Bericht: Bikesharing-Anbieter Obike ist offenbar pleite
Der Bikesharing-Anbieter Obike, der unter anderem auch in Wien tätig ist, hat derzeit offenbar mit finanziellen Problemen zu kämpfen. In Singapur, wo das Unternehmen seinen Firmensitz hat, läuft Berichten zufolge bereits ein Insolvenzverfahren. Am Donnerstag wurde bekanntgegeben, dass zwei Masseverwalter bestellt wurden, die die Kontrolle über das Unternehmen übernommen haben und sich nun mit den Forderungen der Gläubiger auseinandersetzen.
Dazu zählen vor allem zahlreiche Kunden, die 49 Singapur-Dollar (rund 30 Euro) an Kaution für die Nutzung der Leihräder hinterlegen mussten. Das Problem: habe Berichten zufolge diese Gelder verwendet, um den laufenden Betrieb zu finanzieren. Deswegen sei unklar, ob die Kunden ihre Kaution zurückerhalten werden. In Österreich wurden offenbar sogar 79 Euro Kaution verlangt. Die Gebühr kann laut Geschäftsbedingungen binnen 14 Tagen erstattet werden, wenn man sein Konto nicht mehr nutzen möchte.
Gebühr gegen Fahrradflut
Obike ist ein relativ junges Start-up und wurde erst im November 2016 gegründet. Drei Monate später ging man in der Heimat Singapur an den Start, wo bis zuletzt rund 14.000 Räder im Umlauf waren. Wie in vielen anderen Ländern beklagte sich aber auch Singapur über die Flut an Fahrrädern, die oftmals unrechtmäßig abgestellt wurden und hob daher eine Gebühr pro Leihrad ein, um das Wachstum zu bremsen.
Der Dienst expandierte in 24 weitere Länder, darunter auch Österreich. Auch in Wien sorgten unvorteilhaft abgestellte Räder für Probleme, weswegen die Stadt Wien mit hohen Strafen drohte. Im März reduzierte das Unternehmen die Flotte von 1800 auf 1000 Stück. Zweifel an der Größe der Flotte gab es aber immer wieder, auch in anderen Städten.
Ob die Insolvenz nun auch Obike in Europa betrifft, ist unklar. Die futurezone hat bei der offiziellen Pressestelle für den österreichischen Markt nachgefragt. Diese gab jedoch an, den Dienst schon "seit geraumer Zeit" nicht mehr zu betreuen, auch zu den Verantwortlichen habe man keinen Kontakt mehr. Daniel Junge, der bisher verantwortliche General Manager für Österreich und die Schweiz, ist offenbar bereits seit April nicht mehr im Unternehmen beschäftigt. Auch der deutsche General Manager Marco Piu trat nach kaum mehr als einem halben Jahr Tätigkeit im März ab.
Die deutsche tz berichtete bereits am Donnerstag über Probleme in der Stadt München. Auch dort wollte Obike einen Großteil seiner Flotte abziehen, passiert ist das jedoch nie. Zudem sei das Unternehmen „untergetaucht“ - es gäbe keinen Ansprechpartner mehr, weder der zuvor beschäftigte Krisenmanager noch die PR-Agentur seien erreichbar. Und auch die in Deutschland angegebenen Telefonnummern sind offenbar mittlerweile nicht mehr verfügbar.
Update: In einer frühere Version dieses Artikels stand, dass Obike hierzulande keine Kaution erhoben habe. Das wurde korrigiert. Zudem wurde der Stand der Nachfrage bei Obike ergänzt.