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Science

Wie man einen Asteroiden abwehrt: Die DART-Planerin im Interview

Trotz Nervosität im Team ist die DART-Mission gelungen. Das bringt die Menschheit auf Kurs bei der Asteroidenabwehr.

Der Double-Asteroid-Redirection-Test (DART) war eine Bilderbuchmission der NASA. Eine Raumsonde steuerte autonom den Asteroidenmond Dimorphos an und rammte ihn. Damit sollte erprobt werden, ob der Fels von seiner Flugbahn abgelenkt werden kann.

Die Planung dieser Mission leitete die Ingenieurin Elena Adams vom Johns Hopkins Applied Physics Laboratory. Die futurezone traf sie im Rahmen der Planetary Defense Conference zum Gespräch.

futurezone: Was sind die wichtigsten Schritte bei einer so planungsintensiven Mission wie DART?
Elena Adams: Wenn man eine Mission plant, bei der ein Asteroid präzise getroffen werden muss, dann braucht man sehr genaue Sensoren, die den Asteroiden erkennen und darauf abzielen. Das wussten wir von Anfang an. Allerdings sind wir ein Low-Cost-Projekt (314 Millionen Dollar, Anm.), also hatten wir nur einen Star Tracker. Ich wünschte, wir hätten 2 gehabt, das hätte es uns erleichtert, die genau Flughöhe der Sonde zu bestimmen – also wo sie sich genau im Weltall befindet und wohin sie ausgerichtet ist. 

Weil der Asteroid so klein ist, sehen wir ihn erst ganz kurz vor dem Einschlag. Also muss die Sonde alles alleine machen, auch den Asteroiden finden. Sie muss die Triebwerke selbst steuern, um sich darauf zuzubewegen. Und dafür braucht man richtig gute Sensoren und Kameras.

Würdest du alles nochmal so machen?
Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich noch eine Infrarotkamera einbauen. So könnte man den Asteroiden einfach anvisieren und treffen. Der Grund dafür ist, dass Asteroiden im Infrarotbereich glühen, im sichtbaren Licht aber nicht. Das einzige Licht, das man sieht, ist gestreutes Sonnenlicht.

Wir hatten alle Panik. Es gibt so viel, das schiefgehen kann, wenn man an einen Ort fliegt, den man noch nie gesehen hat.

Elena Adams

Warst du trotz der ganzen Planung erleichtert, dass alles so gut lief?
Ja, war ich. Man sieht zwar auf den Fotos und Videos, die nach dem Treffer entstanden sind, wie glücklich wir sind, aber wir hatten alle Panik, dass es schiefgeht. Am Tag des Einschlags haben wir 11 Stunden lang alles vorbereitet, irgendwann ist man wie taub. Wir haben Dimorphos 73 Minuten vor dem Einschlag entdeckt und wir haben das auch in dieser Zeit vermutet.

Kurz zuvor hatte ich die Ansage gemacht: Wenn wir ihn nicht in den nächsten 7 Minuten sehen, dann müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen und die Kameraparameter ändern, sonst fliegen wir vorbei. Wir waren alle nervös, aber zum Glück haben wir ihn dann gesehen. Es gibt so viel, das schiefgehen kann, wenn man an einen Ort fliegt, den man noch nie gesehen hat. Zum Beispiel hätte plötzlich ein weiterer Mond auftauchen können, von dem wir nichts wissen. 

Welche Lehren wurden für den Ernstfall aus der Mission gezogen?
Man erhält einen Rückstoß durch das beim Einschlag abgestoßene Material, was die Flugbahn verändert. Wie groß dieser Rückstoß ist, kommt auf das Material an: Ist der Asteroid ein Klumpen Metall oder ein Schutthaufen und somit sehr porös? Um die Mission operabel zu machen, muss man diese Bedingungen kennen. Davon hängt ab, wie stark man den Asteroiden schließlich bewegt. Nur so kann man abschätzen, wie stark man die Flugbahn verändert. 

Was müssen wir über Asteroiden wissen, um sie so abwehren zu können?
Wir müssen wissen, wo sie sich befinden. Deshalb sind Erkundungsmissionen vorab so wichtig. Wir haben den Asteroiden getroffen und alles lief sehr gut. Darüber sind wir glücklich, aber im wahren Leben möchten wir vorher ein paar mehr Informationen haben. Diese Informationen können Wissenschaftler*innen in ihre Modelle einbauen, damit wir nächstes Mal mehr Werkzeuge haben, um die Veränderung besser vorherzusagen, die wir auslösen. 

Warum ist es so wichtig, diesen Erfolg einer großen Öffentlichkeit zu zeigen?
Die Verteidigung des Planeten betrifft nicht nur eine Nation, sondern ist ein weltweites Anliegen. Jeder ist beteiligt, weil niemand weiß, wo ein Asteroid runtergehen wird. Manchmal weiß man das erst einige Stunden zuvor. Das bedeutet, die ganze Welt muss helfen, einen Einschlag zu verhindern. 

Die DART-Mission ist zu Ende. Was passiert als Nächstes? 
Die Empfehlung ist, eine kleine, schnelle Erkundungsmission zu machen. Wir suchen ein dunkles Objekt, das man von der Erde schlecht beobachten kann, und fliegen mit einer Raumsonde daran vorbei. Dann sehen wir, ob wir so genug Informationen erhalten können, um die tatsächliche Gefahr durch so ein Objekt einschätzen zu können. 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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