General view of the New Safe Confinement structure over the old sarcophagus covering the damaged fourth reactor at the Chernobyl Nuclear Power Plant, in Chernobyl
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Science

Neue Strahlenwerte aus Tschernobyl veröffentlicht

Am 26. April 1986, also vor fast genau 36 Jahren, kam es zu einer Nuklearkatastrophe, die vom Reaktor-Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl ausging.

Wie Golem berichtet haben zu diesem Anlass das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Kooperation mit der Bundespolizei und ukrainischen Strahlenschutzbehörden die Radioaktivität im betroffenen Gebiet gemessen. Per Hubschrauber wurde die 2.600 Quadratkilometer große Sperrzone im September - also noch vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine - an fast 200 Punkten radiologisch untersucht. Eine solch umfassende radiologische Kartierung der Gegend um das Kraftwerk wurde seit über 30 Jahren nicht mehr durchgeführt. 

Zwei nun veröffentlichte Karten zeigen die bestehende Strahlung vor Ort. Eine zeigt die Cäsium-137-Belastung der Böden, die andere die Gamma-Ortsdosisleistung, welche angibt wie viel Strahlung von außen auf einen Menschen einwirkt.

Publizierte Kartierungen des deutschen Bundesamts für Strahlenschutz

Die beiden hängen mittlerweile zusammen. "Erhöhte Ortsdosisleistungswerte in der Sperrzone gehen heute fast ausschließlich auf Cäsium-137 zurück, das eine Halbwertszeit von 30 Jahren hat", heißt es in der Aussendung des BfS. Kurzlebigere radioaktive Stoffe seien seit Jahren nicht mehr nachzuweisen.

Wind bestimmt Verteilung

Gemäß der Windrichtung zeigen die Karten nördlich und westlich der Anlage stark kontaminierte Bereiche. An besonders betroffenen Stellen wurde eine Belastung der Böden mit Cäsium-137 von bis zu 50.000 Kilobecquerel pro Quadratmeter gemessen. Die Gammastrahlenbelastung liegt zwischen 0,6 und 100 Mikrosievert pro Stunde

Im Rahmen der Untersuchung wurden auch Bodenproben entnommen. Laut dem BfS-Projektleiter Christopher Scholz sind die radioaktiven Stoffe "mehrere Zentimeter tief in den Boden gewandert".

Nutzen und Hintergrund der Analyse

Die Veröffentlichung der Messdaten in Zeiten des Krieges soll die Bedeutung einer "engen internationalen Zusammenarbeit im Strahlenschutz" unterstrichen werden. "Wir setzen damit auch ein Zeichen des Respekts für unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen, die trotz widrigster Umstände ihre wissenschaftliche und praktische Arbeit im Strahlenschutz fortsetzen", wird BfS-Präsidentin Inge Paulini zitiert. 

Wie der Krieg die Atomkraftwerke gefährdet, seht ihr folgendem Video:

Die Messdaten zeigen zudem Perspektiven für die Zeit des Wiederaufbaus in der Ukraine. Mit ihnen lässt sich bestimmen, wie lange Menschen ungefährdet an bestimmten Orten arbeiten können, was auch der lokalen Feuerwehr bei der Bekämpfung von Waldbränden zugute komme. 

Kämpfe in der Gegend rund um das Kraftwerk hatten die regelmäßig gemessenen Strahlenwerte zwischenzeitlich ansteigen lassen. Dies war auf schweres Kriegsgerät zurückzuführen gewesen, das den radioaktiven Staub aufgewirbelt hat, wie es danach hieß.

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