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Science

Keine Schmerzen nach der Impfung: Wirkt sie überhaupt?

Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber: Viele Corona-Geimpfte können über diese und andere Impfreaktionen ein Lied singen. Diese Beschwerden sind normal und entstehen in der Entwicklung einer Immunantwort.

Das Immunsystem reagiert aber nicht bei allen Menschen gleich stark. So bleiben manche Menschen gänzlich von Schmerzen und Unwohlsein verschont. Das sorgt nicht nur für Freude, sondern häufig für die Besorgnis, dass der Impfstoff nicht wirken könnte. 

Generell entsteht eine Immunreaktion aus dem Zusammenwirken des angeborenen (unspezifischen) und des erworbenen (spezifischen) Immunsystems. Laut Judith Aberle, Fachärztin für Virologie an der MedUni Wien, werde mit der ersten Reaktion des angeborenen Immunsystems auch die Aktivierung der Zellen des spezifischen Immunsystems eingeleitet. "Das angeborene Immunsystem besteht aus unspezifischen Abwehrzellen, die innerhalb kürzester Zeit auf Fremdantigene reagieren. Sie produzieren unter anderem Signalstoffe, die zu einer unspezifischen Entzündungsreaktion wie Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle führen", sagt die Expertin gegenüber der futurezone. Entzündungssignale führen auch zu systemischen Impfreaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Krankheitsgefühl, Kopf-und Gliederschmerzen.

Erworbenes Immunsystem braucht länger

Das erworbene Immunsystem setze ihr zufolge innerhalb weniger Tage ein. Allerdings brauche es wesentlich länger, bis die Abwehrzellen vollständig ausgebildet sind. "Hauptakteure sind Antikörper und T-Zellen, die das Virus erkennen und eliminieren. Für eine ausreichende Antikörperbildung sind 2 Impfungen notwendig und es dauert in der Regel mindestens 3 Wochen, bis man Antikörper im Blut nachweisen kann", so die Fachfrau.

Je nach Impfstoff können Impfreaktionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten einsetzen. Beim Vektorimpfstoff von AstraZeneca etwa trete eine Impfreaktion häufig nach der ersten Dosis auf, bei den RNA-Impfstoffen von Moderna oder Biontech/Pfizer nach der zweiten.

Verschiedene Systeme der Immunabwehr

Zeigt jemand keine oder sehr geringe Impfreaktionen, bedeutet das laut Aberle nicht, dass die Person einen schlechteren Impfschutz hat. "Impfreaktion und Impfschutz werden durch 2 verschiedene Systeme  das angeborene und das erworbene Immunsystem  verursacht, die unterschiedlich starke Effekte haben können", sagt sie.  

Generell ist eine fehlende Impfreaktion keine Seltenheit. Laut den klinischen Studien von Pfizer und Moderna hatten 50 Prozent der Proband*innen keinerlei Beschwerden. Dennoch haben beide Impfstoffe eine Effektivität von über 90 Prozent bei den Studien erreicht, unabhängig davon, ob die Proband*innen nach der Impfung Schmerzen hatten oder eben keine Beschwerden.

Niedrigere Werte an Entzündungmolekülen bei Älteren

Impfreaktionen sind tendenziell Frauensache. 80 Prozent der Berichte über Impfreaktionen kamen in einer US-Studie von Frauen. Laut den Forschern könnte das mit dem Hormon Testosteron in Zusammenhang stehen, wodurch eine Entzündung und die damit einhergehenden Reaktionen gedämpft würden. Da Männer tendenziell mehr Testosteron produzieren, weisen sie laut der Studie auch weniger Impfreaktionen auf.

Auch die Altersgruppe kann diese beeinflussen. „Ältere Menschen (ab 65 Jahren) haben seltener systemische Symptome, das gilt auch für andere Impfstoffe. Und man findet auch niedrigere Werte an Entzündungsmolekülen im Blut“, so Aberle.

Wenig Impfschutz bei hämatologischen Erkrankungen

Bei Patient*innen, die wegen hämatologischer Erkrankungen oder nach einer Organtransplantation mit immunsuppressiven Medikamenten behandelt werden, ist der Impfschutz je nach dem Grad der Immunsuppression, also der Unterdrückung der körpereigenen Abwehrsystems, geringer oder zum Teil nicht vorhanden. "Da diese Patient*innen ein hohes Risiko für besonders langwierige Infektionen haben, ist es besonders wichtig, geeignete Impfschemata für sie zu finden", sagt die Medizinerin.

 

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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