Wie Roboter T-Shirts klimafreundlicher machen
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T-Shirts, Jeans, Hoodies oder Sweater werden heute größtenteils in Asien oder Afrika hergestellt. Wegen der hohen Arbeitskosten rechnet sich die Produktion in Europa kaum oder gar nicht. Durch die langen Transportwege ist die Umweltbilanz katastrophal. Auch die Arbeitsbedingungen in den Niedriglohnländern stehen in der Kritik. Dazu kommen lange Vorlaufzeiten und hohe Mindestbestellmengen, die Modehändler*innen vor Probleme stellen.
Das Wiener Start-up silana will das ändern und mithilfe von Nährobotern wieder die regionale Produktion von Kleidungsstücken ermöglichen. "Ein T-Shirt 'Made in Austria' war früher üblich, für die heutige Zeit wäre es etwas Neues", sagt Michael Hofmannrichter, der das Start-up gemeinsam mit Michael Mayr und Anton Wohlgemuth im vergangenen Jahr gegründet hat.
Prototyp
An ihrem Nähroboter tüfteln die Gründer seit 3 Jahren. Ein Prototyp ist fertig und wird bereits getestet. Aus patentrechtlichen Gründen wollen ihn die Gründer aber noch nicht herzeigen. Erste Tank Tops können laut Hofmannrichter aber bereits vollautomatisch produziert werden. Der Roboter übernimmt dabei ausgehend vom fertigen Schnitt alle weiteren Arbeitsschritte.
Ziel sei es, dass der Roboter nicht länger als 2 Minuten für ein fertiges T-Shirt brauche, erzählt Hofmannrichter. An einem Arbeitstag könnten so rund 700 T-Shirts produziert werden. Die menschliche Mitarbeit könnte sich auf die Kontrollprozesse beschränken. Welche Stoffe können verarbeitet werden? Getestet werde mit Baumwolle, Polyester und Viskose, sagt Hofmannrichter. Verarbeitet könne zukünftig aber eigentlich jeder Stoff werden.
"Textilhandling wird besser"
Robotern wurde lange nachgesagt, dass sie im Gegensatz zu starren Objekten mit Stoffen nicht gut umgehen könnten. Das Textilhandling werde unter anderem durch die stark verbesserte Datenverarbeitung in Echtzeit besser, sagt Hofmannrichter. Anders als bei vergleichbaren Lösungen am Markt, bei denen Stoffe chemisch versteift werden müssen, damit sie von den Maschinen leichter bearbeitet werden können, ist dies bei der Technologie des Start-ups nicht notwendig.
Klimaschonend
"Wir wollen die Industrie nachhaltig verändern", sagt Hofmannrichter. Die Textilbranche sei leider eine Klimasünderbranche und damit ziemlich "old fashioned". Durch den Nähroboter und die regionale Produktion könne der CO2-Ausstoß eines T-Shirts mehr als halbiert werden. Auch die Vorlaufzeit könne wegen der flexibleren vollautomatischen Produktion anstatt der üblichen 6 bis 10 Monate auf wenige Tage reduziert werden. Wegen der kurzfristigeren Planbarkeit minimiert sich das Trendvorhersagerisiko und die Überproduktion. Auch die Lagerhaltungskosten werden drastisch verringert.
Zahlen
10 Prozent
der weltweiten CO2-Emissionen werden von der Modebranche verursacht
654 Kilogramm
CO2-Emissionen fallen in der EU durch den Kauf von Textilien pro Person an
26 Kilogramm
Textilien werden pro Person und Jahr in der EU verbraucht
7,4 Kilogramm
Textilien werden im Vergleich dazu pro Person jährlich in der EU produziert
Einfache Kleidungsstücke
In einer ersten Phase soll die Maschine einfache Kleidungsstücke, vom T-Shirt bis zu simplen Damenkleidern, herstellen können. Langfristig sollen damit auch Anzüge zusammengenäht werden können, sagt Hofmannrichter. Zunächst will das Start-up mit seinen Robotern für Modehändler*innen Kleidung produzieren. So könne man direkt von den Kund*innen Feedback einholen und den patentrechtlichen Schutz der Technologie vorbereiten, sagt Hofmannrichter.
Eigentlich verstehe man sich aber als Technologieunternehmen. Langfristig - geplant ist ab 2026 - will man die Nähroboter verkaufen oder an Modehersteller vermieten. Die Kosten für eine Maschine sollen dabei im niedrigen bis mittleren sechsstelligen Bereich liegen.
In der Branche gut vernetzt
In der Textilbranche sind die silana-Gründer gut vernetzt. Hofmannrichter war im Investment Management der B&C Industrieholding für den Faserhersteller Lenzing AG tätig. Mayrs Vater ist Eigentümer der Fussl Modestraße, dem größten Modehändler Österreichs, mit dem man in der ersten Phase auch eng zusammenarbeitet.
Bislang wurde das Start-up aus Eigenmitteln der Gründer und Förderungen, etwa der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) finanziert. Für die Weiterentwicklung der Technologie wird derzeit eine Finanzierungsrunde vorbereitet. "Wir gehen das aktiv an, erste Gespräche werden bereits geführt", sagt Hofmannrichter.
Zukunftsvisionen
Die Zukunftsvisionen des Start-ups gehen über den Bau eines Nähroboters hinaus. Kund*innen, die etwa im Eingangsbereich von Einkaufszentren ihre Maße scannen lassen, könnten sich danach beim Modehändler maßgeschneiderte Kleidung aussuchen. Für eine solche individuelle Produktion seien aber noch eine Reihe von Anpassungen an der Hard- und Software notwendig, sagt Hofmannrichter: "Davon sind wir noch weit entfernt."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).
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