ISS stand knapp vor größter Katastrophe in der Geschichte der Raumfahrt
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Am 29. Juli erreichte das russische Nauka-Modul die Internationale Raumstation ISS. Kurz nach dem erfolgreichen Andockmanöver feuerten plötzlich und ohne jede Vorwarnung die Triebwerke des Moduls. Und das obwohl es bereits mit der ISS verankert war.
In der Folge drehte sich die Raumstation mehr als einmal um die eigene Achse und änderte seine Position. Daraufhin wurden weitere russische Triebwerke gezündet, um der Kursabweichung entgegenzuwirken. Erst als der Treibstoff im Nauka-Modul aufgebraucht war, war der Spuk vorbei.
Parallelen zur Challenger-Katastrophe
Obwohl auf der ISS das erste Mal ein sogenannter "Raumschiffnotfall" ausgelöst wurde, stellten sowohl die NASA als auch die russische Raumfahrtagentur Roskomos den Zwischenfall als "normalen Fehler" dar. Nun werden allerdings immer mehr Details bekannt. Demnach entging die ISS nur knapp einer der schlimmsten Katastrophen der Raumfahrtgeschichte.
Auch vom ehemaligen NASA-Ingenieur James Oberg, der bei der Raumfahrtagentur mehr als 20 Jahre lang als Experte für Andockmanöver gearbeitet hat, hagelt es harsche Kritik an der NASA. Laut Oberg sei der Umgang mit der Sicherheit zu lasch. Er ortet bei der NASA diesbezüglich eine Kultur, die die Sicherheit als Selbstverständlichkeit ansieht und zieht Parallelen zur Challenger-Katastrophe, bei der 1986 ein Space-Shuttle explodiert war.
Nauka-Modul war nicht erreichbar
Offenbar schaue die NASA über die Fehler Russlands gerne Hinweg, weil die Agentur daran interessiert sei, die guten Beziehungen zwischen den Ländern in Sachen Raumfahrt aufrecht zu erhalten. Oberg wundert sich in einem Gastbeitrag für IEEE Spectrum, dass die NASA überhaupt das Andocken eines Moduls mit Triebwerken ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen erlaubt hat.
Denn das russische Nauka-Modul war zum Zeitpunkt als die Triebwerke feuerten von der Erde aus nicht erreichbar, weil es sich außerhalb der russischen Bodenantennen befunden hat. Erst als die ISS wieder über Europa war, konnte das Modul kontaktiert werden.
Schlampige Sicherheitskultur
Außerdem kritisiert der ehemalige NASA-Ingenieur, dass das plötzliche Zünden der Triebwerke zunächst weder von der NASA noch von Roskosmos bemerkt wurde. Erst als die Kursabweichung der Raumstation erkannt wurde, wurde der "Raumschiffnotfall" ausgerufen.
Oberg fordert nun eine gründliche Aufklärung des Vorfalls. Es müsse jemand einschreiten, um die Sicherheitskultur bei der NASA zu verbessern und die Verantwortlichen wieder wachzurütteln. Darüber hinaus müsse NASA-Chef Bill Nelson offenlegen, wie die fahrlässigen Entscheidungsprozesse abgelaufen seien, so Oberg.
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