Google Glass, smart glasses under development by Google, are seen in an undated handout picture released February 20, 2013. As shown in a YouTube video uploaded by Google, the glasses feature a small, translucent square in the top right of the field of view which provides an interface to features such as map directions and photography. REUTERS/Google/Handout (UNITED STATES - Tags: SOCIETY SCIENCE TECHNOLOGY BUSINESS) NO SALES. NO ARCHIVES. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Google Glass, smart glasses under development by Google, are seen in an undated handout picture released February 20, 2013. As shown in a YouTube video uploaded by Google, the glasses feature a small, translucent square in the top right of the field of view which provides an interface to features such as map directions and photography. REUTERS/Google/Handout (UNITED STATES - Tags: SOCIETY SCIENCE TECHNOLOGY BUSINESS) NO SALES. NO ARCHIVES. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
© Reuters/HANDOUT

Peter Glaser: Zukunftsreich

Das „Women Problem“

Wearables nehmen sich offenbar Zeit, um sich durchzusetzen. Google Glass ist erst einmal auf der Innovationsreservebank gelandet. Als Google im Juni 2014 eine Kooperation bei einer Brillenkollektion der Modeschöpferin Diane von Fürstenberg bekanntgab, die der Glass-Technologie zu einer schickeren Anmutung verhelfen sollte, ging ein Aufatmen durch die Designwelt. Viel genützt hat es dem kleinen Zusatzrealitätsprojektor nicht.

Apple sagt nicht, wie viele Apple Watches bisher verkauft wurden. Aber auch wenn der Umsatz höher sein sollte als von Analysten geschätzt, das Produkt hat viel Kritik geerntet. Der Technikjournalist Walter Mossberg nannte eines der Fitneßbänder, die er ausprobierte, ein „Zölibat-Band.“

Sogar Wohlmeinende finden, es seien keine Geräte für Technik-Novizen. Und wenn sogar professionelle Tester Schwierigkeiten haben, damit klarzukommen, wird es möglicherweise noch ein paar Jahre dauern, bevor Wearables den Normalnutzer erreichen – und vielleicht noch ein bisschen länger, ehe sich auch stilbewusste Menschen den Maschinchen ernsthaft zuwenden werden.

Derzeit sind die Dinger vor allem bei Menschen populär, die ihr Statusbewusstsein gern über eine Art sportliche Modernität zum Ausdruck bringen und, mit dem Tracker-Armband fest an die Pflicht zur Aktivität gefesselt, die Versportung der Städte vorantreiben. Um sich richtig durchzusetzen, müssten Wearables aber mehr sein als Fitness-Gadgets.

Modern, nicht nur eine Mode

Die Apple Watch braucht das vielzitierte Ökosystem aus Apps, die unterschiedliche Menschen in verschiedenartige Alltage integrieren können. Hermès hat zusammen mit Apple eine individualisierbare Edelversion der Apple Watch aufgelegt, wobei es aber mehr braucht als eine Luxusmarke, um die Kundschaft zu überzeugen, dass Wearables wirklich modern sind, und nicht nur eine Mode. Nicht jeder kann sich eine Uhr leisten, die weit über 1000 Euro kostet, aber bei Apple geht man davon aus, dass eine Firma wie Hermès andere Designschwergewichte dazu bewegen wird, weitere hübsche Entwürfe vorzulegen, die einen breiteren Markt ansprechen könnten.

Wearables müssen sich auch mit dem sogenannten „Women Problem“ auseinandersetzen. Die meisten Wearables sind angeblich unisex, aber jeder weiß, dass das nicht wahr ist. Sie haben große Displays, wie man es traditionell von Herrenuhren kennt, und sie sind oft sperrig. Es ist um einiges schwieriger, den zeitgemäßen Bedarf an Speicher und Software mit femininem Design in Einklang zu bringen, das kleine Ziffernblätter und schlanke Armbänder kennt.

Und Wearables sind einfach immer noch ziemlich hässlich. Dass Google Glass sich trotz viel Werbung mit hübschen Models nicht bei nichtnerdigen Konsumenten respektive Konsumentinnen durchsetzen konnte, hatte sehr viel damit zu tun („Entschuldigung, Sie haben da was am Auge“). Nette Anwendungen wie das Fußgänger-Navigationssystem konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einfach zu bescheuert aussah.

Wenn sie Wearables produzieren wollen, auf die möglichst viele Leute abfahren, müssen die Hersteller begreifen, dass Verbraucher sich nur ungern das Gesicht umbauen lassen (das gilt auch für die VR-Taucherbrillen von Oculus Rift und Konsorten). Mode soll den Menschen auf vorteilhafte Weise herausstellen, und ihn nicht unter klobigen Kopfhörern verstecken.

Viele Modeinnovationen kann man nicht oder fast nicht sehen, von Hosen-, Hemd- und Kleidertaschen bis hin zu schön gefütterten Sakkos. Die Hersteller von Wearables sollten in den Lehrbüchern der Modemacher wildern und Dinge anbieten, die nicht alle Blicke nur auf sich ziehen.

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