Israelische Spyware-Firma angeblich an Hollywood-Produzenten verkauft
Die NSO Group ist vor allem für seine Spionagesoftware Pegasus bekannt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Israel vertreibt diese an Regierungen – zur Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität, wie es betont.
Tatsächlich konnte in hunderten Fällen nachgewiesen werden, dass damit Journalistinnen und Journalisten sowie Aktivistinnen und Aktivisten ausgespäht wurden. Auch hochrangige Politiker sollen Ziel der Spähsoftware gewesen sein, die auf Kamera, Mikrofon, Standortdaten und Nachrichten zugreifen könne.
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Wie TechCrunch berichtet, wurde das Unternehmen nun von einer US-amerikanischen Investorengruppe übernommen. Ein Sprecher der NSO Group bestätigte dies, ohne Angaben zur Kaufsumme oder den Käufern zu machen.
Pink-Panther-Produzent leitet angeblich Investorengruppe
Israelische und amerikanische Behörden müssten dem Verkauf noch zustimmen. Laut der israelischen Technik-Nachrichten-Seite Calcalist wird die Investorengruppe von Filmproduzent Robert Simonds angeführt.
Er hat in der Vergangenheit Filme wie „Pink Panther“, „The Gentlemen“ oder „Hustlers“ produziert. Laut Guardian-Recherchen hatte er bereits 2023 Interesse an der NSO Group geäußert. Er hat sich bisher nicht zur aktuellen Übernahme bekannt.
Befürchtungen zu menschenrechtswidrigem Einsatz
Das Unternehmen steht international in der Kritik, weil seine Software nachgewiesenermaßen für Menschenrechtsverletzungen genutzt wurde. „Meine Sorge ist, dass NSO intensiv versucht hat, in die Vereinigten Staaten zu gelangen und sein Produkt an amerikanische Polizeikräfte in US-Städten zu verkaufen. Diese Diktatorentechnologie gehört nicht ansatzweise in die Nähe von Amerikanern oder unseren verfassungsmäßig geschützten Rechten oder Freiheiten“, erklärte etwa John Scott-Railton gegenüber TechCrunch. Der Sicherheitsforscher am Citizen Lab beschäftigt sich seit 10 Jahren mit dem Missbrauch von Pegasus.
US-Blockliste und Millionenstrafe
Nach konkreten Spionagevorwürfen war die NSO Group 2021 auf einer Blockliste der USA gelandet, d.h. US-Unternehmen war es verboten, Handel mit dem israelischen Softwarehersteller zu treiben. Laut TechCrunch-Informationen versuchte die NSO Group zuletzt im Mai diesen Jahres mithilfe einer Lobbyfirma, die in Zusammenhang mit der Trump-Regierung steht, von dieser Blockliste entfernt zu werden.
Ebenfalls im Mai 2025 entschied ein kalifornisches Gericht, dass die NSO Group 167,25 Millionen US-Dollar Strafe zahlen muss. Meta hatte das israelische Unternehmen geklagt, weil es eine Sicherheitslücke in WhatsApp genutzt hatte, um Pegasus auf Smartphones zu installieren.
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NSO-Group-Mitgründer arbeitet mit Sebastian Kurz
Vorheriger Besitzer der israelischen Softwarefirma war eine luxemburgische Holdinggesellschaft, die dem Gründer Omri Lavie gehört. Mit der Übernahme durch die US-Investoren verlässt er als letzter der drei Gründer die NSO Group.
Niv Karmi war schon kurz nach der Gründung 2010 ausgestiegen, Shalev Hulio im Jahr 2022. In der Folge gründete er gemeinsam mit dem österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz „Dream Security“.
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Mithilfe von KI-Systemen will das Unternehmen kritische Infrastruktur von Staaten und Industrie schützen. Im Februar 2025 wurde das Cybersicherheits-Start-up mit über einer Milliarde Dollar bewertet und wurde damit zum „Unicorn“. Kurz hält laut Kurier etwa 15 Prozent an dem Start-up, und ist damit auf dem Papier zum Multimillionär geworden.