Man tourist in London
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Start-ups

Wie eine App Hydranten für Blinde hörbar macht

Es ist stockdunkel und das Handy läutet. Was tust du? Einfach: Du folgst dem Klingelton. Es ist intuitiv – du musst über dein Vorgehen nicht nachdenken. Eine neue App will mit dem gleichen instinktgesteuerten Prinzip blinden und sehbeeinträchtigten Menschen helfen, problemlos durch die Welt zu navigieren. Die Grundidee ist nicht neu, die Funktion aber schon.

Audio-Navigation

Es gibt bereits eine Reihe von Apps, die blinde Menschen oder Personen mit einer Sehbehinderung zur Unterstützung heranziehen können. Meist funktionieren die so, dass die Nutzer über das Handy Hilfe und Assistenz anfordern können. Das junge Start-up Dreamwaves – finanziert aus Förderungen, unter anderem von der Förderbank austria wirtschaftsservice (aws) – geht jedoch in die technische Tiefe und bietet Nutzern eine intuitive Audio-Navigation.

„Sie funktioniert wie eine normale Navigations-App, die den Nutzer über seine Route und Ziele informiert. Statt des Befehls ,Links abbiegen‘ hört der Nutzer jedoch ein Geräusch von der linken Seite“, erklärt Hugo Furtado, CEO von Dreamwaves, gegenüber futurezone. Dieses Geräusch könne entweder Musik, eine Stimme oder ein Klang sein, genannt 3D Spatial –  also "räumlicher" Sound. Die meisten von uns kennen ihn aus dem Kinosaal, wenn Toneffekte aus einer bestimmten Richtung kommen.

Hörbare Hindernisse

Der nächste Schritt für das Start-up ist das Hörbarmachen von Hindernissen auf dem Weg. Eine Handy-Kamera erkennt zum Beispiel einen Briefkasten oder einen Feuerhydranten und informiert den Nutzer durch einen Ton aus dessen Richtung darüber. Je näher man dem Objekt kommt, umso lauter wird er - so, als würde der Hydrant einen Peilton aussenden. „Eine Stimme könnte dem Nutzer nicht nur Hindernisse, sondern auch andere Objekte mitteilen: ,Zu Ihrer Rechten ist ein Bankomat’. Diese Stimme kommt genau aus der Richtung des Objekts”, sagt Furtado.

Die Augmentation sei für sehschwache Menschen auf dem Smartphone auch sichtbar. Der Bankomat, der Zebrastreifen oder der Briefkasten wird mit einer virtuellen, kontrastreichen Sphäre am Handy-Display “überzogen”, um die Hindernisse besser sichtbar zu machen. Zusätzlich weisen Pfeile auf dem Boden den Weg.

„Alle virtuellen Objekte, die am Smartphone gesehen werden, können über Kopfhörer auch gehört werden”, sagt der Experte. Gibt es auf dem Weg mehrere Hindernisse, tönen sie je nach ihrer Position gleichzeitig – „so, als würden diese Sachen tatsächlich Töne von sich geben“, sagt der Dreamwaves-CEO.

Audio-Augmented-Reality

Bei der Dreamwaves-App handelt es sich demnach um Audio-Augmented-Reality: „Wir ergänzen virtuelle Sounds zu den existierenden Geräuschen der realen Welt”, sagt Furtado. Als Kopfhörer empfiehlt er kommerzielle In-Ear-Kopfhörer. Over-Ear-Kopfhörer seien weniger gut geeignet, da der Träger damit weniger von der Außenwelt wahrnehmen kann. Eine Möglichkeit sei auch die Nutzung von Bose-Frames. Bei diesen sind die kabellosen Kopfhörer in einer Sonnenbrille integriert.

Bereits über 100 Menschen, die nicht sehen können oder deren Sehkraft beeinträchtigt ist, testen derzeit die App. Die App soll bis Ende des Jahres finalisiert werden.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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