Die Routenplaner-App wegfinder wurde von iMobility, einem Joint Venture von ÖBB und Speedinvest, entwickelt
Die Routenplaner-App wegfinder wurde von iMobility, einem Joint Venture von ÖBB und Speedinvest, entwickelt
© iMobility

wegfinder: "Diesen Zug erwischst du nur mit Carsharing"

wegfinder: "Diesen Zug erwischst du nur mit Carsharing"

Vor wenigen Tagen wurde die App wegfinder für Android und iOS gestartet. Sie plant Routen innerhalb Österreichs und kombiniert dafür unterschiedliche individuelle und öffentliche Verkehrsmittel. Die App liefert Abfahrtszeiten und zeigt verfügbare buch- oder mietbare Verkehrsmittel in der Umgebung auf einer Karte an. Auch Buchungs- und Ticketkaufvorgänge können im wegfinder durchgeführt oder zumindest begonnen werden. Zum Start sind ÖBB, Westbahn, Hellö Fernbusse, Car2Go, Taxi 40100 und Citybike integriert.

Ursprung Nextstop

Hinter wegfinder steht das Wiener Start-up iMobility. Dieses wurde 2015 gemeinsam von den ÖBB und dem Risikokapitalgeber Speedinvest gegründet. iMobility sollte die Routenplaner-App Nextstop betreiben. Diese bot einen Überblick über Öffi-Zeitpläne und wurde für mehrere Städte in Österreich in jeweils eigenen Versionen gestartet. wegfinder ist als Nachfolger von Nextstop nicht mehr regional beschränkt, sondern will die Routenplanung für alle verfügbaren Verkehrsmittel innerhalb Österreichs aus einer Hand bieten.

"Wir der Name Nextstop schon besagt, ging es früher um Haltestellen. Bei wegfinder geht es um mehr. Das ist eine Wegsuchmaschine und zeigt die Route von Tür zu Tür", sagt wegfinder-Geschäftsführer Gregor Fischer bei einem futurezone-Besuch im iMobility-Büro. Deshalb habe man sich entschieden, eine neue Marke zu kreieren. Unterstützung dabei habe man sich von der Agentur Brainds geholt.

Die Routenplaner-App wegfinder wurde von iMobility, einem Joint Venture von ÖBB und Speedinvest, entwickelt

Routing neu gedacht

Hinter wegfinder stecke ein neuer Routing-Algorithmus, in den "viel Hirnschmalz" geflossen sei, erklärt Fischer: "Bei uns wirst du Routen finden, die dir andere gar nicht anzeigen. Wenn du etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln einen Zug in einem Bahnhof nicht mehr erreichen würdest, liefern andere App nur spätere Zugverbindungen. Wir machen das intermodal. Du hast ja verschiedene Möglichkeiten, wie du Teilstrecken zurücklegst. Wenn du mit Taxi oder Carsharing schneller zum Bahnhof kommst, erwischst du den Zug."

"Manchmal, gerade am Abend, ist es vielleicht auch besser, eine Station weiter zu fahren, um dort ein anderes Verkehrsmittel zu erwischen, mit dem man schneller nach Hause kommt, als auf üblichem Weg", meint Fischer. Auf einer Kartenansicht aufscheinende Car2Go-Autos kann man im wegfinder direkt in der App reservieren. Der restliche Mietvorgang wird über die Car2Go-App abgewickelt. Die Integration von Taxis läuft derzeit nur über einen Link zur Taxi-Hotline. Aber auch da stecke Überlegung dahinter, betont Fischer. Die angezeigte Rufnummer entspricht immer einem lokalen Anbieter.

Ticket-Kauf in der App

Für öffentliche Verkehrsmittel soll man künftig direkt in der App Tickets kaufen können. Zum Start besteht diese Möglichkeit nur für Westbahn-Züge. Der Kaufvorgang wird dabei auf der mobilen Webseite des Partnerunternehmens beendet. Das sei technisch derzeit noch nicht anders möglich, meint Fischer. Das Ziel sei aber eindeutig, den Ticketkauf möglichst tief in der wegfinder-App zu integrieren. In Zukunft soll also der komplette Kaufvorgang über die App laufen und das Ticket im wegfinder hinterlegt werden.

Im Mai will wegfinder seinen Nutzern auch den Ticket-Kauf für ÖBB-Züge aus der App heraus ermöglichen. Zunächst wird auch hier zum Kaufabschluss auf die mobile Webseite der ÖBB weitergeleitet. Ab Sommer 2017 will wegfinder die volle Integration vollzogen haben. Dass neben den ÖBB auch Konkurrent Westbahn integriert wurde, ist für Fischer selbstverständlich: "Wir entscheiden selbst, welche Partner wir hineinnehmen. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir alles dabei haben, was an Mobilitätsdiensten angeboten wird."

Das Team von wegfinder-Betreiber iMobility inklusive Geschäftsführer Gregor Fischer (2.v.li.)

Angebot an Touristen

Um auch Touristen multimodales Routing zu ermöglichen, ist wegfinder neben Deutsch auch in Englisch verfügbar. Abhängig von der Spracheinstellung am Smartphone werden die Texte in der App angezeigt. Eine Offline-Speicherung von Routeninformationen ist nicht angedacht.

Weiterentwicklung

Bei der Finanzierung sei man derzeit noch stark auf die zwei iMobility-Gründungspartner ÖBB und Speedinvest angewiesen, meint Fischer. In Zukunft soll sich das Start-up durch Ticket-Provisionen selbst finanzieren. Endkundenpreise sollen davon aber nicht betroffen sein, verspricht Fischer. Was man keinesfalls will, ist das Einblenden von Werbung in der App.

Um das Geschäftsmodell umzusetzen, will iMobility künftig noch mehr Partner zu wegfinder holen und Ticket-Verkäufe weitgehend in die App integrieren. Mit mehreren Unternehmen, darunter weiteren Carsharing-Anbietern, Scooter-Sharing-Anbietern und Fahrtendiensten (auch Uber) seien Gespräche im Gange. wegfinder soll auch durch Kundenfeedback verbessert werden. "Der größte Teil unseres Teams sind Entwickler", meint Fischer. "Wir können deshalb sehr schnell reagieren und Vorschläge umsetzen."

Im Umgang mit Nutzern gebe es auch Überlegungen, neuartige Interaktionsmodelle in die App zu integrieren. Mehr dazu werde aber momentan noch nicht verraten.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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