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EU misst CO2 vom Weltraum aus: "Werden nicht Polizei spielen"

Die EU wird ihre selbst gesteckten Klimaziele für 2020 wohl verfehlen. Einem aktuellen Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) zufolge gingen die Treibhausgas-Emissionen von 1990 bis 2017 zwar um 22 Prozent zurück, stagnierten zuletzt aber wieder. Auch der Energieverbrauch stieg zuletzt wieder an.

CO2 mit Satelliten messen

Wo wie viel CO2 tatsächlich von Menschenhand produziert wird und wie die klimaschädlichen Gase sich anschließlich in der Atmosphäre verteilen, ist gar nicht so leicht feststellbar, wie man meinen könnte. Künftig soll der CO2-Ausstoß daher aus dem Weltraum gemessen werden. Das kündigten Vertreter der Europäischen Kommission auf der Europäischen Weltraum-Woche in Helsinki an.

"Unser Ziel ist es, bis 2025 Satelliten im Rahmen des Copernicus-Programmes im Weltraum zu platzieren, die nicht nur das CO2 in der Atmosphäre überwachen, sondern auch genau messen können, welche Emissionen natürlich und welche menschengemacht sind“, erklärte Dinka Dinkova von der Europäischen Kommission.

Auf futurezone-Nachfrage, ob die EU auch Strafen für überführte Klimasünder vorsehe, reagierte Dinkova abwehrend: „Wir werden sicher nicht Polizei spielen. Es geht einfach darum, besser zu verstehen, was auf regionaler und nationaler Ebene passiert und darauf basierend Entscheidungen zu treffen, wie der CO2-Ausstoß eingedämmt werden kann.“

16 Milliarden Euro für den Weltraum

Das Satellitenprogramm zum Messen von CO2-Ausstoß ist Teil einer groß angelegten Weltrauminitiative der EU, für die in den kommenden Jahren zumindest 16 Milliarden Euro vorgesehen sind. Neben dem Erdbeobachtungsprogramm Copernicus soll das Geld auch dem europäischen Navigationssystem Galileo zugute kommen, das von 26 auf zumindest 30 Satelliten aufgestockt wird.

Johann-Dietrich Wörner, Generaldirektor der europäischen Weltraumbehörde ESA, forderte indes Politiker und Entscheidungsträger in der EU im Kampf gegen die Klimakrise zum sofortigen Handeln auf. "Die Beobachtung der Erde vom Weltraum aus ist enorm wichtig, aber wir müssen jetzt auch konkrete Maßnahmen setzen. Diese Verantwortung sind wir auch unseren Kindern schuldig", sagte er in Helsinki.

Weltraumtechnologien könnten im Kampf gegen den Klimawandel wichtige Lösungsansätze liefern. "Während wir auf der Erde durchschnittlich 100 Liter Wasser pro Tag verbrauchen, kommen die Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS mit 5 Liter pro Tag aus. Brennstoffzellen, die bereits in den Apollo-Missionen verwendet wurden, werden nun zum Heizen in Eigenheimen eingesetzt. Von solchen Entwicklungen kann man sich einiges abschauen", erklärte Wörner.

Schutz der Ozeane

Sofortiges Handeln im Kampf gegen die Klimakrise forderte auch der 16-jährige Thomas Lesage, Gründer der Initiative Children for the Oceans. Er will auf die Verschmutzung, Überfischung und Übersäuerung der Meere aufmerksam machen und tourt nach einer Weltumsegelung durch Klassenzimmer, um Schüler für die Rettung der Ozeane zu gewinnen. "Bildung und Aufklärung sind das wichtigste. Vielen jungen Leuten, aber auch Erwachsenen ist es einfach nicht bewusst, wie schlecht es um unsere Meere steht", sagte Lesage.

Um dies zu verdeutlichen, seien leicht verständliche Daten notwendig, plädiert auch Lesage für den Ausbau von Erdbeobachtungsprogrammen der EU. Dem Schüler zufolge komme der Klimawandel im Unterricht zudem viel zu kurz. "In Wahrheit müsste es neben Mathematik und Geschichte und all den anderen Fächern auch Klimawandel als Unterrichtseinheit geben. Je mehr junge Leute über die Klimakrise erfahren würden, desto mehr würden sie sich auch für Schutzmaßnahmen einsetzen", ist Lesage überzeugt.

Politiker sollten der jungen Generation definitiv mehr Aufmerksam schenken, lautete sein viel beachteter Appell auf der Europäischen Weltraum-Woche.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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