Die Messmethode der Forscher kann neben Blutdruckwerten auch emotionale Stress-Level genau beschreiben

Die Messmethode der Forscher kann neben Blutdruckwerten auch emotionale Stress-Level genau beschreiben

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Science

Forscher können Blutdruck mit Selfie-Video präzise messen

Kanadische Forscher haben eine neue Studie präsentiert, in der sie ausführen, wie kurze Selfie-Videos künftig die herkömmliche Blutdruckmessung mittels Manschette ersetzen könnten. Man nimmt dabei einfach ein Video von seinem eigenen Gesicht mit der Frontkamera seines Smartphones auf. Dass dies funktioniert, zeigten Versuche an 1.328 Studienteilnehmern aus Kanada und China. Im Vergleich mit der Manschettenmessung erreichte das Verfahren 95 bis 96 Prozent Genauigkeit.

Durchsichtige Haut

Transdermale optische Bildgebung (transdermal optical imaging) nennt sich die Technologie, die bei dem Verfahren eingesetzt wird. Der Bildsensor des Smartphones fängt dabei minimale Veränderungen der Hautfarbe ein, die durch den Blutfluss unter der Haut hervorgerufen werden. "Auf einem Video kann diese Technologie sehen, wie das Blut in verschiedenen Regionen des Gesichts fließt. Aus dieser Ebbe und Flut des Blutes in deinem Gesicht erhält man viele Informationen", meint Studienleiter Kang Lee.

Lügendetektor

"Blutdruck ist eine der wichtigsten Gesundheitskennzahlen, die wir verwenden können, um Aussagen über deine Gesundheit zu treffen", erklärt Lee. Wenn der Blutdruck zu hoch oder zu niedrig sei, könne dies große gesundheitliche Probleme hervorrufen. Die Entdeckung, dass dieses Verfahren für die Kontrolle von Hypertonie (Bluthochdruck) und Hypotonie (Niedriger Blutdruck) eingesetzt werden könnte, ist dem Zufall geschuldet. Kang und sein Kollege Paul Zheng arbeiteten eigentlich an einem berührungslosen Lügendetektor.

Spin-Off und App

"Lügendetektoren nutzen nur einer sehr kleinen Gruppe. Aber wenn wir damit Blutdruck messen können, profitieren davon eine Menge Leute", dachten sich die Forscher. Die Idee soll nach den vielversprechenden Studienergebnissen kommerzialisiert werden. Lee hat bereits ein universitäres Spin-Off namens Nuralogix gegründet und die App Anura mitentwickelt. Anura verwendet 30 Sekunden lange Selfie-Videos, um daraus Blutdruck, Puls und Stress-Level im Gesicht des Anwenders abzulesen.

Privatsphäre

Mit der steigenden Zahl an Nutzern soll die Genauigkeit der Messungen verbessert werden. Die Videoanalyse läuft in Anura angeblich ausschließlich in der App ab. Lediglich die Messresultate werden in einen Cloudspeicher hochgeladen. Die Daten werden dabei anonymisiert, verspricht Lee. Auf Wunsch sollen die Daten aber geteilt werden können, etwa, um eine Diagnose durch einen entfernt praktizierenden Arzt ausstellen zu lassen.

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