Blockbauten hatten lange den Nachteil, dass sie sich durch Witterung und Temperatur stark verformten. Ein mittelständisches Unternehmen aus dem Lavanttal in Kärnten modernisierte diese Bauweise.

Blockbauten hatten lange den Nachteil, dass sie sich durch Witterung und Temperatur stark verformten. Ein mittelständisches Unternehmen aus dem Lavanttal in Kärnten modernisierte diese Bauweise. 

© Finn-Est

Science

So sorgt ein Kärntner Unternehmen für stabile Blockhäuser

Ein beliebter Baustil in alpinen Gegenden ist das Holzhaus. Das Material riecht gut, ist im besten Falle klimaneutral und verleiht Häusern einen gemütlichen Charme. Oft denkt man dabei an Almhütten, aber eigentlich gibt es Holzhäuser in vielen Formen. 

Und auch von der schwächelnden Baukonjunktur blieb der Objekt-Holzbau laut Marktanalyse des Branchenradars bislang unberührt. Deshalb ist der Markt für heimische Unternehmen interessant. Damit diese sich schnell auf neue Trends einstellen können, benötigen KMU die Unterstützung von Forschungseinrichtungen.

Kärntner Dynastie 

Das Holzverarbeitungsunternehmen Weinberger aus dem Lavanttal hat das früh erkannt – eigentlich war es der Zeit sogar voraus. Heuer feiert das mittelständische Unternehmen aus Kärnten mit 71 Mitarbeiter bereits seinen 170. Geburtstag. „1854 erwarb mein Ur-Ur-Ur-Opa eine Mühle an der Lavant. Dort beschloss er, Pfosten und Bretter herzustellen. Das war der Beginn unseres Unternehmens“, erklärt Johann Weinberger. Der Fokus des Unternehmens verlagerte sich später vom Sägen zur Verarbeitung von Holz. Seine passgenauen Bauteile nach Maß verkauft das KMU mittlerweile in ganz Europa.

➤ Mehr dazu: Europas größtes 3D-gedrucktes Haus besteht aus 333 Tonnen Beton

Ihr bekanntestes Produkt sind „setzungsfreie Blockhausbohlen“, Bauteile für sogenannte Blockhäuser, die auch den Einbau von größeren Fenstern und Türen erlauben und die Gebäude in puncto Energietechnik höherwertig machen. Wegen ihrer rustikalen Optik wird die Blockbauweise gerne für Chaletbauten verwendet. Aber auch andere Häuser kann man damit bauen. So wurden auch schon moderne Tiny Houses und eine Schule in Neuseeland mit Weinberger-Elementen errichtet.

Auch Tiny Houses wurden schon aus den Weinberger-Bauelementen hergestellt.

Auch Tiny Houses wurden schon aus den Weinberger-Bauelementen hergestellt.

Langer Weg bis zur europaweiten Marktzulassung

Für viele Zimmereibetriebe sind die Produkte attraktiv, weil die Holzteile auch nach vielen nasskalten Wintern und Heizperioden noch ihre Form bewahren. Hinter dieser Eigenschaft steckt eine Innovation, die Weinberger entwickelt hat. 

Unterstützt wurde das Unternehmen dabei von der Holzforschung Austria (HFA), einem Mitglied des Forschungsnetzwerks Austrian Cooperative Research (ACR). Durch das Wirtschaftsministerium gefördert, unterstützt das Netzwerk KMU bei der Umsetzung von Forschungs- und Innovationsvorhaben. 

Die ACR feiert heuer Geburtstag

Heuer feiert das mittelständige Forschungsnetzwerk Austrian Cooperative Research (ACR) feiert heuer ihr 70-jähriges Bestehen. 

Kürzlich wurde die Bilanz für 2023 präsentiert: Der Anteil der KMU-Kunden stieg demnach an, insgesamt betreute die ACR 1.500 Forschungsprojekte.

Das Grundprinzip der Blockbautechnik ist einfach: Massive Hölzer werden in der Regel in eine bestimmte Form geschnitten, aufeinandergeschichtet und verkeilt. Die Technik an sich ist alles andere als neu – schon die ersten Bauern im Neolithikum bauten so. 

➤ Mehr dazu: Wer steckt hinter diesen "Primitive Building"-Videos?

Ein Revival erlebt der Blockbau jedoch erst wieder in jüngster Vergangenheit, weil der Baustoff Holz insgesamt boomt. Heute werden die Bauteile dafür industriell hergestellt, damit sie auf der Baustelle nur mehr zusammengesetzt werden müssen. 

Österreichische Pionierleistung

„Wir sind mit dem Blockhausbau groß geworden. Bereits Mitte der 1980er-Jahre haben wir Blockhausteile ausgeliefert“, erklärt Weinberger. Lange gab es aber ein Problem, von dem viele dachten, dass es nie gelöst wird: Die Bauweise neigt zu Verformungen, etwa weil im Winter innen geheizt wird und es draußen kalt und nass ist.

➤ Mehr lesen: Überschüssige Energie soll ins Löschwasserbecken wandern

„Wenn Holz mit einer Feuchtigkeit von etwa 15 Prozent verbaut wird, passiert es nach der ersten Heizperiode, dass das Holz Feuchtigkeit abgibt. Das Holz schwindet, sein Volumen verringert sich und es kommt zu Setzungen, das heißt das Holz verzieht sich. Wenn die Holzsubstanz rund um Fenster und Türen schwindet, gehen diese im schlimmsten Fall nicht mehr auf“, erklärt Andreas Neumüller, Bauprodukte-Forscher von der HFA. 

Andreas Neumüller, Bereichsleiter Bauprodukte bei Holzforschung Austria, unterstützte Weinberger bei der Optimierung und Zulassung des Produktes.

Andreas Neumüller, Bereichsleiter Bauprodukte bei Holzforschung Austria, unterstützte Weinberger bei der Optimierung und Zulassung des Produktes.

Dank der Zusammenarbeit konnte man das Setzungsproblem fast zur Gänze beseitigen: In der Mitte der Blockholzbohle wurde zur Stabilisierung eine massive Holzplatte senkrecht zur Faserrichtung eingeklebt: „Durch diese mittige Querlage wird der Schwindprozess der Blockhausbohle verhindert“, erklärt Neumüller. 

Die Blockausbohle "Bilam forte" besteht 3 Schichten - aus 2 Außenlamellen und einer Massivholzplatte als Mittelschicht. Durch diesen Aufbau wird das Quellen bzw. Schwinden verhindert.

Vor der Zulassung wurden die Holzteile schließlich umfassend geprüft – dazu unter anderem in klimatisierte Kammern gelegt, getrocknet und befeuchtet. Auch die Festigkeitseigenschaften und der Klebstoff wurden umfassend getestet. Diese Forschungszusammenarbeit war eine wesentliche Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg. Weinberger baute seine Produktpalette in der Folge weiter aus. 

Balkone und Glasfronten

Nun kann man damit auch anspruchsvoller bauen – größere Glasfronten, Balkone oder mehrgeschoßige Gebäude, was vorher nicht möglich war. Das Unternehmen verkauft die Bauteile aus Kärntner Lärche, Kiefer und Fichte u. a. nach Polen, Spanien und Frankreich.  

* Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft. 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

mehr lesen
Jana Unterrainer

Kommentare