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Seismik-Messgeräte finden heiße Quellen in Wien

Im Osten Wiens gibt es noch Ausläufer der Kalkalpen. Kalk ist ein Steingebilde, das sehr gut geeignet ist, um umweltfreundlich Wärme aus tieferliegenden Heißwasservorkommen abzuleiten. Erdwärme nennt man auch Geothermie und sie zählt zu den regenerativen Energien. Wien Energie hat daher 2016 mit dem Projekt „GeoTief Wien“ begonnen, den geologischen Untergrund Wiens in dieser Gegend mit Seismik-Geräten zu erforschen. Nun liegen die Ergebnisse vor, auf die man so lange gewartet hat.

In rund 3.000 Metern Tiefe gibt es ein vielversprechendes Heißwasservorkommen, das für den Einsatz von Geothermie geeignet ist. Wien Energie hat dazu ein geologisches 3D-Modell entwickelt, mit dem die Lage der heißen Quellen unterhalb Wiens sichtbar gemacht werden.

Wo die heißen Quellen liegen

Das betroffene Gebiet reicht von der Donaustadt bis nach Simmering. Wien Energie sieht hier Chancen, die heißen Quellen drei Kilometer under der Erde anzapfen zu können, um diese für erneuerbare Fernwärme zu nutzen. Geschätzt wird, dass darin ein Potential von bis zu 120 Megawatt thermischer Leistung liegt.

„Unter Wien schlummert ein riesiges Wärmevorkommen. Dieses wollen wir in Zukunft für die Wärmeversorgung nutzen. Mit dem 3D-Modell haben wir jetzt ein detailliertes Bild vom Wiener Untergrund in der Hand und können uns an die Planung von konkreten Projekten machen. Bis 2030 wollen wir bereits bis zu 125.000 Haushalte mit Wärme aus der Tiefe versorgen können“, sagt Michael Strebl, Wien-Energie-Geschäftsführer in einer Aussendung. 2040 will die Stadt Wien rund 56 Prozent des Wärmebedarfs über klimaneutrale Fernwärme decken, der Rest soll mit Wärmepumpen erfolgen.

Der Untergrund Wiens wurde mit sogenannten 3D-Seismik-Messungen erforscht. Auf einem Gebiet von rund 175 Quadratkilometern wurden anhand von 16.000 kabellosen Sensoren die seismischen Reflexionen aus dem Untergrund aufgezeichnet (die futurezone hatte berichtet). Dazu kamen bei dem interdisziplinären Forschungsprojekt spezielle Fahrzeuge zum Einsatz, die Schwingungen gesendet hatten.

Erkundungsbohrungen notwendig

Im Zuge der anschließenden Analysen rückte sich der Fokus der Forscher*innen auf das „Aderklaaer Konglomerat“. Bei dieser Gesteinsschicht handelt es sich laut Wien Energie geologisch um die miozäne Füllung des Wiener Beckens. Die Ablagerungen entstanden vor rund 20 Millionen Jahren. Die Geometrie und bisher bekannten hydraulischen Eigenschaften des Thermalwasserreservoirs sind laut dem Energieversorger vielversprechend. Doch um das festzustellen, braucht es eine Erkundungsbohrung sowie weitere Forschungsarbeiten.

Seit Oktober läuft deshalb dazu in Essling ein neues Projekt, im Zuge dessen von einer alten Erkundungsbohrung das Loch erneut geöffnet wird. Untersucht werden sollen damit die Durchlässigkeit des Gesteins sowie die chemische Zusammensetzung des Thermalwassers. Für den Test wurden ein mobiler Kran sowie drei große Wasserbecken errichtet und aufgestellt. Wenn das Projekt beendet ist, wird das alte Bohrloch wieder vollständig verschlossen. Das soll etwa bis Jahresende geschehen sein.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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