© Free Nature Stock/Pexels

Science

Rätselhaftes Feuer in Australien brennt seit 6.000 Jahren

4 Stunden Autofahrt nördlich von Sydney in Australien brennt es und das womöglich schon seit mindestens 6.000 Jahren, berichtet ScienceAlert.

Der mysteriöse unterirdische Brand, der als „Burning Mountain“ bekannt ist, ist das älteste bekannte Feuer auf unserem Planeten. Es befindet sich unter dem Mount Wingen im Bundesstaat New South Wales und ist ein Kohleflözbrand – einer von Tausenden, die gleichzeitig rund um den Globus brennen.

Einmal entzündet, sind diese unterirdischen Brände kaum zu löschen. Sie breiten sich langsam, aber intensiv durch das Kohleflöz aus - eine Kohleschicht, die natürlich unter der Erdoberfläche vorkommt. "Niemand kennt die Größe des Feuers unter dem brennenden Berg, man kann sie nur vermuten", sagt Guillermo Rein, Professor für Feuerwissenschaft am Imperial College London in Großbritannien, gegenüber ScienceAlert. "Es handelt sich wahrscheinlich um einen Ball mit einem Durchmesser von 5 bis 10 Metern, der Temperaturen von 1.000 Grad Celsius erreicht", erklärt er.

Feuer ohne Flamme

So ein Feuer schwelt bzw. es gibt keine Flamme und es ist eher wie Glut in einem Grill. Am Mount Wingen befindet es sich derzeit 30 Meter unter der Erde und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 Meter pro Jahr nach Süden.

Die einzigen Anzeichen für die Existenz des Feuers sind etwas Rauch, weiße Asche, ein sich warm anfühlender Boden, gelb und rot verfärbte Felsen und ein schwefelhaltiger Geruch, der entsteht, wenn das Feuer die Mineralien des Berges kocht.

Die kürzlich verbrannten Gebiete sind mit Asche bedeckt und ohne Pflanzen, was bei näherer Betrachtung den Weg des Feuers erkennen lässt. "Vor dem Feuer, wo es noch nicht angekommen ist, sieht man diesen wunderschönen Eukalyptuswald. Wo das Feuer jetzt ist, gibt es absolut nichts Lebendiges, nicht einmal Gras", sagt Rein. "Und dort, wo das Feuer vor 20 bis 30 Jahren war, ist der Wald zurückgekommen, aber es ist ein anderer Wald - das Feuer hat die Landschaft geprägt."

Ursprung unklar

Bisherige Messungen haben ergeben, dass sich der Weg des Feuers über 6,5 Kilometer erstreckt, was auf ein Mindestalter von 6.000 Jahren deutet. Es ist sich aber niemand sicher, was den Brand entfacht hat.

Die erste dokumentierte Sichtung durch Europäer erfolgte 1828, als ein örtlicher Landarbeiter meinte, in der Region des Mount Wingen einen Vulkan entdeckt zu haben. Nur ein Jahr später kam der Geologe Reverend CPN Wilton zu dem Schluss, dass es sich bei dem angeblichen Vulkan in Wirklichkeit um ein Kohleflözbrand handelte.

Der Ort wird von den traditionellen Bewahrer*innen, dem Volk der Wanaruah, als heilig angesehen und zum Kochen und zur Herstellung von Waffen genutzt. In ihren Ursprungsgeschichten ist von einer Witwe die Rede, deren Tränen das Feuer entzündeten, oder von der Fackel eines Kriegers, der vom "Bösen" unter dem Berg gefangen wurde.

Viele Kohleflözbrände, vor allem in Indien, China und den USA, werden durch menschliche Eingriffe wie den Kohleabbau verursacht - man denke nur an das berüchtigte Feuer unterhalb von Centralia, Pennsylvania, der heute verlassenen Stadt, die als Inspiration für die Videospielreihe „Silent Hill“ diente und seit fast 60 Jahren brennt.

In diesem Fall geht Rein von einem natürlichen Weg aus. „Man kann anthropogene Einflüsse nicht ausschließen, aber es war höchstwahrscheinlich eine natürliche Ursache“, sagt er. „Es könnte sich um ein Lauffeuer gehandelt haben, das durch einen Blitzschlag ausgelöst wurde und einen Felsvorsprung entzündete. Oder es könnte sich um eine Selbsterhitzung gehandelt haben.“

Selbsterhitzung findet statt, wenn sich das Kohleflöz nahe genug an der Oberfläche befindet, so dass die Kohle dem Sauerstoff ausgesetzt ist. Mit genügend sonnigen und heißen Tagen, erwärmt sich die Oberfläche der Kohle und wird heiß genug, um das nächste Stück im Flöz zu erhitzen. Das führt schließlich zur Entzündung. Der Selbsterhitzungspunkt von Kohle kann laut Studien zwischen 35 und 140 Grad Celsius liegen.

Noch ein langes Brennen

Es ist unklar, wie weit sich das Kohleflöz ausdehnt und wohin es als nächstes geht. Im Moment hat es keinen Mangel an Sauerstoffversorgung. "Er könnte noch Tausende von Jahren ohne menschliches Zutun brennen", sagt Rein. "Wenn das Feuer fortschreitet, erwärmt es den Berg, so dass er sich ausdehnt und Risse bekommt, durch die Sauerstoff eindringt, so dass sich das Feuer weiter ausbreiten kann. Das Feuer produziert seinen eigenen Schornstein und seinen eigenen Sauerstoffvorrat".

Selbst mit menschlichem Eingreifen sind Kohleflözbrände bekanntermaßen schwer zu löschen, da Tonnen von Wasser und flüssigem Stickstoff benötigt werden. Im Jahr 2004 behauptete China, ein Feuer gelöscht zu haben, das 50 Jahre lang gebrannt hatte, nur damit die Besucher*innen einige Jahre später Anzeichen dafür sehen konnten, dass es noch brannte.

Rein stellte bei einem Besuch im Jahr 2014 fest, dass sich der Brand bis hinunter zu einem kleinen Fluss näherte. Je nachdem, wie sich das Kohleflöz an diesem Fluss entwickelt, könnte sich der Burning Mountain in den nächsten Jahrzehnten dramatisch verändern. "Das Kohleflöz könnte durchbrechen und sehr nahe an der Oberfläche der Klippe hervortreten, was zu Flammen mit viel mehr Hitze führen könnte", sagt Rein. Er sagt voraus, dass dies ähnlich wie im Jahr 1828 geschehen könnte, als das Feuer fälschlicherweise für einen Vulkan gehalten wurde.

Foto von der Aussichtsplattform auf dem Gipfel des Burning Mountain aufgenommen

"Oder wenn das Kohleflöz sehr tief geht, wird es von selbst erlöschen und ausschwelen - was sehr dramatisch wäre, wenn das zu unseren Lebzeiten passiert, nachdem es möglicherweise Hunderttausende von Jahren gebrannt hat", fügt Rein hinzu.

Auswirkungen auf menschliches Leben

Mount Wingen ist zwar weit genug von der Zivilisation entfernt, um Schaden anzurichten. Größere Kohlebrände können aber ein ernstes Gesundheits- und Sicherheitsrisiko darstellen. Sie können nämlich nicht nur aufgrund des Klimawandels häufiger werden, sondern auch zur Misere der Erde beitragen. Sie setzen große Mengen an CO2, Methan und anderen Schadstoffen wie Quecksilber frei. "Die Auswirkung des Klimawandels auf Kohleflözbrände und die Auswirkung von Kohleflözbränden auf den Klimawandel ist definitiv etwas, worüber wir sehr besorgt sein sollten", erklärt Rein gegenüber ScienceAlert.

Er sieht außerdem einen scheinbar nicht wahrgenommenen Nutzen darin: "Was mich als Ingenieur am meisten frustriert, ist, dass niemand von diesen Bränden profitiert - es ist eine riesige potenzielle Wärme- und Energiequelle, die ungenutzt bleibt.“

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare