
Der Wienfluss im September 2024.
So wirkt sich der Klimawandel auf Regen und Hochwasser aus
Schon seit geraumer Zeit weiß man, dass der Klimawandel unser Wetter beeinflusst. Auch in Österreich wird es deswegen zu mehr Starkwetterereignissen kommen und mehr Hochwasser könnte die Folge sein.
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Wie die steigenden Temperaturen jedoch die Regenfälle genau beeinflussen, war bisher unklar. Eine neue Studie von österreichischen Forschern, die im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde, klärt nun erstmals diese Zusammenhänge auf.
Wichtig ist, dass es einen Unterschied zwischen kurzfristigen Regenfällen, die einige Stunden anhalten, und solchen gibt, die mehrere Tage dauern. Während erstere vor allem Überschwemmungen bei kleineren Bächen verursachen, braucht es für große Flüsse, wie die Donau, Regenfälle, die mehrere Tage anhalten. Offenbar wirkt sich der Klimawandel auf diese verschiedenen Niederschlagsereignisse unterschiedlich aus, wie die Studienergebnisse zeigen.
Mehr als ein Jahrhundert ausgewertet
Für ihre Studie haben die Forscher der TU Wien Daten herangezogen, die in Österreich über mehr als ein Jahrhundert gesammelt wurden. Für Österreich ist die Aussage über den Zusammenhang deswegen besonders genau. Laut den Forschern lassen sich die Ergebnisse jedoch auch auf andere Erdregionen übertragen.
Die Studie zeigt, dass vor allem kurze Niederschläge, die nur wenige Stunden andauern, in den vergangenen 30 bis 40 Jahren um 15 Prozent zugenommen haben. Klimamodelle hatten das bereits berechnet, aber nun wurde es bestätigt.

Die Forscher fanden heraus, dass der Klimwandel sich unterschiedlich auf Regenfälle auswirkt. Kurze Schauer haben um 15 Prozent zugenommen.
© APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV / KIRILL KUDRYAVTSEV
Klimatische Bedingungen spielen keine Rolle
Die Zunahme war trotz unterschiedlicher Klimaregionen in Österreich gleich stark. „Das zeigt klar, dass bei diesen kurzfristigen Niederschlägen keine großräumigen Wettersysteme ausschlaggebend sind, denn diese wären in Mittelmeernähe anders als nördlich des Alpenhauptkamms“, sagt der Studienleiter Günter Blöschl von der TU Wien.
„Stattdessen führt die klimawandelbedingte Temperaturerhöhung lokal zu stärkerem Niederschlag. Erstens, weil wärmere Luft auch mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, zweitens aber auch, weil mehr Energie im System ist und eine stärkere Erwärmung in Bodennähe zu einer stärkeren Aufwärtsbewegung der Luftmassen führt. Diese kühlen schneller wieder ab, was zu mehr Regen führt.“ Laut den Forschern gilt das auch für andere Erdregionen.
Anders sieht es allerdings aus, wenn es um die Auswirkungen des Klimawandels auf Niederschlagsereignisse geht, die tagelang dauern. Hier seien globale Wetterphänomene viel entscheidender. Etwa El Niño, ein Klimaprozess, der sich auf die Temperatur der Ozeane auswirkt.
Das bedeutet, der Klimawandel beeinflusst mehrtägige Niederschlagsereignisse anders als kurze, extreme Regengüsse. Die Forscher sagen, dass es in manchen Regionen Italiens, Griechenlands und Spaniens zu weniger langanhaltender Regenschauer und deshalb auch Hochwasser kommen könnte.

Wenn es an der Donau Hochwasser gibt, muss es dazu mehrere Tage lang regnen. Bei solchen mehrtägigen Niederschlagsereignissen spielen globale Wetterphänomene wie El Niño eine größere Rolle.
© Jonas Strobl
Hochwasser nicht überall auf der Erde gleich
Die Studie zeigt auch, dass aufgrund des unterschiedlichen Einflusses des Klimawandels auf kurz- und langfristige Regenfälle einzelne Regionen der Erde insgesamt unterschiedlich vom Hochwasser betroffen sein werden.
„Kleinere Flüsse mit kleineren Einzugsgebieten werden stark von kurzfristigen intensiven Niederschlägen beeinflusst. In den Gebieten an solchen Flüssen steigt also die Gefahr kurzfristig auftretender Hochwasserereignisse deutlich“, erklärt Blöschl: „Bei größeren Flüssen, wie etwa der Donau ist die Situation anders. Sie werden durch lokale Niederschläge auf Stunden-Skala wenig beeinflusst, hier spielen Wetterereignisse auf einer Skala von Tagen eine wichtigere Rolle, wodurch Hochwasser zunehmen oder sich wenig ändern können, je nach hydroklimatischer Situation.“
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Akribische Datensammlung in Österreich
In Österreich habe man laut den Forschern ein exzellentes Beispiel gefunden, weil es hierzulande besonders aussagekräftige Daten gebe: „Wir sind hier in der besonders glücklichen Situation, exzellentes Datenmaterial zur Verfügung zu haben“, sagt der Studienleiter Blöschl in einer Aussendung der TU Wien: „Bereits seit dem Jahr 1900 werden in Österreich nämlich die Niederschläge doppelt aufgezeichnet: vom meteorologischen Dienst, heute Geosphere Austria, und von der Hydrographie Österreich, verwaltet vom Landwirtschaftsministerium. Daher kann man aus den österreichischen Daten besonders verlässliche Schlussfolgerungen ziehen, die dann auch Prognosen für andere Länder ermöglichen.“
Die Studie ist Teil eines größeren Forschungsprojektes, das die TU Wien gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium (BML), Geosphere Austria und der Universität Graz durchführt.“
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