Sturm, Hitze, Flut: Welche Dominoeffekte Extremwetter auslöst
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In den vergangenen Tagen erhielt man einen guten Eindruck davon, was Österreich angesichts des Klimawandels blüht. Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Stürme, starke Niederschläge, Waldbrände und Murenabgänge treten immer häufiger auf. Sie kosten Menschenleben und richten massive materielle Schäden an. Eine Art von Katastrophe ist oft mit Folgeerscheinungen auf anderen Ebenen verbunden. Diese Wechselwirkungen und Dominoeffekte sollen nun einem europäischen Forschungsprojekt untersucht werden, mit dem Ziel, künftig besser damit umgehen zu können.
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Von Frankreich bis Slowenien
"Aktuell sind wir bereits mitten im Klimawandel und haben mit einer Zunahme der Temperatur in den nächsten Jahren zu rechnen. Darüber hinaus ist offen, wie Klimaschutzmaßnahmen weltweit in den nächsten Jahrzehnten umgesetzt werden. Deshalb müssen wir uns als Gesellschaft auf die Zunahme von Extremwetterereignissen vorbereiten", sagt Risikoforscher Stefan Kienberger von GeoSphere Austria (ehemals ZAMG). Die Organisation ist wie das Umweltbundesamt und die Tiroler Wildbach- und Lawinenverbauung Partner des Projekts X-RISK-CC. An diesem sind insgesamt 11 Institutionen aus dem alpinen Raum, von Frankreich bis Slowenien, beteiligt.
Extremwetterfakten
195.000 Menschen
sind laut der europäischen Umweltagentur EEA zwischen 1980 und 2021 bei Extremwetterereignissen gestorben
560 Milliarden Euro
hat der materielle Schaden betragen
Besonders tödlich
sind Hitzewellen. Auf sie entfallen 81 Prozent der Opfer
Besonders teuer
sind dagegen Überschwemmungen. 56 Prozent des finanziellen Schadens entfallen darauf
Hänge ohne Halt
Ein Beispiel für einen langfristig auftretenden Dominoeffekt ist etwa folgendes: Ein starker Sturm führt dazu, dass Bäume in einem Wald umgeworfen werden. In dem zusätzlichen Totholz vermehren sich Borkenkäfer rasant und greifen auch gesunde Bäume an. Die sind dadurch weniger widerstandsfähig und fallen bei weiteren Stürmen leichter um. Die fehlenden Wurzeln machen den Untergrund instabil, bei starkem Regen kommt es zu einer Hangrutschung.
Ein anderes Beispiel zeigt eine gleichzeitig auftretende Wechselwirkung: Durch die Klimaerwärmung schmilzt die Schneedecke auf Gletschern. Kommt es dann zu starken Niederschlägen, werden diese nicht von der Schneedecke absorbiert. Das Wasser läuft über die glatte Gletscheroberfläche sofort ab und lässt so Bäche über die Ufer treten.
Ratgeber als Ziel
Im Forschungsprojekt wird analysiert, welche Extremwetterereignisse es in der Vergangenheit im alpinen Raum gegeben hat und sammelt diese in einer Datenbank. Außerdem werden Klimamodelle herangezogen, um die Gefährdungslage in Zukunft zu bestimmen. Dazu gibt es 5 Pilotregionen, in denen der Fokus auf unterschiedlichen Gefahren liegt. Im Tiroler Stubaital stehen Überschwemmungen im Fokus. Durch den Rückgang von Gletschern und Permafrost kommt es in Wildbächen vermehrt zu Geschiebe, also etwa zu Gesteinsverlagerungen. Im Wipptal in Südtirol liegt der Fokus unterdessen auf Stürmen.
In der Studie sollen auch konkrete Auswirkungen von Extremwetterereignissen untersucht werden, etwa auf Siedlungen und Infrastruktur. "Wir sehen uns an, wo es Verwundbarkeiten gibt und ob zum Beispiel Frühwarnsysteme vorhanden sind", sagt Kienberger. Alle gesammelten Erkenntnisse sollen im Endeffekt in eine Handlungsanleitung fließen, die Risikomanagern und politischen Entscheidungsträgern zugutekommen soll. Sie sollen daraus konkrete, lokale Maßnahmen ableiten können.
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