China wirft Bitcoin-Miner raus: Wo sie jetzt hingehen
China ist in den vergangenen Wochen und Monaten massiv gegen Kryptowährungen wie Bitcoin vorgegangen. Die dezentralen Systeme, die sich nur schwer kontrollieren lassen, sind der Regierung in Peking schon lange ein Dorn im Auge. Das hat auch Auswirkungen auf die Industrie vor Ort wie etwa das Mining. So haben mehrere Firmen angekündigt, ihr Geschäft in der Volksrepublik einzustellen.
Für die Krypto-Szene bedeutet dies einschneidende Änderungen. Schätzungen zufolge finden zwischen 65 und 70 Prozent der weltweiten Mining-Aktivitäten in China statt. Bei Bitcoin befanden sich zuletzt etwa die Hälfte der Miner in China.
Hauptsächlich finden sich die Mining-Unternehmen in 4 Provinzen: Xinjiang, Innere Mongolei, Sichuan und Yunnan. Sichuan und Yunnan ist vor allem durch seine Wasserkraft populär, Xinjiang und die Innere Mongolei beherbergen viele der chinesischen Kohlekraftwerke. Nun steht aber vieles vor einem Umbruch: Nachdem die Innere Mongolei Pekings Klimavorgaben etwa nicht erreicht hat, haben die Behörden den Minern 2 Monate gegeben, um die Region zu räumen.
Telefone laufen heiß
In diesem Zusammenhang drängt sich nun die Frage auf, wohin sich das Mining künftig verlagern wird. "Bei jedem westlichen Mining-Anbieter, den ich kenne, klingeln aktuell die Telefone“, sagt etwa der Analyst Nic Carter von Castle Island Ventures in einem Bericht von CNBC. „Chinesische Miner blicken in Richtung Zentralasien, Osteuropa, die USA und Nordeuropa“, so Carter.
Jiang Zhuoer, Gründer des Mining-Services BTC.TOP sieht vor allem Zentralasien und Nordamerika im Fokus, wie er gegenüber der South China Morning Post erklärte. „Nordamerika hat die beste Sicherheit und das beste politische Umfeld für das Mining, aber die Kosten sind hoch. Zentralasien liegt in der Nähe von Xinjiang“, sagte Zhuoer.
Kasachstan
In erster Linie suchen sich die Mining-Unternehmen Plätze, wo sie günstig an eine Stromversorgung kommen. Ein wahrscheinliches Ziel für die Miner ist laut CNBC Kasachstan. Teilweise sollen chinesische Miner bereits quasi „über Nacht“ ihre Gerätschaften über die Grenze nach Kasachstan transportiert haben, wie eine anonyme Quelle gegenüber Wired erklärte.
Das Land verfügt über großflächige Kohlevorkommen, was zu günstigen Energiepreisen führt. Außerdem ist es mit den lokalen Behörden einfach, an Baugenehmigungen zu kommen, was ebenfalls ein Vorteil für Unternehmen ist, die große Anlagen konstruieren wollen.
Ein anderes Ziel für Mining-Unternehmen könnte der US-Bundesstaat Texas sein, wie Brandon Arvanaghi, ein Ex-Mitarbeiter der Krypto-Börse Gemini prognostiziert. Sein Unternehmen stellt Hosting für internationale Miner zur Verfügung. So zähle Texas zu den Orten mit den geringsten Strompreisen der ganzen Erde. Es sei auch sehr einfach, Mining-Unternehmen zu gründen. Mit Investitionen von 30 oder 40 Millionen Dollar habe man die Möglichkeit, ein führendes Mining-Unternehmen zu werden.
Logistische Fragen
Der Umzug großer Mining-Firmen von China in die USA ist allerdings auch eine große logistische Herausforderung, wie Alex Brammer von der Krypto-Firma Luxor Tech zu Wired sagte. Probleme sind etwa die strengen Zollvorschriften sowie die aktuelle Knappheit an Schiffs-Containern.
Ob der Mining-Exodus aus China wirklich so groß sein wird, wie angenommen, ist indes ebenfalls noch offen. Manche Experten wie Zhuoer meinen, dass das Geschäft in China schon zu groß gewachsen ist, um komplett zu verschwinden. So erwirtschaften die chinesischen Miner im Jahr knapp 13 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten geht in die Hunderttausende.
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