FILE PHOTO: An electric car is charged by a mobile charging station on a street in Prague
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Science

Warum es keine gute Idee ist, das E-Auto über Nacht zu laden

Forscher*innen der US-Universität Stanford haben ein Modell zur Berechnung der Stromnachfrage durch den vermehrten Einsatz von Fahrzeugen mit Elektroantrieb erstellt. Insbesondere haben sie sich dabei angesehen, welche Belastungen auf das Stromnetz von Kalifornien und allgemein auf den Westen der USA zukommen. In ihrer Studie identifizieren die Forscher*innen ein Grundübel, das ihrer Meinung nach einen Knackpunkt für die zukünftige Entwicklung darstellt: Das Aufladen in der Nacht.

Abendverbrauch ohnehin schon höher

Derzeit beginnen die meisten Besitzer*innen ihre Elektroautos abends nach der Arbeit zuhause aufzuladen. Für das Stromnetz stellt dies eine Belastung dar. Abends ist der private Stromverbrauch ohnehin höher. Kommt noch eine Vielzahl von E-Autos dazu, ergeben sich 25 Prozent höhere Lastspitzen im Stromnetz, wie die Wissenschaftler*innen berechnen. Laut TechXplore ergeben sich dadurch hohe Kosten für den Ausbau von Stromerzeugungs- und -Speicherkapazitäten.

"Wir ermutigen politische Entscheidungsträger*innen dazu, Stromtarife zu überlegen, die das Laden bei Tag fördern und den Aufbau von Infrastruktur zu fördern, um vom Laden daheim zum Laden am Arbeitsplatz zu wechseln", sagt Ram Rajagopal, einer der Autor*innen der Studie, die im Fachjournal Nature Energy veröffentlicht wurde. Auf die Weise müsste nachts weniger Strom produziert werden und Strom aus erneuerbaren Quellen könnte besser genutzt werden.

Kann man auch auf Österreich anwenden

Die Erkenntnisse für den Westen der USA ließen sich auch auf alle anderen Weltregionen umlegen, meinen die Forscher*innen. Bei der Vorstellung einer Studie zu Energiewende und Infrastruktur vor wenigen Tagen in Wien wurde zu diesem Thema ebenfalls gesprochen.

"In Österreich gibt es ca. 5 Millionen Autos. Wenn die alle elektrisch fahren würden, bräuchte man 13 bis 15 Terawattstunden Strom pro Jahr. Derzeit liegt der Verbrauch bei rund 70 Terawattstunden. Die Energiemenge ist nicht die große Herausforderung, sondern die Ladeleistung", sagte Gerhard Christiner, Vorstand des heimischen Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid. "Ich muss ja nicht unbedingt dann laden, wenn der Verbrauch am höchsten ist", richtet er Elektoautofahrer*innen aus. "Man könnte hier durchaus mehr Sensibilität schaffen."

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