Mehrere Goldnuggets liegen auf einer dunklen Oberfläche.

Alchemisten versuchen seit Jahrtausenden, Gold herzustellen (Symbolbild).

© Getty Images/iStockphoto/bodnarchuk/IStockphoto.com

Science

Start-up will in Fusionsreaktor Gold herstellen

Marathon Fusion behauptet, mit einem Fusionsreaktor nicht nur Elektrizität, sondern auch Gold herstellen zu können. Details wurden in einem Fachartikel auf der Webseite des Start-ups aus San Francsico  veröffentlicht, der allerdings nicht unabhängig geprüft wurde.

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Fusionsreaktoranlagen sollen sich durch die Technologie schnell rentieren, da sowohl Elektrizität als auch Gold verkauft werden könnte. Pro Gigawatt generierter Energie sollen jährlich bis zu 5 Tonnen Gold entstehen, die derzeit etwa 500 Millionen Euro Gegenwert haben. Das Edelmetall könnte daher laut Forschungsteam die anfänglichen Investitionskosten gegenfinanzieren.

Quecksilber-Isotop als Grundlage

Zwei Wasserstoff-Isotope, Deuterium und Tritium, werden in einem Fusionsreaktor extrem erhitzt, bis sie verschmelzen, sodass Helium entsteht und Energie in Form von Neutronen freigesetzt wird. Um für den weiteren Betrieb neues Tritium herzustellen, kommt eine „Brütdecke“ mit Lithium-Isotopen zum Einsatz.

Marathon Fusion will diese Brütdecke zusätzlich mit Quecksilber-198 versetzen. Die Neutronen aus der Kernfusion sollen dieses in Quecksilber-197 umwandeln. Der Prozess wird Transmutation genannt. 

Es handelt sich dabei um ein instabiles Isotop, das innerhalb weniger Tage zu stabilem Gold-197 zerfällt. In dieser Form tritt Gold in der Natur auf. Der Prozess kann laut Forschungsteam auch genutzt werden, andere Edelmetalle herzustellen, z.B. etwa Palladium.

Gold aus dem Teilchenbeschleuniger

Erst im Mai hatten Forscherinnen und Forscher im LHC-Teilchenbeschleuniger am CERN „versehentlich“ eine winzige Menge Gold erzeugt. Sie hatten Bleikerne nahezu mit Lichtgeschwindigkeit kollidieren lassen, um die Ursprünge des Universums besser zu verstehen.

Durch entstandene Schwingungen wurden 3 Protonen aus dem Bleikern ausgestoßen, durch die Transmutation ergab sich Gold. Doch die Isotope waren instabil und zerfielen sofort wieder.

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Damit wurde der Traum mittelalterlicher Alchemisten, Blei in Gold umzuwandeln, zumindest für einen kurzen Augenblick wahr. Kritiker betonen allerdings, dass Alchemie wissenschaftlich nicht sehr relevant sei, und sich wirtschaftlich überhaupt nicht rechnet.

10 Millionen Dollar Kapital

Investoren und die US-Regierung schätzen die Goldproduktion im Fusionsreaktor, wie Marathon Fusion sie vorschlägt, offenbar dennoch als vielversprechend ein. Laut einem Bericht der Financial Times hat das Start-up bisher Investitionen von 5,9 Millionen US-Dollar sowie 4 Millionen US-Dollar an staatlichen Förderungen erhalten.

Auch wenn Marathon Fusion jetzt schon ein „goldenes Zeitalter für Fusion“ ausruft: Wie und wann sich die Entwürfe in der Realität umsetzen lassen, ist noch völlig unklar.

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