Math is fun - little boys solving mathematical problems
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Start-ups

"Man kann Mathe so beibringen, dass es Spaß macht"

"Ich war enorm schlecht in Mathe", sagt Karim Saad. In der Schule habe er jedes Jahr nur mit Not überstanden. Später habe er aber gelernt, dass Mathematik mehr sei, als nur die Schularbeit zu absolvieren. "Sie ist die Grundlage für vieles im Leben."

Mit seinem Start-up ClassNinjas will Saad Schulkindern Mathematik spielerisch beibringen. Mit Lernvideos werden sie an alltagsnahe mathematische Probleme herangeführt, in Testsimulationen können sie ihr Wissen überprüfen. "Wenn man realisiert, wie spannend Mathematik ist und wie wichtig sie für den normalen Lebensalltag ist, dann kann der Groschen fallen", sagt Saad.

Nah an der Lebensrealität

Die Videos beginnen mit klaren Problemstellungen, die für Jugendliche relevant sind. "Du wachst auf, schaust auf das Handy und siehst, dass die Batterie nur bei 27 Prozent ist. Schaffst du es durch den Tag?", skizziert Saad ein Übungsbeispiel.

Ein Ninja hilft den Schülern beim Bewältigen der Aufgabe und reist mit ihnen in die Vergangenheit, wo große Mathematiker von Pascal bis Pythagoras die grundlegenden Theorien hinter der Problemstellung erklären. Zurück in der Gegenwart wird die Aufgabe dann gelöst. 

Warum Ninjas? Die altjapanischen Kämpfer seien hochfokussiert und konzentrieren sich auf das Wichtigste, sagt Saad: "Sie führen Dinge in Perfektion aus. Viele Kinder identifizieren sich damit."

Testsimulationen

Rund 10.000 Schüler der Unterstufe nutzen die von Saad und seinem Team entwickelte Plattform bereits. Unter ClassNinjas.at können sie nicht nur Videos ansehen, sondern auch Übungen machen und in Testsimulationen ihr Wissen überprüfen. "Die Tests sind nahe an Schularbeiten angelehnt und mit 20 bis 25 Minuten auch zeitbegrenzt", erzählt der Gründer: "Damit die Schüler lernen, mit Stress umzugehen."

Daneben arbeitet das Start-up auch in Online-Netzwerken mit Lerninhalten. Neben YouTube, wo ClassNinjas einen eigenen Kanal betreibt, ist man auch auf Instagram vertreten, wo über das Storyformat Quizzes ausgespielt werden. Seit kurzem ist das junge Unternehmen auch auf der Videoplattform TikTok präsent, wo ein eher "komödienhafter" Ansatz verfolgt wird. Mit Erfolg. Mehr als eine Million Mal wurden die Videos dort bereits abgerufen: "Man kann Kindern Mathe so beibringen, dass es Spaß macht", ist Saad überzeugt.

App Ende Oktober

Ende Oktober, spätestens aber Anfang November soll auch eine eigene App verfügbar sein. Über das Web könne die Zielgruppe der 11 bis 15-jährigen kaum erreicht werden, sagt Saad. "Webseiten spielen bei Kids keine Rolle mehr."

Konzipiert werden die Inhalte von aktiven Lehrern, die wie Saad betont, täglich in der Schule stehen. "Wir müssen wissen, was relevant ist und welche Sprache die Kinder benutzen."

ClassNinjas-Team: Adam Shehata, Karim Saad (Bildmitte) und  Jesus Espejo.

Abogebühr und Premium-Inhalte

Geld verdient das Start-up mit einer Abogebühr für die Testsimulationen, für die 9 Euro monatlich in Rechnung gestellt werden. Alle anderen Inhalte sind kostenlos verfügbar. Über die App sollen künftig auch zusätzliche Übungen verkauft werden. Eine weitere Einnahmequelle erhofft man sich durch Werbung im YouTube-Kanal des Unternehmens. Auch Produktplatzierungen in den Videos werden angedacht. "Da muss man aber sehr aufpassen", sagt Saad.

Finanziert wird das Start-up von einem mit Saad befreundeten Investor, der im Hintergrund bleiben will. Insgesamt flossen bisher 900.000 Euro in das Unternehmen. "Wir sind gut aufgestellt", sagt der Gründer.

Globale Märkte im Visier

Neben dem Launch der App will das Start-up als nächste Schritte die Plattform um Inhalte für die Oberstufe erweitern und optimieren. Auch sogenannte Gamification-Elemente, die spielerisches Lernen unterstützen, sollen stärker Eingang in das Angebot finden. Dann will man so schnell wie möglich neben Österreich und Deutschland auch andere Märkte abdecken. "Globales Wachstum ist für uns essenziell", meint Saad: "Wir haben unsere Inhalte so gestaltet, dass sie leicht für andere Sprachen und Märkte adaptiert werden können."

Der Bildungsmarkt ist jedenfalls vielversprechend. Sogenannte Edu-Start-ups befinden sich im Aufwind. In Österreich bringt etwa Robo Wunderkind mithilfe von Robotern Kindern programmieren bei, talentify vernetzt Schüler, die Nachhilfe benötigen mit Schülern, die ihr Wissen weitergeben wollen und auch das international erfolgreiche in Spanien ansässige Sprachlern-Netzwerk Busuu wurde von einem Österreicher mitgegründet.

Rund 100 Milliarden Euro würden weltweit in private Nachhilfe fließen, erzählt ClassNinjas-Gründer Saad. Mathematik macht davon einen Gutteil aus. In Österreich beträgt der Anteil des Faches bei Schülern, die Nachhilfe nehmen, laut einer im Frühjahr veröffentlichten GfK-Umfrage mehr als 60 Prozent. Zahlreiche digitale Lernplattformen, darunter Sofatutor oder Scoyo haben sich in Stellung gebracht. "Der Markt ist groß genug, um sich zu positionieren", sagt Saad

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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