Die DART-Sonde soll in der Nacht auf Dienstag auf Dimorphos einschlagen.

Die DART-Sonde soll in der Nacht auf Dienstag auf Dimorphos einschlagen.

© NASA/Johns Hopkins APL

Science

Countdown zur Asteroidenabwehr: NASA-Sonde rammt Dimorphos

Das DART-Raumfahrzeug zerschellt am Dienstag kurz nach 2 Uhr früh – wenn alles gut geht. Mit 6 Kilometern pro Sekunde (22.000 km/h) wird es den Asteroidenmond Dimorphos rammen. Ziel der DART-Mission ist, die Umlaufbahn des Himmelskörpers zu verändern. In Zukunft könnten so Asteroiden umgelenkt werden, die auf Kollisionskurs mit der Erde sind.

„Es ist eine historische Mission“, sagt Nancy Chabot, Leiterin der DART-Koordination, bei einem Pressetermin. DART steht für „Double Asteroid Redirection Test“, also „Doppelasteroid Umlenkungstest“.

Bei dem Doppelasteroiden handelt es sich um Dimorphos, der den Asteroiden Didymos in einem Abstand von einem Kilometer wie ein Mond umkreist. Die beiden nähern sich der Erde auf maximal 7,1 Millionen Kilometer.

Der Ablauf der DART-Mission.

„Es bestand niemals die Gefahr, dass sie mit der Erde kollidieren könnten“, streicht Chabot hervor. Der Doppelasteroid bietet aber die Möglichkeit, den kleineren Himmelskörper zu rammen und dessen Ablenkung zu messen.

Nur minimale Ablenkung erwartet

„Durch den Einschlag wird Dimorphos nur geringfügig abgelenkt“, erklärt NASA-Wissenschafter Tom Statler. Dennoch hofft man, die neue Umlaufbahn von der Erde aus berechnen zu können. Dies erfolgt per Zeitmessung. Dimorphos braucht für eine Umrundung seines Nachbarn ziemlich genau 11 Stunden und 55 Minuten. Wird der Orbit, wie geplant, nach dem Einschlag enger, wird die Zeit kürzer.

„Man kann es sich wie bei einer Armbanduhr vorstellen, die zu schnell oder zu langsam läuft“, sagt Statler: „Zuerst mag es einem nicht auffallen, aber nach einigen Wochen merkt man, dass sie falsch geht.“ So werden auch die Forscher*innen auf der Erde einige Zeit brauchen, um zu ermitteln, wie stark der Asteroid abgelenkt wurde. Bereits wenige Prozentpunkte wären bereits ein Erfolg.

Autopilot steuert DART-Sonde

Ob Dimorphos getroffen wurde, ist hingegen sofort klar. „Die DART-Sonde sendet ein Bild pro Sekunde zur Erde“, sagt Ian Carnelli von der europäischen Raumfahrtorganisation ESA, die ebenfalls an der Mission beteiligt ist. „In den letzten Sekunden vor dem Einschlag sollten tennisballgroße Objekte auf der Oberfläche von Dimorphos erkennbar sein – und dann hoffentlich nichts mehr.“

Gelenkt wird die Sonde nicht von der Erde aus, sondern von einem Autopiloten. So soll DART Dimorphos selbstständig erkennen und darauf zusteuern. „Es gibt eine kleine Chance, dass wir den Asteroiden verpassen, aber die ist wirklich nicht groß“, sagt Statler.

Die DART-Sonde (in Gold) auf der Erde, beim Verladen in den SpaceX-Transportbehälter

Satellit soll erste Bilder liefern

Mehr Daten zum Einschlag sammelt der Kleinsatellit LICIACube, der sich vor knapp 2 Wochen von der eigentlichen DART-Sonde abgelöst hat. Er wird 3 Minuten nach dem Aufprall an Dimorphos vorbeifliegen. „Das wird ein sehr schneller Vorbeiflug“, sagt Simone Pirrotta von der italienischen Raumfahrtbehörde ASI.

Dennoch erhofft man sich davon Erkenntnisse. So soll die, durch den Einschlag aufgewirbelte Staubwolke mehr über die Zusammensetzung des Asteroiden verraten. Bilder von der Rückseite seien außerdem wichtig, um ein 3D-Modell des Objekts zu erstellen.

Hera-Mission startet 2024

Am 24. November 2021 machte sich DART zu ihrer Kamikaze-Mission auf. In einigen Jahren kommt dann die europäische Raumsonde „Hera“ ins Spiel: Sie soll im Dezember 2026 den Doppelasteroiden erreichen und für mehrere Monate begleiten. Eine Minisonde soll sogar auf Dimorphos landen. „Bilder können täuschen“, sagt Carnelli, der die Mission leitet. „Durch die Mission können wir die Masse und Zusammensetzung von Dimorphos messen und besser festlegen, was nötig ist, um einen Asteroiden abzulenken.“ 

Schutz vor erdnahen Objekten

Dass es einmal nötig wird, einen Asteroiden von seinem Kollisionskurs mit der Erde abzulenken, hofft bei der NASA und ESA niemand. „Objekte mit einem Durchmesser ab 150 Metern können lokal schwere Verwüstungen anrichten und auch weltweite Auswirkungen haben“, sagt Statler.

„Wir schätzen, dass wir bislang nur etwa 40 Prozent der erdnahen Objekte in dieser Größe kennen.“ Die DART-Mission soll konkrete Daten liefern, ob man sich künftig vor potenziell gefährlichen Asteroiden überhaupt schützen kann.

Fakten zur DART-Mission

Doppelasteroiden
15 Prozent der Asteroiden sind im Zweiergespann unterwegs. Sie werden durch ihre Schwerkraft zusammengehalten, ähnlich wie Erde und Mond.

Hera-Mission
Die ESA-Raumsonde Hera soll 2024 von der Erde aufbrechen und die Asteroiden 2026 erreichen. Ihre Untersuchung konzentriert sich vor allem auf den entstandenen Krater.

62 Megatonnen
Dynamit ist das Äquivalent der Sprengkraft eines etwa 100 Meter großen Asteroiden, der auf der Erdoberfläche einschlägt.  Das entspricht etwa der Stärke von 4.600 Hiroshima Atombomben.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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