In Zukunft werden wir oft gar nicht mehr merken, wenn wir es mit einer KI zu tun haben.

In Zukunft werden wir oft gar nicht mehr merken, wenn wir es mit einer KI zu tun haben.

© iStock / Ekkasit 919

Science

„Menschen haben schon jetzt romantische Beziehungen mit KI"

Bei den Technology Talks in Wien versammelte sich eine illustre Schar von internationalen Experten. Unter ihnen war Elizabeth Churchill, die aus Abu Dhabi anreiste, um über die künftige Beziehung zwischen Menschen und Künstlicher Intelligenz (KI) zu sprechen. An einer Universität in Abu Dhabi forscht sie derzeit an Mensch-Computer-Interaktion. Zuvor war sie viele Jahre im Silicon Valley bei Tech-Konzernen beschäftigt – zuletzt in leitender Funktion bei Google

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Psychologie und Technik

Churchill untersucht, wie man KI möglichst menschenfreundlich gestalten kann. „Meine Forschung umfasst drei Bereiche: Was soll die KI tun? Wie soll sie mit Menschen interagieren? Und wie soll sie mit uns kommunizieren?“, erklärt sie der futurezone. Eigentlich ist Churchill Psychologin. Durch ihr Interesse am Menschen ist sie dann ausgerechnet auf die Technik gestoßen. Technologie hat den Ruf, das Gegenteil von Menschlichkeit zu sein. „Das stimmt aber nur teilweise. Mich hat immer interessiert, wie Technologien den Menschen erweitern können“, sagt sie.

„Ich habe etwa den Taschenrechner schon immer als Erweiterung des Gehirns betrachtet, weil er uns dabei hilft, Dinge zu berechnen, die wir im Kopf nicht schaffen“, erzählt Churchill. Nicht viel anders verhalte es sich mit der KI. Die Interaktionsforscherin beschäftigt sich etwa damit, wie Menschen mit Prothesen kommunizieren können oder Autos mit ihren Fahrern: „Wenn man etwa in Zukunft mit einem Auto fährt, könnte es durch ein vibrierendes Lenkrad mit uns kommunizieren“, erklärt sie.

 Elizabeth Churchill wurde 1962 in Kalkutta, Indien geboren. Im Wiener Museumsquartier sprach sie darüber, wie Menschen künftig mit Maschinen interagieren werden.

Elizabeth Churchill wurde 1962 in Kalkutta, Indien geboren

Unbegründete Ängste vor pferdelosen Kutschen

Churchill lässt sich durchaus als KI-Veteranin bezeichnen. Bereits in den 1980er-Jahren forschte sie in Cambridge zu Künstlicher Intelligenz. Wie die meisten, die in Wien auf der Bühne standen, ist sie der Meinung, dass KI vieles umkrempeln wird. Vom Vorwurf, alles sei nur ein Hype, hält sie wenig.

Andererseits stimme auch nicht alles, was man über KI hört. Es gebe viele unbegründete Ängste. Neu seien diese nicht: „Menschen hatten auch Angst vor den ,pferdelosen Kutschen’ – den ersten Autos. Deshalb musste damals jemand mit einer Flagge davor hergehen, um davor zu warnen“, sagt Churchill.

Vor den ersten Autos mussten Menschen mit roten Flaggen gehen

Vor den ersten Autos mussten Menschen mit roten Flaggen gehen

Auch an die neue Technologie müsse man sich erst gewöhnen. „KI ist viel komplizierter als diese Autos und zudem unsichtbar, daher schürt sie eher Ängste“, erklärt die Forscherin. Wenn das Wissen über KI wächst, werden diese weggehen, glaubt sie.

Momentan würden wir beim Kommunizieren mit KI oft auf etwas stoßen, das Experten „Uncanny Valley“ nennen. „Das beschreibt, was passiert, wenn etwas fast menschlich wirkt, aber eben nur fast“, erklärt Churchill. Etwa, wenn man mit einer KI telefoniert, die man zunächst für einen Menschen hält, bis irgendwas verräterisch ist.

Die KI wird sich aber bald nicht mehr verraten und Menschen perfekt imitieren können. Um Misstrauen und Ängste zu vermeiden, sei es deshalb wichtig, immer schon vor der Interaktion klarzustellen, dass man mit einer KI redet. „Wir müssen geeignete Rahmen schaffen, die erklären, welche KI-Technik jeweils zum Einsatz kommt, welches Datenset dahinter steckt, was eine KI kann und was nicht“, erklärt sie: „Dann werden die Menschen viel entspannter sein.“

Fakten

Künstliche Intelligenz
ist eine Technologie, bei der Computer so programmiert werden, dass sie verschiedene Aufgaben erledigen. Sie lernen, lösen Probleme und treffen Entscheidungen. KI versucht, menschliches Denken und Handeln nachzuahmen.

Uncanny Valley
ist ein Phänomen, bei dem sich Roboter oder Maschinen wie Menschen verhalten oder aussehen. Das löst Unbehagen oder Abneigung aus. Je ähnlicher das der menschlichen Erscheinung kommt, ohne sie perfekt zu imitieren, desto stärker wird dieses unheimliche Gefühl.

Beziehungen gestalten

Die Sorge, dass KI all unsere Jobs übernehmen wird, teilt Churchill nicht. „Ich glaube auch nicht, dass sie die Weltherrschaft übernehmen wird oder eine Art Superintelligenz entsteht.“

Künftig werden Menschen täglich mit KI interagieren, häufig wird man davon kaum etwas merken. Wie diese Beziehungen gestaltet werden, liege maßgeblich an menschlichen Entscheidungen.

„Menschen haben schon jetzt romantische Beziehungen mit KI“, sagt Churchill. Möglich sei vieles, die Frage sei aber, was man sich von der Beziehung erwartet. „Ich werde meinen Partner nicht so bald durch eine KI ersetzen“, sagt sie. Dafür schätzt sie die menschliche Herausforderung zu sehr.

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Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

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Jana Unterrainer

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