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Start-ups

Microsoft steigt bei österreichischem 3D-Karten-Start-up Blackshark.ai ein

Wer Microsofts neuen Flugsimulator gespielt hat (hier im futurezone-Test), wird vor allem die beeindruckende Darstellung der Erde bemerkt haben, über die man im virtuellen Flugzeug fliegt. Erstellt wurde sie vom Grazer Unternehmen Blackshark.ai. Die Firma spaltete sich 2017 vom erfolgreichen Spieleentwickler Bongfish ab. Mithilfe von künstlicher Intelligenz verwandelt das Unternehmen 2D-Luftaufnahmen in 3D-Modelle.

Dass diese Technologie aber mehr Bereiche bedienen kann, als digitale Welten für Videospiele zu erstellen, bemerkten sie schnell und zogen auch die Aufmerksamkeit großer Firmen auf sich. Nun erhielten sie bei einer Finanzierungsrunde 20 Millionen US-Dollar (17,4 Mio. Euro) von Microsofts Venture-Fonds M12 und Point72 Ventures.

Dabei sieht sich Blackshark.ai aber nicht als Konkurrenz zu Kartenservices wie Google Maps oder Google Earth, denn deren Daten sind nicht maschinell lesbar. "Das sind nur dreidimensional aufbereitete Fotos. Man braucht Menschen, um sie zu interpretieren. Unsere KI erkennt zum Beispiel Dächer, Straßen, Eisenbahnschienen oder Windkraftwerke. Wir geben den Bildern einen Kontext und damit werden sie maschinell lesbar und verwendbar", sagt CEO Michael Putz im Gespräch mit der futurezone.

Die KI wurde dabei so trainiert, dass sie Gebäude unterscheiden kann, etwa dass Dächer mit roten Dachschindeln in Europa meist Giebeldächer sind und dass es sich bei Gebäuden mit Flachdach und vielen Klimaanlagen meist um ein Shoppingcenter handelt. 

Autonomes Fahren und Metaversum

Die Anwendungsfälle dafür sind vielseitig. So ist ein großer Bereich das Schaffen von sogenannten synthetischen Trainingsumgebungen für autonomes Fahren. In solchen die Welt mithilfe der Software von Blackshark.ai fotorealistisch nachgebaut. Hersteller von autonomen Systemen können dann Fußgänger*innen, Kinder, Tiere und Ampelsimulationen basierend auf der realen Welt in einer virtuellen Umgebung simulieren lassen.

Diese virtuellen Welten können auch für ein Metaversum genutzt werden, also digitale 3D-Spielplätze, wie Putz es nennt. "Wie im Roman Ready Player One ist es naheliegend, erstmal die echte Welt nachzubauen. Da wir sie als semantisches Modell nachstellen, können wir sie leicht modifizieren, zum Beispiel indem man auf Knopfdruck das Licht hinter den virtuellen Fenstern einschaltet und so eine Nachtansicht generiert, oder mit wenigen Klicks alle Gebäude herausfiltert, die höher als 30 Meter sind. Das ist eine gute Grundlage für ein Metaverse".

Katastrophenschutz

Doch auch genauerer Umwelt- und Klimaforschung wird möglich. Derzeit liefern die Satelliten von Airbus und der amerikanischen Firma Maxar die Kartendaten. Sie haben eine Auflösung von 50 Zentimeter, einige Satelliten schaffen bereits 30 Zentimeter. Diese Daten des gesamten Planeten werden immer öfter aktualisiert, und in absehbarer Zeit mit mehrmals täglichen Updates zur Verfügung stehen.

Damit könne etwa Abholzung oder der Betrieb von Kohlekraftwerken beobachtet werden. Man kann außerdem auch weitere Daten als zusätzliche Information in die von Blackshark erstellten 3D Modelle integrieren, etwa die Dicke und Höhe von Gebäuden oder die Steigung von Straßen. Damit könnte man bei Küstenstädten wie Seattle die Auswirkungen von Katastrophen analysieren. "Mit diesen Daten liefern wir ein sehr genaues 3D-Modell der Stadt. Damit kann ein Wassersimulationsspezialist den steigenden Meeresspiegel oder eine Tsunami-Welle in dieser 3D-Umgebung realistisch berechnen", sagt Putz.

Blackshark.ai-CEO Michael Putz ist Mitgründer der Grazer Spielefirma Bongfish. 

Blackshark.ai beschäftigt aktuell 104 Mitarbeiter*innen70 davon sind Software-Entwickler*innen. Die 20 Millionen Dollar werden jetzt vor allem investiert, um schnell Marktpotential zu realisieren. Kund*innen sollen auf Knopfdruck jeden Punkt der Erde mit den gewünschten Details in photorealistischem 3D bestellen können.

Unterstützt wird das Unternehmen nun zusätzlich zu den neuen Investoren sowie dem bestehenden Investor Markus Wagner, Gründer von i5invest, auch von einem neuen Beratergremium. Hier stehen Brian McClendon, Mitgründer von Google Earth, der ehemalige CEO von Airbus Defense und Space, Dirk Hoke, Qasar Younis, dessen Expertise in der Startup-Szene und bei autonomen Fahren liegt, und Simona Hübl, CEO von i5growth beratend zur Seite.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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