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Internet der Dinge: Vernetzte Kräne und gehackte Teddybären

"Wir bewegen uns beim Internet der Dinge von einer Phase der Pläne und Erwartungen hin zum Einsatz", sagte Jeremy Cowan, Herausgeber des Fachmagazins M2M Now beim IoT Forum CE, das Mittwoch und Donnerstag im Congress Center der Messe Wien stattfand und bei dem aktuelle Entwicklungen und Anwendungen des Internet of Things (IoT) erörtert wurden.

In der Industrie, im Verkehrsmanagement aber auch in der Landwirtschaft werde die Technologie bereits erfolgreich angewandt. Bei selbstfahrenden Autos und bei Smart City-Anwendungen gebe es noch viele offene Fragen. Anwendungen für Konsumenten würden dem industriellen Einsatz folgen, prognostizierte Cowan. Daneben würden auch neue Themen wie künstliche Intelligenz und die Blockchain auftauchen. Herausforderung für die weitere Verbreitung des Internet der Dinge sieht der Experte unter anderem in der Sicherheit und der Standardisierung. "Wir müssen uns auch fragen, ob wir die Anwendungen nicht zu kompliziert gestalten."

Hinter den Erwartungen

In Österreich nimmt die Technologie zwar langsam Fahrt auf, die hochgesteckten Erwartungen und Prognosen konnte sie bislang aber nicht erfüllen. "Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen", räumte Werner Kraus, Bereichsleiter Business & Wholesale bei T-Mobile Austria. Nachholbedarf gebe es vor allem bei Beratungsleistungen rund um die Technologie. Viele der Unternehmen seien digitale Anfänger, sagte Drei-Chef Jan Trionow. Bedenken gebe es auch wegen der Datensammlungen.

IoT sei sehr komplex, sagte Ingrid Wiestrand vom schwedischen Anbieter Tele2 IoT, der auch in Österreich eine Niederlassung unterhält. Man müsse mit vielen Partnern zusammenarbeiten und flexibel sein.

Die Zukunft der Technologie liege in der nächsten Mobilfunkgeneration 5G, meinte Bela Virag vom Unternehmensberater Arthur D. Little. Viele Anwendungsfälle würden 5G bedingen. Das habe weniger mit der niedrigen Latenzzeit des Mobilfunkstandards zu tun, als mit zunehmend anspruchsvolleren Anwendungen, meinte Virag.

Gehackte Teddybären

Thema beim IoT-Forum war auch die Sicherheit von Geräten und Anwendungen. Der deutsche Sicherheitsexperte Tobias Schrödel führte vor, wie leicht sich verwundbare Geräte im Netz aufspüren und hacken lassen. Ein vernetztes Türschloss war dabei ebenso Ziel seiner Angriffe wie ein Plüsch-Teddybär. "Wir müssen darüber nachdenken, ob wir wirklich alles mit dem Internet verbinden wollen", meinte Schröder. Bei der Entwicklung vieler Geräte hätten Sicherheitsüberlegungen keine Rolle gespielt. Die Zeiten in denen nur der Preis und die Funktionalität von Produkten wichtig waren, sollten aber vorbei sein.

Datenschutz und Sicherheit müssten schon bei der Entwicklung von Geräten und Anwendungen berücksichtigt werden, sagte Frank Wagner, der bei der Deutschen Telekom dem Bereich Business, Services and Infrastructure vorsteht. Daten sollten so früh wie möglich anonymisiert und pseudonomyisiert werden und nur dann genutzt werden, wenn dies wirklich notwendig sei. Wichtig sei auch, den Kunden gegenüber transparent zu sein.

Vernetzte Kräne

Eine erfolgreiche Anwendung der Technik zeigte der Gründer Michael Breidenbrücker. Der Vorarlberger, vor mehr als 15 Jahren an der Gründung des Musikempfehlungsdienstes last.fm beteiligt war und infolge zahlreiche Start-ups gründete, analysiert mit seinem Unternehmen senseforce unter anderem für den Kranhersteller Künz die Sensordaten von Maschinen.  

Die Datenanalyse habe für das Unternehmen neue Möglichkeiten beim Kundendienst, im Verkauf und in der Entwicklung aufgemacht, sagt Breidenbrücker. Das Unternehmen wisse jetzt, welche Probleme seine Kunden tatsächlich haben und könne früh darauf reagieren und auch zusätzliche Dienstleistungen anbieten.

Smart-Home-Flop

Weniger Erfolg mit einer Internet der Dinge Anwendung hatte Stefan Pfeffer, der das auf die Entwicklung und IoT-Technologie spezialisierte Unternehmen Microtronics leitet. 2013 brachte er mit seinem drei Jahre zuvor gegründeten Start-up QGate eine vernetzte Steckdose auf den Markt, mit der sich verschiedene Geräte und Anwendungen im Haushalt steuern lassen sollten. QGate erregte in Fachkreisen viel Aufsehen, erhielt Auszeichnungen und auch Angebote von Risikokapitalgebern, der Stecker fand allerdings kaum Abnehmer. 2014 wurde die Firma liquidiert. "Wir waren zu früh, es gab den Markt noch nicht", resümiert Pfeffer.

Das Smart Home sei zwar nun auf dem Vormarsch, Produkte am Markt zu etablieren, sei aber kein Kinderspiel. "Es ist harte Arbeit." Amazons smarte Lautsprecher mit dem Assistenzsystem Alexa senke durch die Sprachsteuerung die Hürden für Smart-Home-Geräte. Den wirklichen Durchbruch sehe er damit aber noch nicht. Herstellern rät er auf die Bedürfnisse der Kunden zu hören: "Wenn es einfach benutzbar ist, dann wird es funktionieren."

Waschmaschinen und Kühlschränke

An Smart Home Produkten arbeitet auch der deutsche Haushaltsgerätehersteller BSH mit seiner Plattform Home Connect, die unter anderem Waschmaschinen, Kühlschränke, Geschirrspülmaschinen, Staubsauger und Kaffeemaschinen vernetzt. Die 2014 gestartete Plattform ist mittlerweile in 32 Ländern verfügbar. Rund 800 Apps zur Steuerung von Haushaltsgeräten für Android und iOS können heruntergeladen werden, 1500 Entwickler sind auf der offen Plattform, die unter anderem Schnittstellen zu Amazons Alexa und Nest bietet, verfügbar.

Über Home Connect können die Geräte etwa ferngesteuert oder Waschmittel oder Tabs für Geschirrspüler nachbestellt weren. "Man kann auch vom Display eines Tesla in den Kühlschrank schauen", sagte Fabian Unterreiner, der bei dem Haushaltsgerätehersteller für IT-Lösungen zuständig ist. Viele Anwendungsfälle würden über das Entwickler-Programm entstehen. Es gehe nicht nur um die Technologie, sondern auch darum, verschiedene Partner zusammenzubringen, meinte Stefan Unterhuber vom IT-Dienstleister Atos, der die technische Lösung für Home Connect bereitstellt.

Innovation und Idiotie

Der Schweizer Innovationsberater Jean-Philippe Hagmann warnte davor, dass die Grenze zwischen Innovation und Idiotie beim Internet der Dinge leicht überschritten werden könne. Die Technologie habe großes Potenzial, viele Unternehmen würden aber falsch an das Thema herangehen. "Die Idioten starten mit der Technologie und suchen dann ein Problem, das sie damit lösen können", meinte Hagmann. Bei Innovation gehe es aber weniger um Technologie, Software oder eine Reise ins Silicon Valley, sondern um die Denkweise. Der Ausgangspunkt sollte immer ein Problem sein. "Die Frage, mit welcher Technologie es gelöst werden kann, sollte sich erst später stellen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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