Warnung vor der #10YearChallenge: Könnte Gesichtserkennung dienen
Ein neuer, viraler Trend erobert das Netz: Das Teilen und Gegenüberstellen von Fotos von vor zehn Jahren. Zahlreiche Promis machen mit, aber auch Hundertausende Nutzer. Unter dem Hashtag #10YearChallenge werden auf Facebook, Twitter und Instagram bereits Millionen von Fotos geteilt, die Menschen von vor zehn Jahren im direkten Vergleich mit dem Jetzt zeigen.
Seinen Ursprung genommen hat dieser neue, virale Hashtag auf Facebook. Dort gibt es das „Memories“-Feature, das einen immer wieder an die Fotos der vergangenen Jahre erinnert. 2009 war bei Facebook das Jahr, in dem das Soziale Netzwerk so richtig durchstartete. Facebook hatte daher vielen Nutzern Fotos von vor zehn Jahren angezeigt.
Gesichtserkennungssoftware
Doch die #10YearChallenge wird nicht von allen Menschen so freudig aufgenommen, gibt man mit Porträtfotos von seinem Gesicht doch recht viel von sich preis. Die Tech-Humanistin Kate O’Neil hat etwa angemerkt, dass derartige Fotos gut von einer Gesichtserkennungssoftware herangezogen werden kann, um Bilder anhand des Altersunterschieds zu trainieren. Die wesentlichen Merkmale im Gesicht bleiben gleich, aber es gibt doch einige Unterschiede.
Vor zehn Jahren war die Digitalfotografie auch bereits verbreitet genug, damit brauchbare Fotodaten vorliegen. Nun warnt O’Neil davor, dass die Daten für derartige Analysen leicht herangezogen werden können. Die häufigste Kritik, die sie für diese Annahme einstecken muss, bezieht sich darauf, dass die Fotos meistens bereits vorher auf Social-Media-Plattformen wie Facebook existiert haben.
Genauere Daten als zuvor
Doch das Argument entkräftigt O’Neil: Viele Nutzer würden ein Foto von sich, das sie besonders gern haben, immer wieder und auf mehreren Plattformen hochladen. Somit könne man nicht immer feststellen, wie alt das Foto bzw. die Person am Foto wirklich sei. Bei der Challenge hingegen gebe man den Plattformen einen perfekte Datengrundlage, so O’Neil. Da die Fotos noch dazu mit dem Hashtag #10YearChallenge versehen seien, würde man diese auch einfach für diesen Zweck sammeln können, heißt es im Wired-Kommentar.
Der häufigste Anwendungsfall für Gesichtserkennung, bei der das Alter eine Rolle spiele, sei übrigens zielgerichtete Werbung. Seit Jahren versucht man, bei der Gesichtserkennung auch das Alter einer Person perfekt zu schätzen. Dass manche Personen unter dem Hashtag lediglich Jux-Fotos posten würde, mache nichts, weil damit könne eine Software in der Regel gut umgehen.
Bewusster Entscheidungen treffen
Menschen, die ihr Foto unter dem Hashtag bereits gepostet haben und jetzt besorgt sind, versucht O’Neil sogleich aber zu beruhigen. Es sei nicht prinzipiell gefährlich, selbst wenn Gesichtserkennungsalgorithmen jetzt ihre Daten anhand des Fotos trainieren würden. „Wir müssen alle ein bisschen bewusster werden, was für Daten wir kreieren und teilen und wem wir darauf Zugriff geben wollen. Wir müssen uns der Auswirkungen bewusst sein, die das haben kann“, schreibt O’Neil.
Man müsse sowohl von Firmen verlangen, respektvoll mit den Daten umzugehen, aber man müsse auch selbst damit beginnen, und respektvoll mit seinen eigenen Daten umgehen, empfiehlt die Tech-Humanistin nach dem Aufzeigen der technischen Möglichkeiten.