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© NASA/ESA

Science

“Kamera-Hack" lässt tiefer in die Sonne hineinblicken

Forscher*innen der ESA und NASA haben eine neue Methode eingesetzt, um noch nie dagewesene Bilder der Sonne zu schießen. Sie konnten einen Teil der extrem ultravioletten Wellenlängen aufzeichnen, der bisher fast unmöglich abzubilden war. 

Das Bild gelang durch einen "Hack" der EUI-Kamera (Extreme Ultraviolet Imager) der "Solar Orbiter"-Raumsonde. Der EUI liefert hochauflösende Bilder der Strukturen in der Sonnenatmosphäre, auch als Korona bekannt. Normalerweise funktioniert das so: Eine Schutzklappe öffnet sich und setzt das Instrument der Sonnenstrahlung frei. Nach einiger Zeit schließt sich die Klappe wieder, wodurch die Aufnahme beendet wird. 

Kleine Änderung vor Missionsbeginn

Frédéric Auchère vom Institut d'Astrophysique Spatiale der Université Paris-Sud hatte beim Bau des EUI allerdings eine neue Idee. Er führte in der letzten Minute eine Modifikation an der Schutzklappe durch und fügte einen wenige Gramm schweren "Daumen" hinzu, der die Sonne verdeckte, wenn die Klappe nur halb geschlossen ist. "Ich hatte die Idee, es einfach zu tun und zu sehen, ob es funktionieren würde. Es ist eigentlich eine sehr einfache Änderung des Instruments", wird Auchère in einer Aussendung zitiert.

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Dieser "Daumen" ermöglicht es nun Forscher*innen, tiefer in die Atmosphäre der Sonne hineinzusehen. Er verdeckt nämlich die helle Scheibe der Sonne und das EUI kann das millionenfach schwächere ultraviolette Licht der umgebenden Korona erkennen. Der Solar Orbiter startete im Februar 2020 ins All, Tests mit diesem als "Verdunkler" bezeichnetem Tool laufen bereits seit 2021. 

Neue Erkenntnisse dank kleinem Verdunkler

Jetzt veröffentlichte das EUI-Team ein Video ihrer Aufnahmen. Der Film zeigt die ultraviolette Korona der Sonne, wobei in der Mitte nachträglich ein Bild von der Sonnenscheibe eingefügt wurde. Dieses wurde während der NASA-Mission STEREO aufgenommen, bei der eine Raumsonde zufällig zur gleichen Zeit aus fast derselben Richtung wie Solar Orbiter auf die Sonne blickte.

"Wir haben gezeigt, dass der Verdunkler so gut funktioniert, dass man jetzt über einen neuen Instrumententyp nachdenken kann, der sowohl die Sonne als auch die Korona um sie herum abbilden kann", sagt Daniel Müller, Projektwissenschaftler für Solar Orbiter bei der ESA. Bereits jetzt gibt es dank des "Daumens" eine Menge neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. In den jetzt erkennbaren tiefen Bereichen der Sonnenatmosphäre gibt es nämlich magnetische Strukturen, die noch nicht genau erforscht sind.

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