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Radioaktiv: So seht ihr die aktuelle Strahlenbelastung

Russlands Angriff auf die Ukraine hat alte Ängste in Europa geschürt, die davor vielleicht in Vergessenheit geraten sind. Dazu zählt etwa die Angst vor einem Strahlenunfall.

Kämpfe in der Region um das stillgelegte Kernkraftwerk Tschernobyl, haben bereits die Strahlenmessgeräte wieder ausschlagen lassen. Grund dafür dürfte laut der ukrainischen Atombehörde aber nicht der Reaktor selbst sein, sondern radioaktiver Staub aus dem Umland, der noch vom Reaktorunfall 1986 stammt. Durch die schweren Militärfahrzeuge in der Region dürfte er aufgewirbelt worden sein.

Neben Tschernobyl verfügt die Ukraine über 5 aktive Atomkraftwerke mit insgesamt 15 Reaktorblocks. Darunter auch das Kernkraftwerk Saporischschja, das als größtes Europas gilt. Sollte eine der Anlagen im Zuge der Kampfhandlungen beschädigt werden, könnte austretende Strahlung auch Länder wie Österreich erreichen. 

Um radioaktive Strahlung in der Luft zu registrieren, gibt es auf der ganzen Welt spezielle Messeinrichtungen. In Österreich wird die Umwelt im Rahmen eines Strahlenfrühwarnsystems permanent von 300 Messstationen überwacht. Außerdem wird der Radionuklidgehalt in Luft, Niederschlag und Gewässern sowie in Lebensmitteln und Trinkwasser regelmäßig im Labor untersucht.

Strahlenbelastung in Österreich

Die aktuellen Werte des Strahlenfrühwarnsystems in Österreich kann man hier auch live im Netz verfolgen. Die Daten kommen von 111 ausgewählten Stationen, wie es vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus heißt. Sie seien demnach eine repräsentative und flächendeckende Auswahl in allen Bezirkshauptstädten, Orten in Grenznähe sowie Höhenstationen.

Die Werte werden anhand eines Farbschemas von grün bis rot dargestellt. Graue Kästchen sagen aus, dass von der entsprechenden Station aktuell kein Wert vorliegt. Ähnliche Online-Kartenansichten gibt es auch in Deutschland und der Schweiz.

Nanosievert

Gemessen wird die radioaktive Strahlung in Sievert, benannt nach dem schwedischen Wissenschaftler Rolf Sievert. In Österreich liegen die Werte je nach Standort zwischen 70 und 200 Nanosievert pro Stunde (nSv/h). 1 Nanosievert entspricht einem Milliardstel Sievert, also 0,000000001 Sievert.

Zur Einordnung: Die letale Dosis beginnt bei etwa 1 Sievert. Der tatsächliche Schaden hängt davon ab, wie lange man der Strahlung ausgesetzt ist. Beim Reaktorunfall in Tschernobyl waren die Ersthelfer kurzfristig einem Wert von bis zu 16 Sievert ausgesetzt. 

Die bei dem Unfall freigesetzte Strahlung reichte bis nach Österreich, so wurde hierzulande an den Messstellen ein Anstieg auf das Zehnfache des Normalwerts gemessen. Österreichischer Boden wurde durch die Tschernobyl-Katastrophe sowie durch atmosphärische Kernwaffentests in den 1950er- und 1960er-Jahren auch mit Cäsium-137 belastet. Auch hier gibt es eine interaktive Karte mit der entsprechenden Bodenbelastung.

Natürliche Strahlung

Abgesehen von derart außergewöhnlichen Ereignissen handelt es sich bei der in Österreich auftretenden Strahlung um eine natürlichen Ursprungs. Dazu zählt etwa Strahlung von radioaktiven Elementen der Umwelt, aber auch kosmische Strahlung. Letztere wird mit zunehmender Höhe stärker. Das ist auch der Grund, wieso man im Flugzeug einer erhöhten Strahlungsbelastung ausgesetzt ist.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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