File Photo: A Monopoly player in Madrid participates in an attempt to set a  world record for most people playing the game simultaneously
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Science

Spielerisch zu mehr Nachhaltigkeit in der Sozialwirtschaft

Für Unternehmen im Sozialbereich stehen Menschen stets an erster Stelle. Das Thema Nachhaltigkeit hingegen ist noch wenig ausgeprägt. Das internationale Forschungsprojekt eco3 versucht, hier ein Umdenken zu erreichen und setzt bei der Ausbildung an. Die FH Campus Wien leitet das Projekt.

"Was hat das mit uns zu tun?"

"Viele Sozialmanager stellen sich die Frage: Nachhaltigkeit, was hat das mit uns zu tun? Dabei ist es sehr wichtig für künftige Führungskräfte", sagt Peter Stepanek. Der Leiter des Projekts eco3 ist Lehrender im Masterstudium Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit an der FH Campus Wien. Er will das Thema künftig fest im Lehrplan verankern. In einem Lehrmodul sollen die 3 Säulen nachhaltiger Entwicklung, Ökologie, Soziales und Ökonomie, vermittelt werden.

"Im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen, sind soziale Organisationen großteils Dienstleistungsorganisationen. Da gibt es klarerweise Unterschiede zu Produktionsbetrieben", erklärt Stepanek. "Aber wenn man Nachhaltigkeit als etwas Ganzheitliches betrachtet, ist es etwas, was für Sozialunternehmen wichtig ist."

Finanzierungsfrage

Ökologische Maßnahmen seien dabei genauso relevant wie die Frage: "Wie gehe ich mit meinen Mitarbeitern um?" Im Gegensatz zu profitorientierten Unternehmen hängt die Finanzierung im Sozialbereich jedoch oft von Fördergeldern ab. Stepanek: "Der Spielraum für Investitionen ist da gering." Es gebe aber Ansätze, die mit relativ wenig Aufwand zu bewerkstelligen seien, etwa die Verwendung von Ökostrom, das Senken des Ressourceneinsatzes, die Verwendung regionaler Produkte oder die Optimierung von Transportwegen.

Das Partnerkonsortium von eco3: V.l.n.r.: Katharina Packmohr (Xit GmbH), Peter Stepanek (FH Campus Wien), Vera Besse (akaryon GmbH), Šárka Dořičáková, (University of Ostrava), Pavla Nemethova (University of Ostrava), Thomas Wuttke (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Green Monopoly

Welche Möglichkeiten es gibt, um mehr Nachhaltigkeit in Organisationen zu erzielen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, soll angehenden Sozialmanagern im Studium mit Hilfe eines Planspiels gezeigt werden. "Beim 'Green Monopoly' kann man sich in verschiedene Unternehmen und Organisationen versetzen und darin verschiedene Rollen einnehmen. Man trifft Maßnahmen und sieht, wie sich diese auswirken", sagt Stepanek. In dem Spiel könne man eine Vielzahl an Faktoren beeinflussen und erhält am Ende genaue Informationen über z.B. die Kohlendioxid-Bilanz oder den finanziellen Aufwand.

Aufwand und Nutzen

Gefragt nach einem Beispiel für soziale Nachhaltigkeit, meint Stepanek: "Man ist zum Beispiel Manager eines Vereins, der im Bereich der Wohnungslosenhilfe tätig ist und überlegt sich, Mitarbeitern die Möglichkeit anzubieten, Gesundheitsangebote am Arbeitsplatz zu konsumieren - etwa eine Grippeimpfung." Erkennbar sei daraufhin etwa, wie sich weniger Krankenstandstage, aufgewendete Arbeitszeit und Kosten enwickeln. Ein anderes Beispiel für ökologische Nachhaltigkeit sei das Umrüsten eines Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge. Hier könne man klar sehen, welche Investitionskosten sich in welcher Zeit durch geringere Wartungs- und Betriebskosten amortisieren.

Das Planspiel könne aber auch die soziale Nachhaltigkeit auf einer gesellschaftlichen Ebene zeigen: "Man sieht etwa, wie bestimmte Maßnahmen zur gesellschaftlichen Veränderung beitragen. Zum Beispiel kann man gegenüberstellen, was Angebote der Wohnungslosenhilfe kosten und welche (Folge-)Kosten dadurch vermieden werden. Wieviel Steuergeld erspart sich etwa eine Gebietskörperschaft, wenn es Unterbringungsmöglichkeiten gibt?"

Internationale Perspektiven

Bei der Gestaltung eines Lehrplans inklusive dem Thema Nachhaltigkeit soll der Fokus aber nicht alleine auf Verhältnissen in Österreich liegen. "Man muss genauso Länder mit hinein nehmen, die eine andere Tradition des Sozialsystems haben", so Stepanek. Die internationalen Partner des Projekts bringen hier unterschiedliche Perspektiven ein. Neben der FH Campus Wien sind die Universität von Ostrava (CZ), die Babes Bolyai Universität in Cluj-Napoca (RO) und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (DE) Teil des eco3-Konsortiums. Außerdem an Bord sind 2 Privatunternehmen: akaryon aus Österreich und Xit aus Deutschland.

Im letzten Jahr des Projekts, im Frühjahr 2023, sollen Studierende und Lehrende aller Projektpartner zusammenkommen, um eine Woche lang an der Finalisierung von eco3 zu arbeiten. Gefördert wird das Projekt durch das europäische Programm Erasmus plus.

 

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Campus Wien entstanden.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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