Orcas attackieren Boote: “Die wollen doch nur spielen!”, sagen Forscher
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In den vergangenen Monaten kamen vermehrt Berichte auf, wonach Schwertwale, auch Orcas oder Killerwale genannt, immer häufiger Boote auf Hoher See attackieren würden. Zwischen Mitte 2020 und Mitte 2022 wurden allein in der Straße von Gibraltar und vor der iberischen Küste mehr als 200 Vorfälle bekannt. Die Orcas rammten dabei Boote - vorwiegend Segelyachten - und beschädigten diese teilweise so stark, dass sie nur mehr eingeschränkt manövrierfähig waren.
Zuletzt weiteten sich die Vorfälle aus und kamen deutlich weiter nördlich vor, als man es gewohnt war. So ereignete sich ein Zwischenfall in der Nordsee vor den Shetlandinseln.
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Erklärung für Orca-Attacken
Nun haben über 30 Meereswissenschaftler*innen einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie eine mögliche Erklärung für die rätselhaften Vorfälle liefern. Die Forscher*innen verwehren sich der Annahme, dass es sich dabei um aggressives Verhalten handeln würde oder sich die Tiere sogar an den Booten “rächen” würden, etwa weil sie in ihr Territorium eindringen.
Vielmehr sei es "spielerisch". “Die Wale haben während den Interaktionen ein breites Spektrum an Verhaltensweisen gezeigt, viele davon stehen im Einklang mit spielerischem Sozialverhalten”, schreiben die Wissenschaftler*innen.
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Keine abschließende Erklärung
Das heißt laut den Wissenschaftler*innen aber nicht, dass das letzte Wort gesprochen ist. Die Forschung könne bisher nicht vollständig erklären, was genau zu dem Verhalten führe. Die Unterzeichner des Briefes weisen aber gleichzeitig erneut darauf hin, dass es eher Spielen oder soziales Verhalten sei, anstatt Aggression.
Die Forscher*innen kritisieren auch die Berichterstattung rund um die Vorfälle. Es entbehre jeglicher wissenschaftlicher Grundlage und könne den Tieren schaden, wenn hier “melodramatische Geschichten” erzählt werden würden.
"Kühler Kopf"
Die Wissenschaftler*innen schließen mit einer Aufforderung: “Wir sollten Wildtiere nicht dafür bestrafen, dass sie wild sind”. Vielmehr müsse man “einen kühlen Kopf bewahren, wenn wilde Tiere neuartige Verhaltensweisen zeigen”. Auch solle man größere Anstrengungen unternehmen, um “Handlungen und Verhaltensweisen an die Anwesenheit von Wildtieren anzupassen”. Schließlich seien Menschen auf See im Reich der Meeresbewohner.
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