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2020 war das wärmste Jahr aller Zeiten in Europa

2020 wird nicht nur als Jahr der Pandemie, sondern auch als wärmstes Jahr der Geschichte in Europa eingehen. Zwar gab es im Vergleich zu den Vorjahren weniger und zudem kürzere Hitzewellen im Sommer, der Winter schlug mit mehr als 3,4 Grad Celsius über der 30-jährigen Referenzperiode (1981-2010) aber alle Rekorde. Er war damit um 1,4 Grad wärmer als der vorherige Höchstwert. Lokal lagen die Temperaturen im Winter zwischen 6 und 9 Grad über dem Durchschnitt, wie der Copernicus-Klimawandeldienst in seinem am Donnerstag publizierten Report festhält.

Sibirische Arktis als Hotspot

Die Jahresdurchschnittstemperatur in Europa war die wärmste je aufgezeichnete – sie lag um 0,4 Grad über den folgenden wärmsten fünf Jahren, die alle während des vergangenen Jahrzehnts gemessen wurden. Die größten Unterschiede zum normalen Jahresdurchschnitt traten in Sibirien und anliegenden Regionen der Arktis auf. Dort lagen die Temperaturen teilweise 6 Grad über dem Durchschnitt. Im 5-Jahres-Schnitt, der den Mittelwert mit der vorindustriellen Zeit von 1850-1900 vergleicht, sind die Temperaturen in Europa bereits um 2,2 Grad gestiegen, in der Arktis sogar um 3 Grad.

"Der vorige Sommer wurde von vielen nicht als außergewöhnlich warm empfunden und hat tatsächlich auch keine Rekorde gebrochen. Andererseits waren die Temperaturen im Schnitt ähnlich hoch wie in den Sommern zuvor und erreichten Werte, die man vor 25 Jahren so nicht gesehen hat", erklärt Copernicus-Klimaforscherin Freja Vamborg. Global gesehen war 2020 eines der 3 wärmsten je gemessenen Jahre. Die vergangenen 6 Jahre waren zudem die wärmsten 6 Jahre am Stück.

Auch Treibhausgase steigen weiter

Wer gehofft hatte, dass die Pandemie aufgrund gedrosselter Industrieproduktion sowie weniger Auto- und Flugverkehr bei den Treibhausgasen für eine deutliche Trendumkehr sorgte, muss enttäuscht werden. Denn einige der genannten Effekte verpufften durch einen höheren Energieverbrauch im Homeoffice sowie durch vermehrte  Ausstöße über Landflächen aufgrund der wärmeren Temperaturen und etwa auch der Waldbrände in Sibiren.

Unterm Strich stiegen die CO2-Konzentrationen 2020 wie in den Vorjahren um etwa 0,6 Prozent. Der Anstieg der Methan-Konzentration (CH4) war mit 0,8 Prozent allerings doppelt so hoch wie im bisherigen Schnitt. Der weltweite Jahresdurchschnitt an Treibhausgaskonzentrationen erreichte den Satellitenmessungen zufolge 2020 damit einmal mehr einen neuen Höchststand.

"Es ist zwar tatsächlich so, dass der menschgemachte CO2-Ausstoß im Vorjahr um 8 Prozent gesunken ist. Den alljährlichen, teils auch temperaturbedingten Anstieg der Konzentration in der Atmosphäre konnte das aber nur leicht abmildern, nicht verhindern", sagt Vincent-Henri Peuch, Leiter des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS), zur futurezone. "Angesichts des verzeichneten Anstiegs des Treibhausgases Methan wird einmal mehr klar, dass nur CO2 einzudämmen, zu wenig sein wird. Wir müssen auch gegen die anderen Treibhausgase Maßnahmen ergreifen."

Arktisches Ozonloch und Meereisdecke

Weitere Auffälligkeiten im Jahr 2020 waren ungewöhnlich starke Polarwinde, die für einen neuen Rekord an abgebautem Ozon in der nördlichen Hemisphäre und für ein riesiges arktisches Ozonloch sorgten. Für die gesamte Arktis war 2020 das zweitwärmste je gemessene Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Dabei lag die Temperatur an der Erdoberfläche 2,2 °C über dem Durchschnitt der Jahre 1981-2010. 

Die Meereisdecke in der Region und in den anliegenden Meeren war fast den ganzen Sommer und Herbst hinweg auf einem Rekordtiefstand. Die unterdurchschnittliche Schneedecke im Frühling und Herbst trug zusätzlich zur Erwärmung bei, da weniger Sonnenstrahlung vom Schnee reflektiert wurde und diese von den dunkleren schneefreien Flächen absorbiert wurde.

Die Hitze und der Mangel an Schnee trugen auch zu trockenen Witterungsverhältnissen bei und schafften günstige Bedingungen für das Entstehen und die Ausbreitung von Waldbränden. Während des Sommers erlebte die sibirische Arktis weitverbreitete Feueraktivitäten, die zu den höchsten waldbrandbedingten CO2-Emissionen seit 2003 führten.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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