Ikonisches Bild von James Webb enthält Überraschungen
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Das Bild war unter den ersten Aufnahmen des James Webb Teleskops, die veröffentlicht wurden. Es zeigt den südlichen Ringnebel, der auch unter der Bezeichnung NGC 3132 bekannt ist. Er befindet sich rund 2.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, im Sternbild Segel des Schiffs.
Der planetare Nebel, der aus der Implosion eines sterbenden Sternes vor 2.500 Jahren entstand, wurde bereits zuvor vom Hubble-Teleskop aufgenommen und galt lange Zeit als nichts Besonderes.
Bisher gingen Astronom*innen davon aus, dass der Nebel 2 Sterne beherbergt, die einander umkreisen. Die Aufnahmen des Mid-Infrared-Instrument (MIRI) von James Webb förderten jedoch Überraschendes zutage.
Anstatt eines großen und eines kleinen Sterns, die die Hubble-Bilder suggerierten, waren plötzlich 2 gleich große Sterne zu sehen. Auch war der Stern, der zuvor als Weißer Zwerg bezeichnet wurde, plötzlich rot.
"Weiße Zwerge sind heiß. Sie leuchten nicht in dieser Wellenlänge", sagt die Astro-Physikerin Orsola De Marco. Sie ist Hauptautorin einer neuen Studie zum südlichen Ringnebel, die am Donnerstag in der Fachzeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht wurde, gegenüber Space.com. Es musste also eine Menge kühlen Staub geben, der den Weißen Zwerg umhülle.
Doch kein 2-Sterne-System
Solche Staubscheiben würden aber üblicherweise aus Material eines kleineren Sterns bestehen, der einen massereicheren Stern umkreise, so die Astronomin. Der Begleiter des Weißen Zwergs im Zentrum des südlichen Ringnebels sei dafür aber zu weit entfernt.
Die Astronomin folgerte daraus, dass es einen anderen, auf den Bildern nicht sichtbaren, kleineren Stern geben müsse, der den Weißen Zwerg viel näher umkreiste. Plötzlich befanden sich im südlichen Ringnebel nicht mehr 2 sondern 3 Sterne.
Noch mehr Entdeckungen
Die Aufnahmen von James Webb offenbaren noch weitere Überraschungen. Hatte die ringförmige Wolke auf den Hubble-Bildern noch eine relativ glatte Oberfläche, verwandelt sie sich auf den Webb-Aufnahmen in eine Masse aus wirbelnden Strömen und Staubfäden. Den Astronom*innen fielen besonders die konzentrischen Schichten auf, die sich nach außen zu den Rändern des Rings ausbreiten.
Solche konzentrischen Wellen waren etwa auch auf Webbs Bildern eines Nebels, der einen als WR140 bekannten Riesenstern umgibt, zu sehen. Ähnlich wie bei Jahresringen bei Bäumen können Astronom*innen aus den Entfernungen zwischen den konzentrischen Ringen viele Schlüsse ziehen.
Weiterer Stern vermutet
Die Berechnungen legen nahe, dass keiner der beiden Sterne, weder der sichtbare, noch der für die Staubscheibe verantwortliche unsichtbare, die Wellen verursacht haben kann. Es muss also noch einen weiteren Stern geben.
Dem nicht genug. Weitere Untersuchungen der Form des Nebels ergaben, dass sich in der Staubscheibe in der Nähe des Weißen Zwerges möglicherweise noch ein 5. Stern versteckt.
So wurden aus 2 Sternen in einem zuvor unscheinbaren planetarischen Nebel durch die Aufnahmen des Weltraumteleskops James Webb schließlich 5. Dieser Fall zeigt, dass es sich für Forschende lohnen kann, Objekte mit neuen Technologien noch einmal zu betrachten, die zuvor als wissenschaftlich wenig interessant galten.
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