Start-up entwickelt einfache Lösung für verschlüsselte E-Mails
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Das Internet wird in Europa immer noch am häufigsten für E-Mails genutzt. Laut Eurostat haben im vergangenen Jahr 77 Prozent der europäischen Internet-Nutzer*innen E-Mails versendet oder empfangen. Instant Messaging oder das Suchen von Informationen über Produkte und Dienstleistungen kamen im Vergleich dazu auf 72 bzw. 70 Prozent.
Die überwiegende Mehrheit der E-Mails ist allerdings unverschlüsselt oder wird nur beim Transport verschlüsselt und kann, wie Manuel Löw-Beer meint, potenziell von jedem mitgelesen werden. Man müsse nur googeln wie das geht, meint der Sicherheitsexperte: "Das ist wie eine Postkarte, die auch von allen, die sie in die Hände bekommen, eingesehen werden kann."
Verschlüsselung oft kompliziert
Die meisten E-Mail-Clients und -Dienste unterstützen zwar weitergehende Verschlüsselung. Für die zusätzliche Sicherheitsschicht müssen aber Zertifikate oder zusätzliche Software installiert und Schlüssel generiert werden. Das ist mitunter kompliziert und überfordert viele Anwender*innen.
Das von Löw-Beer im vergangenen Jahr gegründete Start-up Spixnet bietet eine einfache Lösung zur Verschlüsselung von E-Mails an. Sie durchleuchtet die elektronische Post auch auf Schadsoftware und stellt über eine elektronische Signatur sicher, dass die E-Mail tatsächlich von dem oder der Absender*in kommt.
Zur Anwendung kommen dabei S/MIME-Zertifikate, mit denen die E-Mails ummantelt werden. Nutzer*innen müssten nicht mehr machen als sich anzumelden. Ein von dem Start-up entwickeltes Verfahren sorge dafür, das alles andere automatisiert erfolge, erzählt der Gründer.
KMUs als Zielgruppe
Mit seiner Lösung wendet sich Spixnet vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs). Bäcker, Konditoren oder Zahnärzte hätten keine Zeit, sich um E-Mail-Sicherheit zu kümmern und oft auch kein Geld, um sich teure Lösungen von Sicherheitsunternehmen zu kaufen. Opfer von Angriffen, etwa mit erpresserischer Software, werden sie aber dennoch, meint der Gründer: "Die wollen, dass es wieder funktioniert und zahlen dann eben Lösegeld."
Das Start-up zählt aber auch bereits 1.500 private Nutzer*innen. Dazu haben vor allem Auftritte bei TV-Sendungen, etwa der Start-up-Show "2 Minuten, 2 Millionen", und damit verbundene Marketingaktionen beigetragen. Eine Umfrage unter den Nutzer*innen zeigte auch überraschende Motive für die E-Mail-Verschlüsslung auf. 40 Prozent der Teilnehmer*innen gaben an, mit der Verschlüsselung ihrer E-Mails verhindern zu wollen, dass ihre Affären bekannt würden.
Mit sicheren E-Mails könne man aber nicht nur dafür sorgen, dass private Geheimnisse gewahrt werden. Über private E-Mail-Accounts könnte Schadsoftware über das Öffnen von Anhängen oder das Klicken auf Links zu verseuchten Webseiten auch auf Unternehmensrechner geraten. Für Unternehmen sei jede*r Mitarbeiter*in ein Angriffsvektor, sagt Löw-Beer. Vor Angriffen sei niemand gefeit. Heute könne man sich für wenig Geld geeignete Tools besorgen: "Geld verdient man mit der Masse."
Bedrohung durch künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI), etwa Chat GPT, würde Cyberkriminellen darüber hinaus neue Möglichkeiten bieten. Betrügerische E-Mails könnten glaubwürdiger formuliert werden. Technisches Know-how sei für Angriffe kaum noch notwendig: "Die KI programmiert besser und schneller als der Großteil der Programmierer*innen", sagt Löw-Beer.
Erstes Patent mit 18
Mit IT-Sicherheit beschäftigt sich Löw-Beer seit seiner Jugend. Er machte Sicherheitslücken in Websites oder Newsletter-Systemen ausfindig. Mit 18 erhielt er ein Patent für einen Webfilter für Unternehmen zugesprochen. In der Buchhaltungsagentur des Bundes war er jahrelang für die IT verantwortlich.
2022 gründete er gemeinsam mit dem IT-Entwickler Swen Weiss, seiner für Controlling und Bilanzierung zuständigen Frau Jasmin Löw-Beer und dem Vertriebsspezialisten Robin Bagchi das Start-up Spixnet. Mittlerweile zählt das im burgenländischen Mattersburg ansässige Unternehmen 26 Mitarbeiter*innen.
Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen
Vor kurzem stieg die Wirtschaftsagentur Burgenland als Investor ein. Künftig könnte die Lösung auch bei Behörden in dem Bundesland zum Einsatz kommen. In einer burgenländischen Hochschule ist ein Testlauf geplant. Solche Referenzkunden seien für Start-ups wichtig, weil sie Vertrauen schaffen, meint der Gründer. Auch mit weiteren Investor*innen verhandelt das junge Unternehmen. Ziel ist es, Geld für die internationale Expansion aufzustellen.
Daneben arbeitet das Spixnet-Team auch an Tools zur Risiko- und Schwachstellenanalyse von IT-Systemen. Künftig will das Start-up neben E-Mails auch Websites absichern. Die meisten Websites in Österreich würden Sicherheitslücken aufweisen, erzählt der Experte: "Sie sind extrem unsicher."
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