Das bordinterne Ethernet von Orion kommt aus Österreich
Das bordinterne Ethernet von Orion kommt aus Österreich
© NASA

Raumfahrt

Wiener Unternehmen TTTech ist bei Orion an Bord

Nach sechs Jahren Entwicklung, Millionen von Tests, schreibt Österreich neuerlich Weltraumgeschichte: Das Wiener Unternehmen TTTech ist mit seiner Technologie in der neuen Raumkapsel Orion, die Menschen ab etwa 2030 auch zum Mars bringen soll, vertreten.

TTTech-Equipment an Bord der Orion

„Seit 2008 haben wir uns auf diesen Tag vorbereitet“, sagt Reinhard Maier, Direktor Aerospace bei TTTech. Mit der NASA arbeitet man schon seit der Jahrtausendwende zusammen, als man mit Honeywell und dem US-Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin erste Forschungsprojekte gestartet hatte – damals ging es um Triebwerkssteuerungen. Der Orion-Start ist ein neuer Höhepunkt in der Firmengeschichte.

Tag X

Zehn Mitarbeiter haben sich auf diesen Tag X vorbereitet, etwa 15 Millionen Euro sind in den gesamten Space-Bereich investiert worden, allein die TTTech-Technologie an Bord der Orion kostet fast vier Millionen Euro. Die Avionik-Systeme stammen von Honeywell. Das US-Unternehmen wird wiederum von TTTech beliefert. „Wir schicken Designs, Knowhow und Chip-Designs an Honeywell und die bauen darauf die Infrastruktur für das Avionics-System“, erklärt Maier. Er verfolgt den Orion-Start von Wien aus, wäre zwar gerne vor Ort dabei, aber für Nicht-Amerikaner gelten (zu) strenge Regelungen.

Reinhard Maier, Direktor Aerospace bei TTTech

Ethernet im Raumschiff

In der Orion-Raumkapsel arbeiten mindestens 30 unterschiedliche Systeme, vom Navigations- über das Startablauf-, bis hin zum Raketensteuerungs- und Kommunikationssystem. Bei Letzterem spielt eine TTTech-Entwicklung eine entscheidende Rolle, die TTEthernet genannt wird. „Ein Kommunikationssystem an Bord einer Raumkapsel muss total ausfallsicher sein, unser System sorgt für die sichere Echtzeitkommunikation.“

Beim TTEthernet ist die Kommunikation dreifach abgesichert. Da man von Fehlern ausgehen muss, sind solche Redundanzen integriert. Sollte ein System ausfallen, übernimmt eines der beiden anderen Systeme die Arbeit ohne Verzögerung. Alle drei Systeme laufen ständig parallel. „Wir nennen das aktives Standby“, erklärt Maier. Die Wahrscheinlichkeit, dass das gesamte System ausfällt, liegt bei 10 hoch minus 12, also bei 0,000000000001 Prozent. Das kann durchaus als absolut sicher bezeichnet werden. So hohe Sicherheiten gibt es übrigens auch in der Luftfahrt, wo etwa Flugzeugsteuerungen dreifach abgesichert sind.

Verbesserungen

Der Orion-Erstflug ist für TTTech ein spannendes Projekt, weil Erstflüge riesige Datensammelflüge sind, bei der die einzelnen Systeme genau gecheckt werden und die Zulieferfirmen über notwendige Verbesserungen oder Fehlfunktionen informiert werden. TTTech-Vorstand Georg Kopetz ist überzeugt, dass sich sein Unternehmen auch in der Raumfahrt etablieren und zu einem Technologieführer werden kann. Beim europäischen Ariane-6-Projekt will man ebenfalls die Kommunikationssysteme liefern.

„Ich erwarte aber nicht nur, dass wir uns in Europa etablieren, sondern wir wollen auch mit privaten Raumfahrt-Unternehmen wie SpaceX (Elon Musk), Virgin Galactic (Richard Branson) oder Blue Origin (Jeff Bezos) zusammenarbeiten.“ Österreich ist in der Raumfahrt zwar ein Nischenanbieter, aber durch Unternehmen wie etwa RUAG Space doch auch ein gefragter Partner von NASA und ESA.

Luftfahrt und Automobile

TTTech hat bereits langjährige Erfahrung in der Luftfahrt und arbeitet mit allen großen Flugzeug-Herstellern zusammen, von Boeing über Airbus bis hin zu Bombardier und Embraer. Man ist mit Kommunikations-, Kabinendruck- und Flugsteuerungssystemen bei der Boeing 787, beim Airbus A380 oder auch bei Privatjets von Embraer vertreten. „Unser Slogan lautet Aerospace safety at automotive cost, also Luftfahrtsicherheit zu Automobilpreisen“, sagt Maier. In der Automobil-Branche ist TTTech mittlerweile nämlich ein gefragter Zulieferer. Gemeinsam mit Audi entwickelt man derzeit auch ein selbstfahrendes Auto.

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