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© APA/AFP/NASA/HANDOUT / HANDOUT

Science

Die Erde vibriert seit der Corona-Pandemie deutlich weniger

Eine neue Studie unter der Führung des Observatoire royal de Belgique zeigt auf, dass die Erde durch die Corona-Pandemie deutlich weniger vibriert. Das ist dem Zurückfahren menschlicher Aktivitäten zu verdanken. Transport, Baustellen, Industrie und jegliche sonstige menschgemachte Bewegung erzeugt üblicherweise ein seismisches Grundrauschen, das selbst durch abgelegenste Seismometer feststellbar ist. Durch die Pandemie wurde dieses Grundrauschen um 50 Prozent reduziert.

"Anthropause"

Dieser Rückgang an menschgemachten Vibrationen hat bereits eine Bezeichnung erhalten. Die "Anthropause". "Diese Ruheperiode ist die längste und größte Abdämpfung von menschgemachtem seismischen Rauschen, seitdem wir begonnen haben, die Erde mit einem großen Netzwerk von Seismometern zu überwachen", meint Stephen Hicks vom Imperial College London. Er hat an der Studie mitgearbeitet, die nun im Fachjournal Science veröffentlicht wurde.

Für die Studie wurden Daten von 268 Seismometer-Stationen in 117 Ländern über mehrere Monate gesammelt und ausgewertet. In den Daten sind die Lockdown-Maßnahmen einzelner Länder klar zu erkennen, angefangen mit China Ende Jänner. Je mehr Länder Ausgangsbeschränkungen verhängten, desto mehr ging das seismische Rauschen zurück. Rückgänge werden auch sonst verzeichnet, etwa an Feiertagen, bei Nacht oder am Wochenende. Der Rückgang durch die Corona-Krise war jedoch weit umfangreicher.

Erdbewegungen genauer messen

Für Seismologen ergibt sich dadurch eine seltene Gelegenheit. "Unsere Studie zeigt auf einzigartige Weise, wie sehr menschliche Aktivitäten die feste Erde beeinflussen. Dadurch könnten wir nun klarer erkennen, welche Unterschiede es zwischen menschlichem und natürlichem Rauschen gibt", meint Stephen Hicks. Die Forscher können im Signal also nun besser erkennen, welche Frequenzen sie im Normalfall ausblenden können, um seismologische Aktivitäten der Erde zu beobachten.

Die "Anthropause" bietet die Gelegenheit, Erdbewegungen klarer zu erkennen. "Mit der zunehmenden Urbanisierung und wachsender globaler Bevölkerung, werden mehr Menschen in geologisch gefährlichen Gebieten leben", erklärt Studienleiter Thomas Lecocq. "Deswegen wird es wichtiger denn je, zwischen natürlichem und menschgemachtem Rauschen zu unterscheiden, damit wir "zuhören" können und Bodenbewegungen unter unseren Füßen besser überwachen können."

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