Die Datenbrille wird über 5G mit Daten bespielt, die am Computer liegen

Die Datenbrille wird über 5G mit Daten bespielt, die am Computer liegen

© Magenta

Science

Datenbrillen und Gedankensteuerung: Woran am 5G-Campus geforscht wird

Datenbrillen spielen bei Wartungsarbeiten mittlerweile eine große Rolle. Die sogenannten Augmented Reality (AR)-Brillen dienen Facharbeitern in Industriebetrieben dazu, die Hände freizuhalten, wenn sie Geräte warten. Wichtige Informationen zum Wartungsvorgang werden über die Brille eingespielt. Die bisher eingesetzten Brillen sind jedoch meistens sehr schwer und klobig.

Dass es auch anders gehen könnte, wird in der Smart Factory an der Technischen Universität (TU) in Graz gezeigt: Dort werden für solche Anwendungen Leichtbaubrillen getestet. Die notwendigen Daten werden bei diesen Geräten nicht in der Brille selbst gespeichert, sondern auf einem leistungsfähigen Rechner, der mittels 5G-Technologie mit der Brille kommuniziert.

Privates 5G-Campusnetz

In der 300 Quadratmeter großen smarten Fabrikshalle der TU gibt es auch ein eigenes 5G-Campusnetz. "Die Daten bleiben dabei im privaten Netz und die Latenzzeiten sind gering“, sagt Werner Kraus von Magenta beim Lokalaugenschein der futurezone. „Das sind die optimalen Rahmenbedingungen für die Zukunft der Produktion“, so Kraus.

„Es handelt sich hier um eine Pilotfabrik. Wir wollen Pioniere sein und Anwendungen testen, für die man ein privates 5G-Netz benötigt“, sagt Franz Haas, Vorstand des Instituts für Fertigungstechnik. In der Pilotfabrik wird unter anderem auch an einer Lösung gearbeitet, bei der es darum geht, dass eine Maschine selbstständig Anomalien im laufenden Betrieb erkennt. Man sei bereits so weit, dass Industriemaschinen diese erkennen können, heißt es. Jedoch könne diese dann noch nicht automatisch stoppen, erzählt ein Studierender, der das Projekt demonstriert. 
 

Diese Leichtbaubrille wird am 5G-Campus ausprobiert

Gedanken steuern Maschinen

Auch spannend klingt ein weiteres Forschungsprojekt in der smarten Fabrik: Es wird ausprobiert, wie man mit Gedanken Maschinen steuern könne, oder aber wie man eine Maschine dazu bringen könne, schneller zu stoppen, wenn sie Gefahr läuft, mit einem Menschen zu kollidieren. „Der Nachwuchs hat hier spannende Möglichkeiten, zu forschen“, sagt Haas.

In der smarten Pilotfabrik befinden sich derzeit 4 bis 5 Großanlagen für Industriebetriebe, 5 bis 8 Roboter, Software, mit der alles vernetzt wird, sowie Datenbrillen. Die industriellen Maschinen werden von Haas mit einem Wert von 4 Millionen Euro beziffert, die sich alle im Eigentum der TU Graz befinden. „Pilotfabriken sind der ideale Ort für die Ausbildung von Studierenden, aber auch für den Austausch von Know-how für alle Interessierten“, sagt Haas. Forschungspartner sind Magenta, Ericsson und T-Systems. Magenta stellt das private 5G-Netz zur Verfügung. Die Netzwerkkomponenten kommen von Ericsson und T-Systems hilft dabei, Anwendungsfälle mitzuentwickeln.

Smart Factory

Warum 5G WLAN in Fabriken überlegen ist

„Die niedrige Latenz ist wichtig für Maschinen, denn diese hören sonst auf, zu arbeiten“, erklärt Joe Wilke von Ericsson. Daher sei 5G auch die bessere Wahl gegenüber WLAN. Neben den niedrigeren Latenzzeiten, seien auch noch der Zellradius und die Signalqualität mit 5G deutlich besser. „Auch die Sensorenentwicklung wurde mittlerweile auf 5G ausgerichtet“, so Wilke. Da es sich beim 5G-Campusnetz außerdem um ein privates Netz handelt, gebe es auch keine Bandbreitenprobleme. Wilke ortet bei vielen Industriebetrieben bereits „großes Interesse“, aber noch seien vielerorts keine Investitionsentscheidungen gefallen, so der Spezialist.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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