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Start-ups

Online-Plattform: Start-up bringt Schulabgänger mit Firmen zusammen

"Ich habe noch keinen Jugendlichen getroffen, der nicht irgendetwas gerne gemacht hätte", sagt Bernhard Hofer. Viele Jugendliche seien sich aber nicht im Klaren, worin ihre Talente und Stärken liegen. Hofers Start-up talentify, das seit 2014 Peer-to-Peer-Nachhilfe unter Schülern organisiert, will Schulabgängern dabei helfen Perspektiven zu entwickeln. Dazu hat er die Plattform talentify.works ins Leben gerufen, die Schüler, die nach der Schule eine Lehre beginnen oder in die Berufswelt einsteigen wollen, mit Unternehmen zusammenbringt, die Lehrlinge oder Berufseinsteiger suchen.

Das sei nicht so einfach, meint der Gründer. Jährlich gebe es in Österreich 6000 Lehrstellen und 9000 Jugendliche, die solche Stellen suchen würden. "Man schafft es aber nicht, die Jugendlichen mit den Unternehmen zusammenzubringen", sagt Hofer. Das liege einerseits daran, dass sich Schüler unter vielen Berufsbildern nur wenig vorstellen könnten. Bei vielen Unternehmen würden auf der anderen Seite die Ressourcen fehlen, Jobangebote jugendgerecht zu kommunizieren.

"Brücken bauen"

Talentify.works will diese Lücke schließen. Schüler werden auf der Plattform dabei unterstützt, mehr über sich herauszufinden und ihre Stärken und Talente zu identifizieren. Darauf aufbauend werden Berufsperspektiven erarbeitet. "Viele Jugendliche haben keinen Überblick darüber, welche Berufsbilder es überhaupt gibt", meint Hofer.

Unternehmen bietet das Start-up ein Online-Tool, das ihnen dabei hilft ihre Jobangebote zielgruppengerecht auszuschreiben und stellt Kontakte zu interessierten Schulabgängern her. Daneben werden auch Beratungsleistungen und Weiterbildungsangebote für Lehrlingsausbilder offeriert.

Eine Pilotphase des Projekts läuft seit eineinhalb Jahren mit ausgewählten Unternehmen. Am 5. April wird talentify.works offiziell starten. Firmen können sich dann auf der Plattform eintragen.

Lernplattform für Jugendliche

In das Projekt fließen Erfahrungen ein, die Hofer mit der Peer-to-Peer-Lernplattform talentify.me gesammelt hat. Das 2014 gestartete Angebot, das Schüler, die Nachhilfe benötigen, mit Schülern zusammenbringt, die ihr Wissen weitergeben wollen, zählt mittlerweile rund 4500 aktive Nutzer pro Monat, 13.000 Schüler haben sich registriert.

"Von der Lernhilfe profitieren alle teilnehmenden Schüler", sagt Hofer. Diejenigen, die anderen Nachhilfe geben, würden ihre Sozialkompetenz stärken und lernen Verantwortung zu übernehmen. Schüler, die Nachhilfe nehmen, bekommen die Lernhinhalte "auf Augenhöhe" vermittelt. Die schulübergreifende Lernplattform trage auch dazu bei  "soziale Blasen" zu überwinden, meint Hofer. "Schüler, die sich sonst nie kennengelernt hätten, kommen über die Lernplattform zusammen. Es werden auch Perspektiven vermittelt."

talentify-Gründer Bernhard Hofer

Sozialunternehmen

Während talentify.me ein Non-Profit-Projekt ist, soll talentify.works dem Start-up Einnahmen bringen. Geld verdienen will man mit Mitgliedsbeiträgen von Firmen, die sich unter anderem nach der Größe des Unternehmens berechnen. Die Gewinne würden aber nicht ausgeschüttet, sondern in sozialen und gesellschaftlichen Mehrwert investiert, sagt Hofer. "Sie sollen helfen unseren Non-Profit-Bereich zu finanzieren."

Sein Start-up definiert Hofer als "Sozialunternehmen". Ziel sei nicht die Profitmaximierung, sondern eine möglichst hohe gesellschaftliche Wirkung, erläutert der Gründer. In Österreich habe man damit einen schweren Stand, weil eine geeignete Rechtsform für solche Unternehmen fehle, sagt Hofer. Das führe unter anderem beim Sammeln von Spenden zu Problemen. Seit 2015 veröffentlicht das Start-up seine Einnahmen und Ausgaben deshalb in einem Transparenzbericht. "Es ist derzeit die einzige Möglichkeit, glaubhaft darzulegen was wir unter nachhaltigem Sozialunternehmertum verstehen", heißt es in dem Bericht.

Finanziert wird talentify durch Förderungen, etwa durch die Förderbank austria wirtschaftsservice (aws), Spenden und Kooperationen mit Unternehmen.

Expansion

Wie geht es mit talentify weiter? Neben dem Start von talentify.works Anfang April will das Start-up auch mit seiner Lernplattform weiter expandieren. So wird talentify.me, nach ersten Pilotprojekten, im Herbst in ganz Tschechien starten. Auch in Deutschland, wo es ebenfalls vereinzelt Pilotprojekte gab, werde die Lernplattform im Herbst in Berlin, Dresden und Leipzig angeboten, kündigt Hofer an: "Wenn es gut funktioniert, weiten wir das Angebot  auf ganz Deutschland aus."

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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