Uber analysiert Mobilitätsverhalten der Wiener
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Nachdem Uber während des Corona-Lockdowns seinen Betrieb stark einschränken musste, hat das Unternehmen nun neue Sicherheitsvorkehrungen für Gäste und Fahrer eingeführt. Das ist allerdings nicht die einzige Neuerung, die Uber nun in Wien einführt. Das 2017 erstmals präsentierte Daten-Tool „Uber Movement“ ist ab sofort auch in Wien verfügbar. Es misst das Mobilitätsverhalten der Wiener.
Die Stadt wurde dafür in Zonen eingeteilt. Dort wird angezeigt, wie hoch das Verkehrsaufkommen zu einer bestimmten Zeit ist. Dafür gibt man beispielsweise einen Startpunkt und einen Endpunkt an, sowie einen gewünschten Zeitraum. Das Tool zeigt dann beispielsweise an, dass man im Monat März vom Westbahnhof zum Prater zwischen 15 und 24 Minuten unterwegs war. Tagsüber dauerte die Fahrt länger als ganz früh am Morgen.
Stadtplanung
Vergleicht man diese Daten mit dem Vorjahr, stellt man fest, dass man heuer um 2,2 Prozent schneller unterwegs war – allerdings fehlen einige Vergleichsdaten. Das hat sicher auch mit der Corona-Krise zu tun, da das Verkehrsaufkommen während des Lockdowns ohnehin geringer war und damit einige Datensätze fehlen. Die Daten werden jeweils quartalsweise hinzugefügt.
Nun ist das zwar für Privatnutzer eine interessante Info, aber wirklich relevant soll das Tool für Stadtplanung sein. So demonstrierte Nikolas Neubert vom AIT, wie sich beispielsweise das Einrichten von Radwegen auf den Verkehr auswirkten. So habe es laut Neubert kein höheres Verkehrsaufkommen gegeben, nachdem der Radweg gebaut wurde, was bestätigt, dass diese Entscheidung richtig war. Solche Vergleiche werden vor allem dann spannend, wenn man die Auswirkungen von Pop-up-Radwegen, die derzeit in Wien existieren, auswerten möchte, um diese möglicherweise permanent einzurichten.
Dabei sei die Zukunft der Mobilität eine Kombination aus verschiedenen Fortbewegungsmitteln vom öffentlichen Verkehr bis zum Fahrrad: „Der Privat-PKW muss von der städtischen Bildfläche verschwinden und um das zu erreichen müssen kostengünstige und effiziente Alternativen bereitgestellt werden.“
Entlasten und individuelle Lösungen finden
In Brüssel wurde das Tool bereits dafür verwendet, das Verhalten der Städter während großer Events zu messen. Damit konnte ermittelt werden, zu welchen Zeiten beispielsweise alternative oder zusätzliche Reisemöglichkeiten benötigt werden. Laut Neubert könnten in Wien vor allem die Randgebiete von den Daten profitieren. So sei der Bedarf in weniger dichten Gebieten, die weniger Anschlussmöglichkeiten wie U-Bahn oder Straßenbahn haben, nach individuellen Lösungen hoch. Dort könnte man mit den Datensätzen berechnen, ob es Sinn macht, dass Menschen mit einem Taxi oder Uber zur nächsten U-Bahnstation fahren sollen, statt die gesamte Strecke mit dem eigenen PKW zurückzulegen.
Für das Tool werden nach Aussage von Uber-Österreich-Chef Martin Essl keine personenbezogenen Daten von Fahrern und Fahrgästen verwendet. Sie werden anonymisiert übermittelt und die Verwendung ist über die Datenschutzbestimmungen der Uber-App geregelt – Nutzer müssen der Verwendung also nicht explizit zustimmen. Da auch Datensätze der vergangenen Jahre abgerufen werden können, ist die Zustimmung der Uber-Nutzer also bereits gegeben.
Anonymisierte Daten
Die Zonen-Einteilung soll ebenfalls dafür sorgen, dass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind. Nur wenn für eine Zone genügend Daten vorhanden sind, werden diese auch freigeschaltet. Für die Definition der Zonen habe man mit der Stadtverwaltung und dem Open Government Data (OGD) Portal der Stadt Wien zusammengearbeitet. Hier werden unter anderem Daten über Mobilität und Verkehr gesammelt, beispielsweise zu intelligentem Verkehrsfluss und E-Mobilität.
Wien ist nun neben Paris, London, Rom, Madrid und Berlin eine von 16 Städten in Europa, in der Uber Movement aktiv ist. Derzeit ist nur das Tool „Travel Times“ verfügbar, weitere Datensätze sollen zukünftig hinzukommen. So gibt es in anderen Städten wie San Francisco bereits „Speeds“, wo die Geschwindigkeit gemessen wird, mit der man sich durch die Stadt bewegt und die "New Mobility Heatmap", wo auch alternative Fortbewegungsmittel wir das Fahrrad zu Tragen kommen. In Wien ist das allerdings noch nicht verfügbar.
Frust über Gesetzgebung
Der Fahrtdienstvermittler hofft noch immer auf Änderungen der geplanten Zusammenlegung des Taxi- und Mietwagen-Gewerbes. Eckpunkte sind einheitliche Tarife für beide Sparten sowie ein verpflichtender Taxischein für alle. Coronabedingt wurde die gesetzliche Änderung aber von September auf Jänner 2021 verschoben.
Im Taxigewerbe gibt es in Österreich fixe Preise mit Fahrpreisanzeiger (Taxameter), bei Mietwagen kann der Preis derzeit noch frei vereinbart werden. Mietwagenfirmen können damit deutlich niedrigere Preise anbieten als Taxis. Mietwagen-Fahrer müssen aber nach jeder Fahrt wieder in die Betriebsstätte zurückkehren, wenn sie keinen neuen Auftrag erhalten. Uber ist seit 2014 in Wien aktiv und arbeitet in der Bundeshauptstadt mit rund 200 Mietwagenunternehmen zusammen, die über 3.000 Fahrer verfügen.
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