEU ausgelegt. Die SMRs sollen günstiger und schneller zu bauen und sicherer sein. Die Befürworter*innen argumentieren auch, dass bei SMRs weniger radioaktiver Abfall entsteht.
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In den USA wurde zuletzt ein Projekt rund um einen SMR abgewürgt. In Europa sind weiterhin SMRs geplant. So soll im Atompark Temelín der erste SMR Europas entstehen.
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