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© APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULLIVAN / JUSTIN SULLIVAN

Science

"Love me Sensor": Technisches Museum Wien untersucht Wearables

Dem Thema tragbare Technologien (" Wearables") widmet sich das Technische Museum Wien (TMW) in Kooperation mit Künstlern und Forschern: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Love me Sensor" geht es in Selbstversuchen, Performances oder Expeditionen um das Verhältnis von Menschen oder gar Hunden mit "Wearables". Zum Start gibt es am Donnerstag (22. März) eine Vortragsperformance.

Wachsende Sammlung

Ein Sensor, der den Hundehalter über die Gemütslage seines Vierbeiners aufklären will, eine Mini-Turbine, mit deren Hilfe die Energie eines Gebirgsbachs zum Handyaufladen genutzt werden kann, oder ein über das Internet ferngesteuertes Sexspielzeug - all das sind Beispiele für tragbare, technologische Lösungen für vermeintlich alltägliche "Probleme". Das TMW sammelt seit drei Jahren solche Geräte, die in immer größerer Zahl auf den Markt drängen.

Zusammen mit den Künstlern Lars Moritz und Gerald Moser vom "Institut für Alltagsforschung" - einer künstlerisch-forschend tätigen Plattform - geht man im Rahmen des Vermittlungsprogrammes nun den Verbindungslinien des Trends in die reale Lebenswelt nach. Insgesamt neun Veranstaltungen und ein Film im Zeichen der "un/tragbaren Technologien" sind bis Ende Mai geplant.

Schlafoptimierung

Den Auftakt macht am Donnerstag (22. März) eine "Lecture Performance" zur Geschichte der "Wearables" im TMW. Ebenda werden am Samstag (24. März) ausgewählte Probanden auf einem eigens dafür entwickelten Bett übernachten und dabei "alle möglichen Dinge testen, die es im Kontext der Schlafoptimierung so gibt", sagte Moritz im Gespräch mit der APA. Dazu gehören etwa Brillen, die die Gehirnaktivität messen, und dann Rückmeldung zum Schlaf geben, sowie Lichter, die das Einschlafen erleichtern sollen, bis zur biorhythmuskonformen Wecktechnologie.

Angesichts dieses Versprechens der "Optimierung der Schlafperformance" sei die Frage interessant, "wie weit tragbare Technologien mit der Art und Weise zusammen hängen, wie die Welt insgesamt funktioniert", so Moritz. Eingebettet sei all das nämlich in den momentanen Zeitgeist der umfassenden Optimierung der Persönlichkeit.

Raus aus dem Museum

Der Fokus der Veranstaltungsreihe liege auf der aktiven Beteiligung von Interessenten. Dabei geht man auch aus dem Museum hinaus - etwa wenn es um Tests in umliegenden Hundezonen geht oder man sich mit "Wearables" zur mobilen Stromerzeugung in die Wildnis des Nationalparks Gesäuse wagt. Mit Schülern soll in einem Workshop herausgearbeitet werden, welche Geräte es eigentlich bräuchte, und im Rahmen eines "Forschungslabors" werden "Wearables" gehackt.

Filmprojekt

Ende Mai gipfelt all das in zwei große "Performance Parcours" im Museum. Während der Veranstaltungen wird auch ein Film gedreht. Dieser solle zwar in der Tradition des wissenschaftlichen Films oder Lehrfilms stehen, aber die Entwicklungen auch kritisch kommentieren.

"Wir begreifen den Film eigentlich als Forschungsprozess", sagte Moritz, für den vieles, was aktuell auf dem Markt ist, "tatsächlich eher Spielerei ist, dessen Nutzen in gewisser Weise sehr beschränkt ist". Eine Ausnahme seien allerdings medizinische "Wearables", zu denen auch Herzschrittmacher oder Hörgeräte gezählt werden können. In der künstlerisch-forschenden Auseinandersetzung gehe es nun aber vor allem darum, spielerisch Kritik an mancher Anwendung zu üben und darüber nachzudenken, wie solche "Gadgets" die Kommunikation und die gesamte Gesellschaft verändern können, sagte der Medientheoretiker.

Fehlschlüsse

Den Künstler stimmen momentan jene "Wearables" am nachdenklichsten, die sich der "Schlafperfomance" widmen: "Da frage ich mich, ob man nicht wenigstens den Schlaf mal ein wenig in Ruhe lassen kann mit diesen Technologien." Manche Geräte und Anwendungen könnten auch als Ersatz für zwischenmenschliche Kommunikation interpretiert werden. Moritz: "Ich glaube nicht, dass ich den Gemütszustand meines Hundes an dessen Pulsschlag erkennen kann. Das ist Quatsch." Hier zeige sich, wie eine Vielzahl an gewonnenen Daten auch zu Fehlschlüssen führen kann.

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