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Science

Warum Regen für Allergiker gefährlich sein kann

Mit dem Wiedererwachen von Bäumen, Sträuchern und Gräsern beginnt für Pollenallergiker im Frühling die alljährliche Leidenszeit. Wenig überraschend sorgen schönes Wetter und Wind für hohe Konzentrationen in der Luft, während Pflanzen bei Regenwetter weniger Pollen freisetzen. Paradoxerweise haben viele Allergiker aber ausgerechnet am ersten Regentag die allergrößten Beschwerden. Warum das so ist, haben Wissenschaftler der University of Iowa nun genauer erforscht.

Pollenpartikel 11 Stunden lang in der Luft

In einer sechswöchigen Periode haben sie im April und Mai 2019 die Pollenkonzentration in der Luft nach Regenfällen gemessen und dabei erstaunliche Entdeckungen gemacht. So nahm die Konzentration von intakten Pollenkörnern zwar ab, da diese vom Regen aus der Luft gewaschen werden und auf dem Boden landen. Gleichzeitig verzeichneten die Messgeräte allerdings einen hohen Anstieg von kleinen Pollenfragmenten, die erst recht wieder heftige Beschwerden auslösen können.

Intakte Pollenkörner von Bäumen und Gräsern sind zwischen 15 und 100 Mikrometer groß. Kommen sie mit Regen in Berührung bzw. nehmen sie zu viel Feuchtigkeit auf, zerplatzen sie jedoch in viele Einzelteile. Auch wenn sie durch den Regen auf dem Boden aufprallen, kommt es zu diesem Effekt. Die dadurch entstehenden Pollenfragmente sind kleiner als 2,5 Mikrometer und können durch ihr geringes Gewicht bis zu 11 Stunden nach Regenbeginn in der Luft verbleiben - je stärker der Regen, desto länger waren die Fragmente nachweisbar.

Gefahr von akutem Asthma

Und genau das kann die Symptome sogar verschlimmern bzw. gefährliche Reaktionen auslösen. Denn durch ihre kleine Größe werden die Pollenpartikel nicht von der Nase gefiltert. Sie können zudem besonders tief in die Lunge eindringen und etwa einen gefährlichen Asthmaanfall auslösen. Bis zu 1,3 Millionen Pollenpartikel pro Kubikmeter Luft konnten die Forscher aus Iowa nach einer morgendlichen Front mit Sturm und Regen nachweisen.

Verstärkt wird die Konzentration auch durch starke Aufwinde, welche die bereits in der Luft befindlichen intakten Pollenkörner kilometerweit bis an die Wolkendecke hinaufziehen können. Dort saugen sie sich mit Feuchtigkeit an und zerplatzen. Der Regen befördert die enorme Partikelmenge schließlich aus höheren Luftschichten wieder zurück in Bodennähe, was dann die besonders starken Beschwerden auslösen kann.

Die Forscher raten Allergikern deshalb, bei auftretendem Regen oder auch unmittelbar vor Gewittern nicht nach draußen zu gehen und in den ersten Stunden auch nicht zu lüften. Die Forschungsergebnisse haben sie in der Publikation Environmental Science & Technology Letters veröffentlicht.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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