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Science

Corona: China lieferte für WHO-Bericht "nicht genügend Daten"

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen 120-Seiten langen Bericht mit den Ergebnissen der Expertenmission zum Ursprung des Coronavirus veröffentlicht. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus wirft nun China vor, der Mission nicht genügend Daten zur Verfügung gestellt zu haben. In der Zukunft erwarte er "gemeinschaftliche Studien, um rechtzeitiger und umfassender Daten zu teilen", sagte Tedros am Dienstag in Genf bei einem Briefing der WHO-Mitgliedstaaten anlässlich der offiziellen Vorstellung des Berichts zu der Mission.

Tedros forderte zudem, die These, das neuartige Coronavirus könne aus einem Labor entwichen sein, weiter zu untersuchen. Denkbar seien "weitere Missionen mit spezialisierten Experten, zu deren Entsendung ich bereit bin". Die internationalen Experten, die im Jänner im chinesischen Wuhan nach den Ursprüngen der Corona-Pandemie gesucht hatten, stufen es in ihrem Bericht als "extrem unwahrscheinlich" ein, dass das Virus versehentlich aus einem Labor entwichen ist. Die Möglichkeit einer absichtlichen Freisetzung von SARS-CoV-2 wurde nicht untersucht.

Gezüchtete Wildtiere oder Fledermäuse

Eine Theorie der Experten sieht den möglich Ursprung des Virus auf Farmen in der Provinz Yunnan. Dort werden Wildtiere wie Stachelschweine, Schuppentiere und Bambusratten als Nahrungsmittel gezüchtet und auf Märkten, unter anderem in Wuhan, verkauft. Solche Farmen wurden 2020 geschlossen, die WHO-Experten vermuten aber, dass eine Übertragung vom Tier zum Menschen bereits im Oktober oder November 2019 stattfand. Das berichtet Business Insider.

Allerding konnten die Experten keine Hinweise auf das Coronavirus bei diesen Tieren finden. Sie nahmen 900 Proben von Fleisch, das auf dem Huanan Markt in Wuhan verkauft wurde sowie von lebenden Tieren. Es konnte keine Infektion mit COVID-19 nachgewiesen werden. Das lege die Vermutung nahe, Menschen hätten das Virus zu dem Markt gebracht. 

In Europa ist jede dritte Säugetierart eine Fledermaus. In Österreich sind viele gefährdet.

Auch 1.100 Fledermäuse wurden in der Region getestet. Dabei konnte ebenfalls kein Virus nachgewiesen werden, das SARS-CoV-2 entspricht. Das Expertenteam glaubt, zukünftig eine Fledermauspopulation finden zu können, auf die die ursprüngliche Infektion zurückzuführen ist.

Zweifel an Transparenz

Kritiker werfen der WHO vor, die Expertenmission in Wuhan habe wegen mangelnder Kooperation Chinas zu wenige Ergebnisse erbracht. Die USA äußerten wiederholt Zweifel an Chinas Transparenz im Umgang mit der Pandemie. Lange Zeit hatte Peking sehr zurückhaltend auf das Ansinnen reagiert, internationale Fachleute zur Klärung der Pandemie-Ursprünge ins Land zu lassen. Erst nach mehr als einem Jahr stimmte Peking dann der WHO-Mission zu.

Die etwa ein Dutzend Experten aus verschiedenen Fachrichtungen wie Epidemiologie und Zoologie durften schließlich nach mehrtägiger Verzögerung am 14. Jänner 2021 nach China einreisen. Nach einer zweiwöchigen Corona-Quarantäne besuchten sie unter anderem das Institut für Virologie und den Huanan-Tiermarkt in Wuhan und sprachen mit chinesischen Behördenvertretern. Die Mission endete am 9. Februar.

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