Wie man mit KI das perfekte Foto für Willhaben aufnimmt
Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte - wer bereits auf Kleinanzeigenplattformen wie Willhaben unterwegs war, wird dieses Sprichwort bestätigen. Ist ein Produkt gut abgelichtet, kann das kaufentscheidend sein. Im gegenteiligen Fall können schlechte Bilder aber auch mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Schlechte Belichtung, unvorteilhafter Winkel und geringe Bildqualität sind die gängigsten Fehler, die private, aber auch gewerbliche Verkäufer machen.
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Damit das nicht passiert, hat das Wiener Start-up BeVi AI eine Kameraapp namens BeVi AI Camera entwickelt. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) hilft sie dabei, geeignete Produktfotos zu schießen. Die finanzielle Unterstützung des Preseed-Programms Deep Tech der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) half BeVi AI dabei, ihren ersten Prototypen zu entwickeln.
“Potenzielle Kunden entscheiden in wenigen Millisekunden, ob sie ein Foto mögen oder nicht”, sagt BestView-Co-Gründerin Lusine Abrahamyan im futurezone-Interview. Wer hier keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, hat schon so gut wie verloren.
Daten aus Augentracking-Experimenten
Damit die KI weiß, was Aufmerksamkeit erzeugt, muss sie zuerst trainiert werden. Abrahamyan und ihr Team nutzten dafür Daten aus Augentracking-Experimenten. Dabei werden Probanden vor Bildschirme gesetzt, auf denen Bilder eingeblendet werden. Eine Kamera zeichnet ihre Augenbewegung auf und erkennt so, auf welchen Teil des Bildes besonders lange geschaut wird. Dieser Bereich muss also besonders interessant sein.
“Der Datensatz wurde von Tausenden Probanden mit unterschiedlichen Geschlechtern und Alter befüllt”, sagt Abrahamyan. Das KI-Modell kann damit vorhersagen, wie sehr ein Bild Aufmerksamkeit erzeugen kann und gibt dem Bild einen Wert zwischen 0 und 100. Je näher der Wert bei 100 ist, desto besser.
Die App, die bereits auf iOS gratis heruntergeladen werden kann, kann auch Dinge bewerten, die im Datensatz gar nicht vorgekommen sind. “Es funktioniert wie beim menschlichen Sehen: Wenn man nur Fische kennt und man sieht plötzlich eine unbekannte Unterwasserkreatur, achtet man besonders auf Gemeinsamkeiten - Flossen oder Kiemen zum Beispiel”, so die Start-up-Co-Gründerin.
Nicht für Selfies geeignet
Ein Bild, das Aufmerksamkeit erzeugt, muss allerdings nicht zwangsläufig ästhetisch ansprechend sein. “Wir werben nicht damit, dass man die perfekten Selfies mit unserer App schießen kann”, sagt Abrahamyan. “Darauf wurde die KI nicht trainiert.”
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Im kommenden Februar soll nach der iOS-App auch eine Android-Version folgen. Beide Apps sind für den Privatgebrauch kostenlos, es wird allerdings Werbung eingeblendet. Um die App zu verwendet, benötigt man keine Internetverbindung - das mathematische Modell funktioniert gänzlich auf dem Smartphone. Auch bereits bestehende Bilder kann die App analysieren.
Schnittstelle für Unternehmen
Zudem arbeite man an einer Funktion, die automatisch ein Bild macht, sobald ein hoher Aufmerksamkeitswert erreicht wird. Der Nutzer muss dann nicht mehr selbst auf den Auslöser drücken, sondern das Smartphone nur noch rund um das Produkt bewegen. Die Software erkennt dann selbstständig, wann eine gute Aufnahme möglich ist und nimmt ein Foto auf.
Für Geschäftskunden bietet das Start-up eine kostenpflichtige Schnittstelle an. Hier wird pro analysierten Bild abgerechnet. Zielgruppe sind E-Commerce-Plattformen wie Willhaben oder Shopify. Den ersten Kunden habe man laut Abrahamyan bereits an Land gezogen, Gespräche mit weiteren würden laufen.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).
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