Russland: Hyperschall-Wissenschaftler verhaftet
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Der Direktor eines russischen Wissenschaftsinstituts sowie 2 weitere Forscher wurden verhaftet, weil sie Geheimnisse an China weitergegeben haben sollen. Die Forscher beschäftigten sich dabei mit der Technologie von Hyperschallraketen.
Dem Institutsleiter Alexander Shiplyuk wird vorgeworfen, bereits 2017 bei einer Konferenz geheimes Material an China weitergegeben zu haben, berichtet Reuters. Der 56-Jährige beteuert allerdings seine Unschuld und betont, dass die Informationen online frei zugänglich gewesen wären.
"Verrat am Vaterland"
Kreml-Sprecher Dmitry Peskov sieht das hingegen anders und spricht von einem "Verrat am Vaterland". Russlands Präsident Wladimir Putin betonte in der Vergangenheit mehrfach, dass Russland bei Hyperschallraketen weltweit führend sei. Bei Hyperschallraketen handelt es sich um hochmoderne Waffen, die schneller als die 5-fache Schallgeschwindigkeit (Mach 5, 5.963 km/h) fliegen können. Aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit können Verteidigungssystemen die Raketen nur sehr schwer orten und abfangen.
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Die Verhaftungen lassen darauf schließen, dass Moskau darauf bedacht ist, keinen technologischen Vorsprung in der Militärtechnik zu verlieren. Das gilt ebenso in Bezug auf China, einem Verbündeten, auf den Russland seit dem Einmarsch in der Ukraine zunehmend angewiesen ist.
Bereits mehrere Forscher verhaftet
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Wissenschaftler in Russland verhaftet wurden. Im vergangenen Jahr wurde der Laserspezialist Dmitry Kolker in Sibirien wegen Verrats angeklagt, starb allerdings 2 Tage später an Krebs. Sein Anwalt beteuerte nach seinem Tod, dass Kolker keine Geheiminformationen an China weitergegeben habe.
Der Forscher Alexander Lukanin wurde 2020 verhaftet - ebenso, weil er technologische Geheimnisse an China weitergegeben haben soll. Im vergangenen Jahr wurde Lukanin zu 7,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch der Forscher Valery Mitko soll regelmäßig Vorträge in China gehalten haben, weshalb er 2020 unter Hausarrest gestellt wurde. Dort starb der 81-Jährige 2 Tage später.
Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs beschloss das russische Parlament erst im vergangenen Monat, die Höchststrafe für Hochverrat von 20 Jahren auf eine lebenslange Haftstrafe auszuweiten. Zwischen 2017 und 2022 sind knapp 50 Russ*innen wegen Hochverrats verurteilt worden.
Offener Brief von Kolleg*innen
Kolleg*innen von Shiplyuk veröffentlichten indes einen offenen Brief, in dem sie die Forscher verteidigen. Darin beklagten sie, dass es für Forscher*innen unmöglich sei, ihre Arbeit zu tun, wenn sie nach internationalen Konferenzen oder der Veröffentlichung von Studien Gefahr liefen, verhaftet zu werden. In dem Schreiben betonten die Wissenschaftler*innen, dass die veröffentlichten Materialien sorgfältig überprüft wurden und nicht als geheim eingestuft waren.
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