Symbolbild: Stromleitungen

Symbolbild: Stromleitungen

© REUTERS / Phil Noble

Science

Roboter sagt Stromausfälle voraus, rollt auf Stromleitungen

Strom zu haben, ist super. Als Mensch Stromleitungen genau zu inspizieren, nicht so sehr. Selbst eine Mittelspannungsleitung in Österreich hat bis zu 36.000 Volt Spannung. Bei Gleichstrom gelten bereits 120 Volt als lebensgefährlich, bei Wechselspannung 50 Volt.

Die gefährliche Aufgabe diese Stromleitungen zu überprüfen, könnten zukünftig Roboter übernehmen. Das kanadische Start-up Enerza will einen Schritt weitergehen und damit sogar mögliche Stromausfälle vorhersagen, berichtet CTV.

Roboter fliegt zur Stromleitung und hängt sich dort ein

Enerzas Lösung ist eine Roboterdrohne. Diese kann mit Rotoren selbstständig zur Stromleitung rauffliegen. Dort hängt sie sich ein und rollt diese entlang. Der Roboter hat Wärmebildkameras, Tiefenkameras und eine Kombination aus 3D-Kameras, um Distanzen zu messen.

Prototyp des Roboters

Prototyp des Roboters

So soll er potenzielle Schäden oder Schwachstellen der Stromleitung feststellen. Außerdem kann er die Umgebung inspizieren. So sieht er etwa, ob Äste oder Bäume zu nahe an der Stromleitung sind. Dadurch kann er rechtzeitig Alarm schlagen, bevor das nächste Unwetter den Baum umknicken oder Ast abbrechen lässt. Fallen diese in die Stromleitung, könnte in ganzen Dörfern oder Städten die Stromversorgung unterbrochen werden.

Bessere Einteilung des Personals

Im Hintergrund soll eine Datenbank laufen, die die möglichen Probleme priorisiert. In dringenden Fällen kann sofort eingeschritten werden. Könnte sich etwas erst in den nächsten Wochen oder Monaten zur Bedrohung für die Stromversorgung entwickeln, können die Wartungsarbeiten zeitlich und örtlich zusammengefasst werden, um das verfügbare Personal bestmöglich einzusetzen.

Die Idee ist nicht, dass der Roboter Menschen ersetzt, sondern entlastet. Gerade in ruralen Gebieten ist die regelmäßige Überprüfung der Leitungen und Masten zeitaufwändig – weshalb es gerade dort immer wieder zu Stromausfällen kommt. Wenn autonome Roboter diese Tätigkeit übernehmen, könnte das Personal sich mehr den eigentlichen Wartungsarbeiten widmen.

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Häufig fehlt in Nordamerika in weniger dicht besiedelten Gebieten auch das richtige Gerät für genaue Kontrollen, wie etwa Fahrzeuge mit Hebebühnen. Eine Inspektion vom Boden aus liefert nicht dieselbe Präzision, wie wenn die Leitung aus der Nähe betrachtet werden kann.

Roboter befindet sich noch in Entwicklung

Der Roboter von Enerza ist noch in Entwicklung. Wann er serienreif sein wird, ist noch nicht bekannt. Ein Problem, dass es noch zu lösen gilt, ist die Überwindung von Hindernissen auf den Stromleitungen, wie etwa Isolatoren.

Außerdem wird das Start-up den Stromnetzbetreibern beweisen müssen, dass der Roboter absolut sicher ist. Denn fliegende Objekte und Stromleitungen vertragen sich üblicherweise nicht.

Experimente in Österreich

Auch in Österreich wird die Überprüfung von Stromleitungen per Drohnen erprobt. Austrian Power Grid testet die Inspektion von 380kV-Hochspannungsleitungen mit großen Drohnen, die mit genügend Sicherheitsabstand über den Leitungen fliegen.

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Im Störfall sollen sie mit Nacht- und Thermalsicht sowie Laservermessungssystemen, die Ursache des Problems finden. Auch regelmäßige Inspektionsflüge sind angedacht. Wenn das Projekt wie geplant läuft, könnte der Drohnen-Regelbetrieb 2024 aufgenommen werden.

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