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Interview

Hermann Hauser: "Wir waren damals besser als Apple"

In mehr als hundert Unternehmen hat der gebürtige Österreicher Hermann Hauser, der den Computer-Hersteller Acorn und den Chipkonzern ARM mitgegründet hat, bislang investiert. In Alpbach betreibt Hauser zusammen mit dem Forum Alpbach und der Universität Cambridge eine Sommerschule für Entrepreneurship, mit der er Forschern hilft ihre Ideen wirtschaftlich zu verwerten. Die futurezone hat den 67-jährigen Computer-Pionier zum Gespräch getroffen.

futurezone: Sie haben in England mit Computern und Prozessoren viel Geld verdient. Wäre das auch in Österreich möglich gewesen?
Hermann Hauser:
Bis vor einem Jahr hab ich das nicht geglaubt. Dann haben wir in Alpbach die Summer School on Entrepreneurship gestartet und 300 Projekteinreichungen bekommen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es in Österreich so viele Technologieprojekte gibt, die investitionsreif sind.

Worauf führen Sie das zurück?
Es hat mit den jungen Leuten zu tun. Österreich hat ein gutes Bildungssystem, sie sprechen alle perfekt Englisch. Sie wissen auch, wenn sie international nicht wettbewerbsfähig sind, brauchen sie gar nicht anfangen.

Investieren Sie auch in die Projekte?
Wir haben bis jetzt sieben Investitionen in Österreich gemacht. Es hat sich schneller entwickelt als ich erwartet habe.

Zuletzt sind Sie beim Tiroler Start-up Anyline eingestiegen. Was war ausschlaggebend?
Ich beschäftige mich seit Jahren mit Texterkennung. Anyline ist die Firma auf der Welt, die Zahlen am besten erkennt. Das ist ein großes Thema für Elektrizitätswerke und Stromversorger. Menschen machen beim Ablesen von Stromzählern erstaunlich viele Fehler. Den Zählerstand mit dem Handy abzulesen, ist eine große Chance. Ich hoffe, das wir sie auch international auswerten können.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Investments aus?
Nach der Größe und Wachstumsrate des Marktes, nach der Qualität des Teams und nach der Qualität der technischen Lösung.

Die von Ihnen mitgegründete Firma ARM wurde vor kurzem für 28 Milliarden Euro vom japanischen Softbank-Konzern gekauft. Hatten Sie noch Anteile?
Ja. Finanziell war es ein guter Deal. Ich war aber gegen den Verkauf. Mit ARM ist nichts falsch gelaufen. Wir hatten eine Milliarde an Cash und ein gutes Management-Team. Es gab keinen Grund etwas zu ändern.

Was passiert nun mit ARM?
Softbank-Chef Masayoshi Son sieht großes Potenzial im Internet der Dinge. 90 Prozent der Anwendungen nutzen ARM-Chips. Man hat einen Grundbaustein auf den man aufbauen kann. Kurzzeitig hab ich keine Angst, es bleibt alles beim Alten. Was aber passiert, wenn sich Masayoshi Son zur Ruhe setzt, ist unklar.

In welchen Bereichen sehen Sie Potenzial?
Ich investiere viel in Life Sciences. Es gibt eine Reihe spannender Projekte. Wir haben in Innsbruck auch weltweit führende Wissenschafter bei Quantencomputern. Wir arbeiten gemeinsam mit dem Land Tirol, der österreichischen Regierung und der EU an einem größeren Projekt. Damit wollen wir US-Projekten von Google, Microsoft und IBM Paroli bieten.

Welche Auswirkungen wird der Brexit haben?
Im Augenblick wissen wir das noch nicht. Auf der einen Seite profitieren der Export und der Tourismus vom niedrigen Pfund, es gibt aber auch viele negative Zeichen. Viele Banker wandern nach Dublin, Frankfurt oder Paris ab. Langfristig hab ich die Angst, dass er sich negativ auswirken wird. Hauptsächlich wegen der Unsicherheit. Es ist vollkommen unklar, wie der Brexit ausschauen soll.

Rechtspopulismus stößt auch in Österreich auf Resonanz. Wie wirkt sich das auf den Standort aus?
Der Rechtsrutsch und auch die Expertenfeindlichkeit bedrücken mich. Man sagt, man kann Experten nicht mehr trauen, fragen wir lieber einen Taxifahrer. Das ist eine ganz gefährliche Tendenz.

Sie haben viel erreicht, worauf sind Sie besonders stolz?
Dass der von meiner damaligen Firma Acorn entwickelte Computer BBC Micro in England in den 80er Jahren zu einer ganzen Generation von Softwareentwicklern beigetragen hat. Wir waren damals besser als Apple und hatten in England einen Marktanteil von 60 Prozent. Wir waren der Standard an englischen Schulen.

Seit damals haben Sie auch den Beinamen der "britische Steve Jobs". Ehrt Sie das?
Es gibt eine nette Anekdote von John Sculley, der bis 1993 zehn Jahre lang Apple geleitet hat. Apple hat sich mit 1,5 Millionen Dollar zu 43 Prozent an ARM beteiligt. Später waren die Anteile wesentlich mehr wert. Apple ging es damals schlecht. Sculley hat später gesagt, wenn Apple die Anteile nicht für 800 Millionen Dollar verkaufen hätten können, wäre der Konzern bankrott gegangen. Ich habe es als Auszeichnung verstanden, dass ein Spin-off von Acorn, das damals einer der größten Konkurrenten Apples war, dazu beigetragen hat, dass es Apple noch gibt.

Braucht es einen Programmierunterricht an Schulen?
Das ist sehr wichtig. In England wurde es wieder eingeführt. Wir haben jetzt den Minicomputer Raspberry Pi. Man lernt in jeder Volksschule programmieren.

Der in Wien geborene und in Tirol aufgewachsene Unternehmer war nach seinem Physik-Studium im britischen Cambridge 1978 an der Gründung der Computerfirma Acorn beteiligt, die bei ihrem Börsengang mehr als 200 Millionen Pfund erlöste. 1990 gründete er ARM, deren Mikrochips in fast jedem Mobiltelefon der Welt stecken.

Risikokapitalgeber

Mit seiner Risikokapitalfirma Amadeus Capital Partners investierte Hauser in hunderte Firmen. Mit seinem Institute for Entrepreneurship Cambridge -Tirol (I.E.C.T.) sucht Hauser derzeit im Rahmen eines Wettbewerbs vielversprechende Start-ups. Informationen zu der I.E:C.T-Challenge finden sich unter www.iect.at.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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