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Start-ups

Wiener Technologie hält nach der Reha länger gesund

Die Österreicher*innen gehen immer öfter auf Reha. In den vergangenen 30 Jahren ist die Zahl bis 2018 um 310 Prozent angestiegen, wie eine Statistik-Austria-Erhebung zeigt. Der häufigste Grund eines Aufenthaltes ist eine Erkrankung des Bewegungsapparates, allen voran Arthrosen von Knie- und Hüftgelenk, gefolgt von Einschränkungen an der Wirbelsäule.

Für Reha-Patient*innen ergibt sich ein häufiges Problem: "Stationär sind sie super versorgt, aber danach kommt meist nicht viel, was supervisiert wird“, sagt Harald Jagoš der futurezone. Er ist einer von 5 Mitbegründer*innen des Wiener Start-ups reha buddy, das Patient*innen während und nach ihrer Rehabilitationszeit unterstützen und ihre Gesundheit länger erhalten will.

6-Minuten-Test

Das erste Produkt ist der „6 Minute Walk Test“ (6MWT). Dabei handelt es ich um ein standardisiertes Assessment, das je nach Einrichtung und Indikation zu Beginn und am Ende eines Reha-Aufenthaltes durchgeführt werden muss, um die Leistungsfähigkeit der Patient*innen zu ermitteln. „Viele haben einen Knie- und Hüftgelenksersatz, bei denen der Test relevant ist“, sagt Jagoš. Anfangs wird der Zustand im Vergleich zur Norm gemessen, der sich nach Trainingszustand, Größe, Gewicht, Alter und Geschlecht der jeweiligen Person richtet. 

„Die Patient*innen müssen auf einem 50 Meter langen Gang, der mit Markierungen versehen ist, 6 Minuten auf- und abgehen", sagt der Experte. Mit einer Stoppuhr in der Hand zeichnen die Physiotherapeut*innen auf, wie viele Längen der Patient schafft und errechnen daraus die Distanz. Um eine Verbesserung feststellen zu können, wird der Test am Ende erneut durchgeführt.

Nicht nur die Dokumentation aller nötigen Daten ist für Therapeut*innen aufwendig, Gangsymmetrie und andere Parameter werden zudem subjektiv bewertet. Mit reha buddy soll dieser gesamte Prozess bald digitalisiert und objektiv vonstattengehen.  

Bewegungsmuster erkennen

Die Lösung beinhaltet eine App und einen handelsüblichen Laufgurt an der Lendenwirbelsäule, in dem das mit Bewegungssensoren ausgestattete Smartphone befestigt wird. „Es müssen nur noch die Patient*innendaten eingetragen werden“, so der Fachmann. Nach dem Startsignal läuft der Countdown ab – die entwickelte App rechnet automatisch mit. Die Sensoren zeichnen dabei die Bewegungen der Patient*in auf.

Laut Jagoš sieht der Therapeut auf einem Blick am Handy, welche Strecke zurückgelegt wurde und wie sich die Geschwindigkeit und die Anzahl der Schritte innerhalb der 6 Minuten verändert hat. Um Bewegungsmuster zu erkennen und die Bewegungsqualität auszuwerten, werden die Daten in der App abgeglichen. So erfährt die Patient*in, inwiefern er oder sie sich verbessert hat und in welchen Bereichen Aufholbedarf besteht. 

Baldiger Launch

Aktuell befindet sich die telemedizinische Lösung noch in der Pilotierungsphase und Produktentwicklung. Getestet wird sie von potenziellen Kund*innen und mithilfe ihres Feedbacks wird sie weiterentwickelt. reha buddy soll über Kliniken und später über niedergelassene Ärzte vertrieben werden. Danach sollen weitere Produkte folgen: „Es gibt mehrere dieser standardisierten Assessments bei Therapien, die wir nach und nach digitalisieren wollen“, sagt der Spezialist.

Mit dem Tool sollen Patient*innen die nötigen Tests künftig selbstständig durchführen können. Die Daten können der Therapeut*in oder Hausärztin übermittelt und mit ihnen besprochen werden. Das Projekt wird mit einer Seed-Förderung des Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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